Bagels mit Hummus, Avocado und Rucola
Ich kann es manchmal kaum glauben, wie man Gewohnheiten ändern kann. Es gab Zeiten, da hätte ich mir nie vorstellen können, ohne Kalbsleberwurstbrötchen, Räucherlachs und weichgekochtes Ei frühstücken zu können. Wenn man es aber weiß, wie einfach es ist und wie selbstverständlich sich Änderungen ergeben, ärgert man sich über sein Borniertheit. Ich zumindest. Überhaupt macht man sich viel zu viele Gedanken (oder auch nicht), statt einfach zu machen.
Als ich vor ein paar Jahren die Qualvideos aus der Milchindustrie gesehen habe, wurde ich von einer auf die andere Sekunde vegan. Ich war so schockiert und unendlich traurig, welches Leid den Kühen angetan wird. Kein einziges Mal habe ich bis zum heutigen Tag etwas vermisst. Nichts. Gar nichts. Wie ein Heuchler und Verräter käme ich mir vor, die Tiere zu betrauern und von französischem Käse zu träumen.
Mittlerweile stehe ich auch über nervigen Witzeleien, Beleidigungen, fragwürdigen Bedenken und Kritik.
Ich bin gesund, sollte ich einen Mineralstoffmangel haben, dann bringt er mich nicht um. Unsere Lebensqualität hat sich um ein Vielfaches verbessert. Manchmal war ich selbst von meinen Essgewohnheiten und meiner Kochroutine gelangweilt. Nun hatte ich endlich die Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln. Ich lege eine komplett andere Kreativität und Experimentierfreudigkeit an den Tag und stelle fest, dass die veganen Köche in den sozialen Medien und manchmal sogar auch im Fernsehen, die bei weitem besseren Köche sind. Tim Raue, ein bekannter TV-Koch und sehr viel kreativer als viele seiner angestaubten Kollegen, prognostizierte in einem Interview, dass in Bälde 50 Prozent der Gerichte auf den Speisekarten vegan seien.
Schön wäre, wenn er recht behielte. Ewig nur dry aged Steaks braten, Fisch räuchern und dreierlei von der Ente anpreisen ist nämlich langweilig ohne Ende. Außerdem ignorant, finde ich. Es ist einfach noch nicht angekommen, dass hinter diesem fragwürdigen Genuss Qual und Tod stehen.
Zurück zum Frühstück. Ja, man kann ohne Leberwurstbrötchen glücklich sein. Sogar sehr. Es gibt so viel mehr. Man muss einfach nur bereit sein. Ich bin es. So was von!
Die Bagels habe ich nachmittags gebacken, belegt, fotografiert und natürlich aufgegessen. Der Genuss hat mich glücklich und zufrieden gemacht. Ich bin mir meiner Mission so unglaublich sicher, dass ich am liebsten gar nicht mehr mit meinen Küchenexperimenten aufhören möchte.
Insofern ist dieser Bagel nicht nur eine Frühstücksoption, wie ich es zunächst angedacht hatte. Wir haben ihn am Abend bei Sonnenuntergang auf dem Balkon mit Blick auf die Donau gegessen und ein kühles Pils dazu getrunken. Herrlich und Glück pur.
Am nächsten Morgen wurde er seiner wahren Bestimmung zugeführt. Mit einer großen Tasse Kaffee mit Hafermilch. Was soll ich sagen? Ein mehr als würdiger Ersatz für alle herzhaften und nicht-veganen Frühstücksangebote.
Was ist das besondere an Bagels?
Bagels sind weiche, luftigte Brötchen, mit einem Loch in der Mitte, damit das Gebäck eine kürzere Backzeit hat und eine bessere Kruste bildet. Sie sind typisch amerikanisch und können herzhaft oder süß belegt werden. Einmal vorgebacken kann man sie bedenkenlos einfrieren und bei Bedarf aufbacken.
Bagels werden vor dem Backen kurz in Wasser gekocht. Das Loch in der Mitte beschleunigt den Kochvorgang.
Die Teigkringel kommen leicht schmierig aus dem Bad, weil die Stärke an der Aussenseite der Bagels geliert und so das weitere Eindringen des Wassers verhindert. Beim Backen gibt es somit eine feste Kruste, das Innere bleibt weich und angenehm ‚chewy‘.
Ich habe gesehen, dass es sogar Backformen für Bagels gibt. Braucht man definitiv nicht. In der Anleitung erkläre ich gleich Schritt für Schritt, wie man sie perfekt formt – schnell und einfach.
Rezept für Bagels mit Hummus, Avocado und Rucola
Ergibt 8 Stück
Zutaten:
Für die Bagels:
- 500 Gramm Dinkelmehl (Typ 630)
- 2 TL Salz
- 330 ml lauwarmes Wasser
- 1 EL Olivenöl
- 1 Päckchen Trockenhefe
- 1/2 Tasse Pflanzenmilch zum Bestreichen
- 2 EL Sesam oder Gomasi (gesalzener Sesam)
Für den Belag:
- 1 Rezept Hummus
- 1 reife Avocado
- 1 Handvoll knackige Rucola-Blätter
- Salz
- Pfeffer
Zubereitung:
Das Mehl in eine Schüssel geben, in die Mitte eine Vertiefung drücken. Salz auf den Mehlrand streuen. Wasser mit dem Öl in die Vertiefung geben. Die Hefe drüberstreuen und 5 Minuten stehen lassen. Umrühren.
Das Mehl mit einer Gabel in die Flüssigkeit ziehen und zu einem groben, leicht klebrigen Teig vermischen.
Mit den Händen oder den Knethaken einer Küchenmaschine kräftig kneten. Etwa 10 Minuten, bis der Teig glatt, glänzend und elastisch ist.
Den Teig in eine bemehlte Schüssel geben, abdecken und etwa 1,5 Stunden gehen lassen, bis sich die Masse verdoppelt hat.
Nocheinmal kräftig durchkneten, um die Luft aus dem Teig zu pressen.
Den Backofen auf 200 Grad vorheizen.
Den Teig in 8 gleichgroße Portionen teilen. Kugeln daraus formen. Mit einem bemehlten Finger ein Loch in die Mitte drücken, so dass Ringe entstehen. Dafür auf einer sehr gut bemehlten Fläche den Kringel mit dem Finger kreisen lassen, um das Loch zu dehnen.
Wasser in einem Topf zum Kochen bringen. Hitze reduzieren und nur noch sieden lassen.
Mit dem Schaumlöffel die Bagels einzeln in das Wasser geben und eine gute Minute ziehen lassen, bis sie an die Oberfläche kommen.
Mit dem Schaumlöffel aus dem Wasser nehmen und auf ein gefettetes Backblech legen.
Mit Pflanzenmilch bestreichen und mit Sesam bestreuen.
Etwa 15 Minuten backen.
Auf einem Gitter auskühlen lassen.
Bagel aufschneiden, mit ordentlich Hummus bestreichen, mit Avocadoscheiben und Rucola belegen. Ordentlich salzen und pfeffern.
Bagels schmecken frisch aus dem Ofen am besten. Können aber auch eingefroren und im Toaster aufgefrischt werden.