Tierschützerin Karin Minder – Durch das Schweinchen Babe kam alles ins Rollen
Es leben etwas mehr als 8 Milliarden Menschen auf dem Planeten Erde. Weltweit werden pro Jahr etwa 80 Milliarden Landtiere und 2,7 Billionen Fische geschlachtet. Bei diesen Zahlen stockt mir der Atem.
Ich habe nur kurz recherchiert, weil es für die Tiere keinen Unterschied macht. Aber bei uns in Deutschland werden zehnmal mehr Tiere gemeuchelt, als wir Einwohner sind. In der Schweiz sind es „nur“ 1/3 Tiere auf die Einwohner. Nicht wirklich aussagekräftig, weil wir wahrscheinlich viel exportieren, die Schweiz importiert, weil es dort die Massentierhaltung in unserem großen, grausamen Stil nicht gibt.
Wie auch immer, es ist furchtbar. Wie die Mehrzahl der Tiere gehalten wird, wie sie gequält und schließlich getötet wird. Damit sie in den meisten Fällen für billiges, dreckiges Geld abgepackt in den Discounter-Regalen landen und schließlich auf den Tellern, weil das Einfühlungsvermögen und das Einsehen fehlen. Immer wieder die gleichen Plattitüden von den Reißzähnen, dass die Menschheit schon immer Fleisch gegessen hat und dass man ohne Fleisch krank wird.
Nur 6 % der Weltbevölkerung ernähren sich rein pflanzlich. In Deutschland gibt es angeblich 1,5 Millionen Veganer, in der Schweiz 42.000. Wie sollen wir die Welt retten? Unmöglich bei zu viel fragwürdiger Tradition, Ignoranz, Besserwisserei, Häme und Gewinnmaximierung.
Aber wir versuchen es zumindest und geben die Hoffnung nicht auf. Wir tun es für die Tiere, unser Ego spielt dabei keine Rolle.
Vor ein paar Jahren habe ich die außergewöhnliche Tierschützerin Karin Minder über die sozialen Medien kennengelernt. Als ich kürzlich in einem Facebook-Beitrag ihre Sorgen und Nöte spürte, kam mir die Idee zu diesem Beitrag. In der Hoffnung, jemanden zu erreichen, der sich in die Situation einfinden kann und bereit ist, Karin in ihrer Arbeit finanziell zu unterstützen. Denn wie wir alle wissen, gibt es im Leben nichts geschenkt. Sehr tragisch noch dazu, wenn man gerne helfen würde, es aber nicht kann, weil die Kosten das Budget überschreiten.
Hier ihre Geschichte und wie sie zum Engel für viele Schweine wurde.
Karin Minder – Mit Leib und Seele Schweinchenmama
Im Sommer 2020 hatte Karin Minder aus privaten Gründen auf einem Schweinemastbetrieb im Kanton Luzern zu tun. Sie wollte schon wieder ins Auto einsteigen, als ihr Blick auf ein Schwein fiel und sie sich magisch angezogen fühlte. Das 5 Monate alte Schwein war sehr menschenfreundlich, weil es mit der Flasche aufgezogen wurde. Sie streichelte es und fragte den Bauern, was mit ihm geschehen würde. Was wohl?
Die Tierschützerin Karin Minder war schon Zeit ihres Lebens fasziniert von den Schweinewesen und tief in ihrem Herzen wusste sie, das sie besonders waren. Aus dem Bauch heraus fragte sie, ob sie das Schweinchen haben könne. Der Bauer war bereit, es für 400 CHF abzugeben und gab ihr vier Wochen Zeit, einen Platz zu finden. Über Facebook und intensive Recherche fand sie schließlich einen Platz und finanzielle Unterstützung.
Karin wäre nicht Karin, hätte sie es dabei belassen. Für ein halbes Jahr verbrachte sie mit der Erlaubnis des Bauern jede freie Minute in den Ställen des Mastbetriebs. Auch wenn sie das Schicksal nicht aufhalten konnte, so wollte sie jedes einzelne Schweinchen wenigstens einmal in seinem viel zu kurzen Leben spüren lassen, dass es sie gibt, die Liebe. Denn Schweine seien nichts anderes als „Hunde in Rosarot“.
