Badische Nussecken – eine Hommage an meine alte Heimat

Bevor wir vor 20 Jahren aus beruflichen Gründen nach Bayern gezogen sind, haben wir 7 Jahre in Baden-Baden gewohnt. Nicht direkt, sondern in einem idyllischen Vorort inmitten der Weinberge, die ich ja noch aus meiner Kindheit in Rheinland-Pfalz gewohnt war… Eine wunderschöne Zeit! Ich liebe Land und Leute! Wären wir vor drei Jahren nicht in dieser besonderen bayerischen Kleinstadt gelandet, in der wir jetzt leben und unseren liebens- und lebenswerten Mikrokosmos gefunden haben, ich würde sofort zurück wollen!
Ich mag die Badener, ich liebe Baden-Baden! Abgesehen von einer unglaublich schönen Umgebung, der Nähe zu Frankreich und am Fuße des Schwarzwalds gelegen, gibt es nicht viel… Keine 1000 Geschäfte oder Restaurants, man hat nicht die Qual der Wahl wie in einer Großstadt an Programm-Kinos, Theatern oder Museen… Aber alles, was es gibt ist außergewöhnlich gut und schön… Das Spielcasino ist zu Recht das schönste der ganzen Welt! Klasse statt Masse eben!
Vor allem aber essen kann man im Badischen ausgesprochen gut, das hat mich geprägt und das fehlt mir heute. Denn Bayern ist bezüglich der kulinarischen Genüsse der worst case für mich – noch dazu, da ich Vegetarier bin… Die badische Küche ist extrem vielfältig und fein, das Elsass ist nicht weit und macht das Genießer-Glück perfekt… Davon kann ich heute wirklich nur träumen…

Selbst ist die Frau, so sorge ich eben selbst für meine (Genuss-)Highlights. Alles, was ich mache, mache ich mit Bedacht und letztendlich auch mit Liebe… Ich koche und backe, nicht weil ich muss und wir ja irgendwas essen müssen, sondern um meinem Mann und mir Glücksmomente zu verschaffen.

Besondere Freude macht mir das Backen dieser Weihnachtsplätzchen, der Badischen Nussecken! Sie erinnern mich alleine schon ihres Namens wegen an die schönste Zeit meines Lebens. Aber sie schmecken auch außergewöhnlich gut! Sie sind die perfekte Kombination aus einem feinen Mürbeteigboden, einer weichen Nuss-Marzipan-Masse mit einer dezenten Schwarzwälder Kirschschnaps-Note und einem schokoladigem Finish. Ich müsste sie gar nicht unbedingt essen, alleine ihr Anblick und ihr Name machen mich schon glücklich…
Hier endlich das Rezept!

Zutaten

(für etwa 60 Stück)

Teig:

  • 250 g Dinkelmehl (Typ 630)
  • 60 g Rohrohrzucker
  • 125 g kalte Butter
  • 1 Ei
  • 1 Prise Salz

Belag:

  • 100 g Marzipan-Rohmasse
  • 3 EL Kirschwasser
  • 400 g gemahlene, gehackte oder gehobelte Nüsse, gemischt (Mandeln, Haselnüsse, Walnüsse)
  • 150 g Butter
  • 100 g Schmand
  • 200 g Rohrohrzucker
  • 300 g Kuvertüre zum Tauchen (je nach Geschmack Zartbitter, Vollmilch oder Weiß)

Für den Teig: Mehl, Zucker, Butter, Ei und Salz mit dem Knethaken der Küchenmaschine verkneten. Ich nehme gerne grobes Meersalz, weil das einen intensiveren, trotzdem feinen Salzgeschmack macht. Geschmack ist zu viel gesagt, denn etwa eine Messerspitze ist wirklich nicht viel auf die Gesamtmenge Teig… Aber man sieht die Kristalle im fertig gekneteten Teig glitzern und schmeckt eine ganz dezente Note. Den Teig in Frischhaltefolie wickeln und für mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.

