Happy Birthday – 15 Jahre wunderbare Wally!

Wenn das Kind 18 wird, die Mutter 50, der Opa 80, dann findet man liebevolle Glückwunsch-Anzeigen in den Tageszeitungen. Es gibt einen Oscar oder Bambi für das Lebenswerk eines Künstlers noch zu seinen Lebzeiten…
Heute, am 11. 11., wird meine Wally 15, ich nutze meine Gegebenheiten und widme diesem außergewöhnlichen Hund aus meinem tiefsten Herzen diesen Blogpost!

Bisher gab es immer neue Halsbänder, Kuscheldecken, Spielzeuge oder Näpfe zum Ehrentag… Davon haben sich in all den Jahren weiß Gott genug angesammelt und natürlich wird sich Wally der Bedeutung dieser Gaben nicht annährend bewusst sein… Auch diese Zeilen werden nicht wirklich Eindruck bei ihr hinterlassen – entsprechend liegt sie gerade neben mir in ihrem Bettchen und schnarcht friedlich vor sich hin…

Was aber nicht spurlos an ihr vorüber zieht, ist was Anständiges zu Essen. Das war schon immer ihre Priorität und ist es bis heute geblieben… Neben unzähligen Leckereien gibt es als besonderes Extra immer eine hundetaugliche Geburtstagstorte. Meistens selbst gebacken, zu besonderen Geburtstagen aber geordert…

Wallies 11. Geburtstag am 11. 11. war so ein besonderer Anlass… Und der 15. heute ist es auch! Wally zählt zu den mittleren bis großen Hunderassen und dafür hat sie schon ein biblisches Alter erreicht.
Wir sind für jeden Tag dankbar, genießen jeden Augenblick mit ihr und ich bin sehr froh, dass mein Beruf es möglich macht, 24 Stunden täglich mit dieser Seele von Hund verbringen zu dürfen! Sie fügt sich bis zum heutigen Tag perfekt in unser Leben! Das macht Wally so besonders! Natürlich ist vieles Erziehungssache, da haben mein Mann und ich gute Arbeit geleistet, aber vieles ist durch den Rückspiegel betrachtet nicht selbstverständlich…

So fing alles an

Es war Januar 2005, ein extrem kalter Winter mit Unmengen von Schnee und geschlossener Schneedecke von November bis Ende März. Im Alter von nur 7 1/2 Jahren mussten wir uns von Wallies Vorgänger, einem Mischlingsrüden namens Pascha, trennen, am nächsten Tag haben wir dieses Foto als Aufmacher auf der Titelseite der Tageszeitung gesehen…

Es hatte den Tenor „Kuschelfaktor“, weil es draußen so bitterkalt war. Alles im Leben ist Schicksal… Mein Mann kannte eine Redakteurin der Tageszeitung, rief sie an und eine Stunde später waren wir auf diesem Bauernhof, dessen Hündin und Rüde diesen spektakulären Wurf von insgesamt 12 Welpen hervorgebracht hatte… Wir wollten nur schauen… Und ich hatte noch im Auto zu meinem Mann gesagt, dass mich nichts an unseren schokoladenbraunen Pascha erinnern dürfe. Aber da saß sie, inmitten von weiteren elf wuselnden, entzückend süßen Hundebabies… Nonchalant ein Vorderbeinchen zur Seite gestreckt und schaute mich interessiert an, unsere wunderhübsche Wally! Für mich war es Liebe auf den ersten Blick! Es traf mich wie ein Blitz, dieser Hund musste es sein! Obwohl ebenso braun wie der Vorgänger… Aber immerhin ein Mädchen!