Ja, da bin ich mit all meinen Sinnen bei Karin. Bei mir hört die Tierliebe auch nicht bei meinem Hund auf. Ich möchte, dass es meinem Haustier gut geht, ebenso allen anderen. Auch den sogenannten „Nutztieren“. Was für ein schreckliches Wort und wie fatal, ob man als Hund oder Schwein geboren wird.
Denn in den meisten Fällen leben Schweine Zeit ihres Lebens in dunklen, nach Ammoniak stinkenden Ställen, in viel zu kleinen Parzellen. Wenn sie Pech haben in Kastenständen mit Spaltböden. Vor lauter Verzweiflung knabbern sie sich gegenseitig an, weshalb ihre Ringelschwänze mit einer Schere abgezwickt werden, viel zu oft noch ohne Betäubung. Sehen maximal einmal in ihrem Leben das Tageslicht. Wenn sie zum Schlachthof gefahren werden.
Meine ganze Hochachtung gebührt dieser großartigen Tierschützerin, denn ich hätte diese menschliche Größe nicht! Karin begleitete, während dieser sechs intensiven Monate, die sie im Mastbetrieb verbrachte, jedes einzelne Schwein auf seinem letzten Weg. Gab ihnen jede Zuwendung, die möglich war, in Form von Liebkosungen und Leckereien. Sah ihre erschrockenen Blicke und in ihre traurigen Augen, wenn der Transporter kam, um sie zum Schlachthof zu bringen. In Gedanken war sie bei jedem einzelnen Schweinchen und fühlte mit!
Das ist es, warum wir Veganer so sind, wie wir sind. Mahnwachen vor Schlachthöfen halten, Regenwürmer von der Straße in die Wiese verfrachten, Flyer verteilen, unangenehme Wahrheiten in den sozialen Medien ansprechen und sich in geselliger Runde oft fehl am Platz fühlen. Weil wir mitleiden. Weil es ist, als würde uns dieses Leid widerfahren oder unserem geliebten Haustier. Weil wir nicht verstehen, wie man bedenkenlos ein tellergroßes Schnitzel verspeisen kann, weil wir all die Qual und den sinnlosen Tod dahinter sehen.
Rettung in letzter Sekunde
Noch heute plagt Karin das schlechte Gewissen, dass nicht all ihren Schweinen, um die sie sich so liebevoll gekümmert hat, das Leben in Freiheit vergönnt war. Da gab diese innigen Momente, die ihr aufzeigten, wen sie ganz dringend vorm Tod bewahren musste. So kam sie zu ihren Schweinchen Babe, Mandy, Sam und J’adore, für die sie in letzter Minute Platz auf zwei verschiedenen Höfen in Ibsbach bei Biel (Schweiz) und in der Gemeinde Saxon im Kanton Wallis fand. Weitere zwei bezogen ihr Für-immer-Zuhause bei einer befreundeten Tierschützerin.
J’adore ist leider im Herbst letzen Jahres an einem Herzversagen verstorben. Eines Morgens bekam sie den verzweifelten Anruf vom Bauern, dass er das Schweinchen tot in seiner Suhle gefunden hätte. Nicht nur die eigene Trauer, die es zu bewältigen galt. Noch schlimmer die Verzweiflung Sams, der um seinen Bruder trauerte.
Karin hatte damals auf Facebook die herzzerreißenden Videos veröffentlicht, die Sam mit dem verstorbenen J’adore zeigten. Wie er Abschied nehmen durfte, in der Hoffnung, dass er versteht, dass er fortan alleine ist. Aber seither ist nichts mehr, wie es war. Trotz liebevollster Zuwendung kehrt der Glanz nicht in seine Augen zurück. Auch Babe und Mandy, die inzwischen auf den Bauernhof umziehen durften, auf dem Sam lebt, bringen ihm seine Lebensfreude nicht wieder. Die Zusammenführung ist übrigens ein sehr langer Prozess, der sehr viel Einfühlungsvermögen bedarf und sich bis heute schwierig gestaltet.