Höhenverstellbares Nudelholz

Den Teig auf Backpapier knapp 0,5 cm dick zu einem Rechteck ausrollen.
Hier kommt wieder ein Zaubertool zum Einsatz… Ich habe schon mehrmals erwähnt, dass ich die Backaktionen von Tchibo so liebe… Und kurz bevor ich dieses ganz besondere Nudelholz im Sortiment entdeckt habe, habe ich mich schlau gemacht, wie ich die Teigplatte endlich mal gleichmäßig ausrolle… Denn ich habe absolut kein Augenmaß und brauche einen Zollstock und andere Helferlein um ein gleichmäßiges Ergebnis zu erzielen. Keine Ahnung warum, aber trotz aller Mühen ist der Teig in der Mitte dick, die Ränder dünn. Dann ist das Backergebnis natürlich auch nicht gleichmäßig… Ich habe also ergoogelt, dass man mit zwei Holzlättchen aus dem Baumarkt das Problem lösen kann. Man legt sie (in der Stärke, die man braucht) in entsprechendem Abstand, sodass man mit dem Nudelholz noch darüber rollen kann, dazwischen der Teig… Glücklicherweise habe ich am nächsten Tag diesen Zauberstab im Tchibo-Sortiment entdeckt. Mit zwei verschieden dicken Aufsteckringen, je nach dem wie dick man den Teig ausrollen möchte. Es hat wirklich toll funktioniert!
Den ausgerollten Teig mit dem Backpapier auf das Blech heben.

Für den Belag: Marzipan mit Kirschwasser und den Nüssen in der Küchenmaschine mit dem Schneebesenaufsatz vermischen. Bei den Nüssen ist den Vorlieben keine Grenze gesetzt. Man kann zum Beispiel auch nur gemahlene Haselnüsse, Walnüsse oder Mandeln nehmen, auch gerne gemischt… Ich mag es, wenn die Nussecken Biss haben und mische mal richtig… Da ich von vornherein die doppelte Menge backe, brauche ich 800 Gramm Nüsse. In diesem Rezept habe ich gemahlene und gehobelte Haselnüsse und gehackte und gemahlene Mandeln verarbeitet. Von der Eigen-Marke von Edeka übrigens. Die Nüsse sind im Preis und in der Qualität unglaublich gut! Oft sind ja bittere und ranzige Nüsse untergemischt, die den ganzen Geschmack verhageln, hier natürlich nicht…

Butter, Schmand und Zucker aufkochen, vom Herd nehmen und mit der Marzipan-Nuss-Mischung gut verrühren. Die abgekühlte Nussmasse gleichmäßig auf dem ausgerollten Teig verteilen.
Im auf 180 Grad vorgeheizten Backofen (Unter- und Oberhitze) etwa 20 Minuten backen, bis die Nussmasse honiggelb ist. Auf dem Blech abkühlen lassen, dadurch wird der Boden schön fest, mit ein wenig Glück sogar knusprig.

Hier kommt nun wieder meine Schwachstelle zum Tragen… Zu den Rändern hin habe ich die Masse dünner aufgetragen, weshalb der Teig ungleichmäßig durchgebacken ist. In der Mitte perfekt, an den Rändern zu trocken. Denn Ziel ist es, das die Nussmasse innen schön weich ist – in etwa wie ein perfekter Lebkuchen. Vielleicht fällt mir (oder Tchibo) bis nächstes Jahr eine Lösung ein…

Die fertig gebackene Platte zunächst in ca. 5 cm dicke Streifen, dann jeweils in Quadrate schneiden, welche dann diagonal zu Dreiecken geteilt werden.

Kouvertüre im Wasserbad langsam schmelzen und die Nussecken mit einer Seite eintauchen. Auf dem Backpapier fest werden lassen und ab damit in die Keksdose.