Ich bin mir sicher, dass Wally auch deshalb so außergewöhnlich ist, weil sie in ein Paradies hinein geboren wurde und dort die ersten Wochen ihres Lebens verbringen durfte: Mutter und Vater (beides Mischlinge), beide auf diesem Bauernhof lebend, eine liebevolle Familie, die sich rührend um die Hunde gekümmert hat, die Großmutter hat für die Meute sogar selbst gekocht…
Wir mussten noch ganze zwei Wochen warten, bis wir Wally mit neun Wochen nach Hause holen durften. Ideal, um Abschied von Pascha zu nehmen und alles auf Wally vorzubereiten. Weil ich es vor Sehnsucht nicht mehr ausgehalten habe, habe ich sie aber jeden Tag besucht. Ich saß mit den zwölf Hundebabies in einem eigens errichteten Heuverschlag, von der Kälte draußen keine Spur, und habe stundenlang dem Wechsel von Schlaf- und Wachphasen der Wuselbande zugesehen. Ab Tag 3 hat Wally schon auf ihren Namen gehört. Immer wenn ich zu Besuch gekommen bin, waren die Welpen draußen am Spielen und wenn ich Wally gerufen habe, hat sie sich vom Rudel getrennt und kam freudig auf mich zugerannt…

Wir hatten das große Glück, dass die besagte Redakteurin Wallies Schwester Lucy adoptiert hat. Wir wohnten damals im gleichen Ort und die beiden konnten sich regelmäßig sehen, was das Heimweh nach dem Rest bestimmt etwas gemildert und den Familiensinn gefördert hat. Allerdings waren sie als die „Terrorschwestern“ verschrien, weil sie nicht besonders freundlich zu ihren anderen Artgenossen waren und nur Augen für sich hatten. Sie haben gespielt wie die Wilden, noch heute sind die Kratzer auf unseren Ledersofas sichtbar. Aber es sind Spuren des Lebens und immer wenn ich mit der Lederpolitur zugange bin, erinnere ich mich an diese schöne Zeit!

Die ersten drei Wochen in unserem Zuhause, habe ich mich ausschließlich auf Wally konzentriert. Wir haben abwechselnd mit ihr auf dem Boden geschlafen, dass sie sich nicht alleine fühlt und vor allem, dass wir es nicht verpassen, wenn sie wach wurde und Pipi musste. Wir haben sie gepackt und raus in den Schnee gesetzt, applaudiert und Freudentänze aufgeführt, wenn sie ihr Geschäft verrichtet hatte. Sie war sofort stubenrein, hat bis heute nicht einmal in die Wohnung gemacht! Und für unser Bett hatte sie sich dadurch auch nie interessiert, was aber nicht meine Intention war… Ich hätte mich über nächtliche Besuche sehr gefreut! In mein Bett hat sie sich später nur verzogen, wenn ich am Staubsaugen war, das war ihr zu laut und mochte sie nicht…

Stattdessen hat sie irgendwann das Sofa für sich entdeckt. Ich fand es schade, ich hätte sie wenigstens gerne in ihrem Körbchen neben meinem Bett gewusst. Auf der anderen Seite fand ich es gut, dass sie sich ihren Lieblings-Schlafplatz somit selbst gesucht hatte. Der ist es auch lange geblieben, bis der erste Kreuzbandandriss dazwischen gekommen ist…

Wallies Alltag

Es kam der Alltag. Die ersten Foto-Produktionen standen wieder an und ich war gespannt, wie Wally das meistern würde… Acht Stunden nicht im Mittelpunkt zu stehen, ein abgelenktes Frauchen und Blitzlichtgewitter…

Von Stunde Null an waren Foto-Shootings ganz nach Wallies Geschmack! Abwechslung ist eben das halbe Leben… Immer mittendrin im Geschehen und ebenso talentiert und vor allem fotogen wie die Models. Es gibt unzählige Zeitschriften-Veröffentlichungen mit Wally, aber das Foto oben war, wie man heute sagen würde, ein viraler Hit… So etwas kann man nicht planen, das passiert.

Immer wenn ich die Sets und mein Licht aufbaute, wußte Wally, was Sache ist. Sobald die Kulisse aus gemütlichen Teppichen und Kissen gebaut war, war Wally zur Stelle und kam zum Probeliegen… Fortan fungierten keine Holzskulpturen mehr als mein Lichtmodel, sondern mein dienstbeflissener und zuverlässiger Hund erledigte das.
Wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, bin ich wirklich mächtig stolz, was für ein eingespieltes Team wir waren und immer noch sind!
Ich meine, Wally hätte auch Reißaus nehmen können, weil sie das Blitzen nicht mochte oder es ihr zu turbulent war. Oder unachtsam über die Kabel meiner Lampen latschen und alles umwerfen können… Aber in einer Seelenruhe hat sie sich alles angesehen und sich eingefügt! Mein Hund!