Durch Karins regelmäßige Beiträge in den sozialen Medien erhält man viel und vor allem tiefen und berührenden Einblick in das Seelenleben der Schweinchen. Ich habe unglaublich viel gelernt. Vor allem, dass es keinen Unterschied in der Behandlung gibt. Dass ein Schwein ebenso Zuwendung braucht wie ein Haustier. Oder wie wir Menschen! Dieses Wissen macht mein Leben nicht leichter.
Pro Jahr werden in Deutschland etwa 52 Millionen Schweine geschlachtet, in der Schweiz 2,5 Millionen. Unvorstellbare Zahlen! Wie sollen wir, die so wenige sind, alle retten? Wie sollen wir verhindern, dass ein Schweinchen, das eine natürliche Lebenserwartung von etwa 20 Jahren hat, mit spätestens 6 Monaten in den Tod gefahren wird? Ich weiß, es ist unmöglich. Das macht mich traurig und wütend, hoffnungs- und hilflos. Zumal ich den Mut und das Rückgrat von Karin nicht habe.
Ich bin nicht zum Aktivisten geboren, habe die Kraft zum Retten nicht. Meine Aktivitäten bündeln sich hier in meinem Blog. Mit all meinen leidenschaftlich entwickelten, tierleidfreien Rezepten und dem Aufruf, wenigstens sein Haustier respektvoll zu behandeln.
Gemeinsam sind wir stark!
Ich habe Karin sehr gerne meine Hilfe angeboten, auf meinem Blog über sie und ihre Schweinchen und ihren unermüdlichen Einsatz zu schreiben. Das rettet mich ein wenig aus meiner Hilflosigkeit und es tröstet mich die Hoffnung, hier jemanden zu erreichen, der bereit ist, die mutige und empathische Tierschützerin zu unterstützen. Denn nur gemeinsam sind wir stark und können etwas erreichen!
Demnächst müssen Karins zwei Schweinchen Babe und Mandy ihren derzeitigen Platz verlassen (Sam darf noch bleiben), da sich der Hof neu ausrichtet. Das bedeutet neben emotionalen Turbulenzen, auch ein erheblicher finanzieller Aufwand.
Eine große Erleichterung wäre es natürlich, könnten alle drei Schweinchen an einem Platz untergebracht werden. Vielleicht kann jemand auf diesem Wege helfen?
Für Sam, Babe und Mandy suchen Karin Minder und ich liebe Menschen, die die Tierschützerin bei der Finanzierung mittels Patenschaften oder einer Spende unterstützen.
Jeder Franken oder Euro ist herzlich willkommen und wird zu 100% für die Pensions- und Pflegekosten der Schweinchen eingesetzt.
Spenden können auf folgendes Konto mit dem Vermerk Glücksschweinchen überwiesen werden:
IBAN CH48 0077 8218 6827 4200 1
Karin Minder/ EG Tierrettung
Kantonsstrasse 122
CH-6048 Horw
Bei Interesse an einer Vollpatenschaft (CHF 150/monatlich) oder einer Teilpatenschaft (ab CHF 10/monatlich) würde sich Karin sehr über eine Kontaktaufnahme freuen (minder.karin@bluewin).
In jedem Fall lohnt es sich, der leidenschaftlichen Tierschützerin auf Facebook oder Instagram zu folgen. Dort gewährt sie tiefe Einblicke in das (Seelen)Leben der Schweinchen und ihr eigenes.
Ich habe in den letzen Jahren eine Menge lernen dürfen und weiß inzwischen, dass es nicht den geringsten Unterschied zu unseren Haustieren gibt.
Meinen herzlichsten Dank, liebe Karin, für dein Sein und dein Bestreben die Welt ein klein wenig besser zu machen. Zumindest für die drei Schweinchen Sam, Babe und Mandy. Ich bin stolz, das hier für dich tun zu dürfen und mit dir befreundet zu sein!