Sogar das Posen hat sie sich gefallen lassen oder vielleicht auch von den Profis abgeschaut… So wie ich sie plaziert habe oder ich sie haben wollte, ist sie geblieben. Und ohne mit der Wimper zu zucken, hat sie mit einer Engelsgeduld und Selbstverständlichkeit alles mitgemacht. Sie wäre glaube ich auch ein toller Film- und Fernsehhund geworden!

Und dann kam Stups

Zwei Jahre lang hatten wir ein friedliches Leben! Zwei Jahre voller Harmonie und Eintracht! Wir waren ein eingespieltes Team – Wally, mein Mann und ich. Tolle, stundenlange Spaziergänge, ganz nach unser aller Geschmack. Die Menschen in Gespräche vertieft, der Hund immer voraus und in Sichtweite und achtsam auf uns, welchen Weg wir an einer Gabelung nehmen. Eine Tiertrainerin, die wir in Wallies Welpenalter für ein paar Stunden in Anspruch genommen hatten, weil wir keine Hundeschule wollten, hat es sofort gelobt, wie aufmerksam unser Hund von Natur aus sei… Davon profitieren wir noch heute. Denn mittlerweile hört Wally nicht mehr so gut, hört also unsere Stimmen oder Rufen nicht mehr, orientiert sich aber optisch an uns. So können wir immer noch entspannt unsere Runden drehen…

Freunde haben ein Haus in Kapstadt gebaut und mussten für ein paar Wochen dort vor Ort sein. Ihren Hund, den Rauhaardackel Stups, haben sie so lange bei uns gelassen, damit er den Stress mit dem Hin- und Herfliegen nicht hat. Da Wally und er auf Anhieb ein Dreamteam waren, war das eine tolle Idee… Denn Wally hat es nicht so mit ihren Artgenossen, aber bei Stups stimmte die Chemie sofort. Nun haben sie sich so gut verstanden und wer den legendären Blick eines Dackels jemals live erlebt hat, weiß, wovon ich rede, wenn ich sage, dass auch ich mich nicht mehr hätte von ihm trennen können! Es war eine mehr als glückliche Fügung, dass Stups‘ Herrchen zu seinem Wohl entschieden haben und wir für sieben Jahre ein vierblättriges Kleeblatt sein durften.

Von idyllischen Spaziergängen konnte ab jetzt aber nicht mehr die Rede sein. Erst durch Stups haben wir gelernt, wie zuverlässig und perfekt unsere Wally ist! Denn Stups war sein freies und wildes Leben auf einer französischen Farm gewöhnt, fernab der Zivilisation. Ringsum nur Wälder und Wiesen, gesegnet mit verständnisvollen Herrchen, die ihm seine Freiheit gegönnt haben. So konnte er tagelang streunern und seinen Jagdinstinkt ausleben, bis er vom Hunger getrieben, dann doch wieder zuhause aufgetaucht ist.
Mit dieser Freigeistigkeit mischte Stups von jetzt an unser Leben auf! Denn nur weil wir ihn adoptiert haben, hieß es noch lange nicht, dass er sich in unsere Auffassung von Teamgeist einfügte. Sobald er die Witterung, von was auch immer aufgenommen hatte, war er weg! Das geringste Problem waren von Mäusen frequentierte Wiesen, denn irgendwann orteten wir ihn an der aufgewühlten Erde, die durch die Luft flog, wenn er in einer kniehohen Wiese weilte. Schlimmer waren von Sommer bis Herbst die Maisfelder. Dort hielten sich gerne Rehe auf und Stups war ihnen auf der Spur… Stundenlang… Wie oft war ich mit meinen Nerven am Ende, bis er endlich völlig verausgabt wie aus dem Nichts wieder neben mir auftauchte oder endlich der erlösende Anruf von unseren Nachbarn auf meinem Handy einging, dass Stups vor unserer Haustür steht… Wally war insofern dienlich, als dass sie uns wenigstens die grobe Richtung anzeigte, in die Stups unterwegs war. Aber da sie sich nie über einen bestimmten Radius hinaus von uns entfernte, konnten wir letztendlich nicht seine Verfolgung aufnehmen.

Mein Mann hatte es mit sehr viel Geduld und Unnachgiebigkeit irgendwann geschafft, seinen Jagdtrieb in den Griff zu bekommen. Zumindest hatte Stups es sich anfangs zweimal überlegt, ob er seinem heiß geliebten Hasen nachrennt oder mir das Herz bricht. Noch ein paar Mal hatte der Hase gewonnen. Dann, als sein schwaches Herz anfing ihn zu plagen, waren wir die einzigen weit und breit, die ohne Leine mit einem Dackel spazieren gehen konnten.
Mit 13 Jahren ist Stups viel zu früh gestorben, da war Wally neun. Nun hatten wir nicht nur die Last mit unserer Trauer, herzzerreißender hat Wally ihren langjährigen Buddy vermisst. Noch ganz lange stand sie an der Haustür oder lag, was für sie unüblich war, im Flur und hat auf ihn gewartet. Ab diesem Tag fing ihre cognacfarbige Zeichnung an, grau zu werden und sie wollte nicht mehr alleine daheim bleiben. So fing es an, dass wir Wally überall hin mitgenommen haben, sogar ins Kino.

Bis heute

Mit Anfang neun wurde bei Wally Arthrose in beiden Knien diagnostiziert. Nach sehr bewegungsfreudigen Jahren und einer Leidenschaft zu Apportieren und zu Springen – sie flog förmlich durch die Luft, musste dann auch wieder landen – die logische Konsequenz und eine Alterserscheinung, wie sie auch bei Menschen natürlich ist… Im Abstand von gut einem Jahr hatte sie je einen Kreuzbandanriss in beiden Knien. Mit konsequenter Physiotherapie und Alternativmedizin haben wir das Problem ohne Operation bis heute sehr gut im Griff. Wer mag, kann das hier näher nachlesen. Ich habe mit Wally als Model und erfahrener Patientin die Homepage unserer ambitionierten Physiotherapeutin fotografiert, dort sind alle Therapiemaßnahmen aufgelistet… Die Mühe hat sich gelohnt, denn bis heute kann sie sehr gut mit ihrer Arthrose leben und ausgiebig spazieren gehen. Natürlich nicht mehr die großen Distanzen, aber immer noch ordentliche Runden, für die wir etwas mehr Zeit einplanen, weil das Schnüffeln interessanter geworden ist…

Es baut sich eine ganz besondere Beziehung auf, wenn man schon so viele Jahre mit seinem Hund verbringen durfte. Von Tag zu Tag wachsen wir noch ein Stück mehr zusammen! Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass alles nur schön ist, denn ich empfinde es als eine sehr große Verantwortung! Ich spüre es an Wallies Wimpernschlag, wenn es ihr nicht gut geht und möchte natürlich schnell Abhilfe schaffen, ohne Überaktion. Noch immer muss ich lernen, dass sich vieles im Alter verändert und das der Lauf der Zeit ist… Ich selbst leide mit Wally mit, was sie merkt und ihrem Wohlbefinden nicht gerade dienlich ist… Ich habe glücklicherweise ein perfekt funktionierendes und verständnisvolles Netzwerk aus Physiotherapeutin und Tier-Heilpraktikerin, die Tag und Nacht für uns da sind!
Auf der anderen Seite bin ich aber auch unendlich stolz, wenn Wally friedlich in ihrem Bettchen schlummert, es ihr gut geht und sie ihr schönes Leben genießt! Instinktiv und letztendlich macht man doch alles, zumindest vieles, richtig…

Wir haben soweit alles im Griff, Wally genießt nach wie vor ihr Leben, ihr Futter, ihre Spaziergänge… Und das alles hoffentlich noch sehr lange!

Happy Birthday meine allerbeste Wally!!!!