4 Jahre Paul – Ein Hundekind wird langsam erwachsen

Wer ‚Michel aus Lönneberga‘ kennt, kennt Paul. Meinen Helden aus Kindheitstagen. Hätte ich einen Sohn, dann hätte ich mir gewünscht, dass er wird wie er. Oder eine Tochter, die wie Pippi Langstrumpf wäre. Das Universum hat geliefert, nicht in Form eines Menschenkindes, aber in der Gestalt eines Hundes.
Als hätte ich es geahnt, wer da bei uns einzieht, war ‚Michel‘ auf meiner Namensliste ganz oben, ein paar Tage vor Pauls Adoption. Aber mein Mann wollte unseren Hund draußen nicht ‚Michel‘ rufen. Ich hätte es süß gefunden. So ist es ein Paul geworden, darauf konnten wir uns beide einigen.
Damit aber auch mein Wunsch befriedigt wurde, ist Paul vom Wesen her ein richtiger Michel. Der Filmheld wäre stolz auf ihn, beide zusammen das perfekte Team. Ebenso lustig, lebensfroh, individuell, kreativ, unbeschwert, lausbübisch, kontaktfreudig, intelligent, herzerwärmend und talentiert. Paul hat allerdings das Glück, dass sein Papa nicht so streng ist, wütend wird oder ihn in den Schuppen einsperrt, wie der Vater in der Serie.

Vom Verliebtsein und der Liebe

Es ist wie in einer Partnerschaft. Am Anfang waren es Schmetterlinge im Bauch, dann Verliebtsein, irgendwann Liebe. Dieser Beitrag anlässlich des 4. Geburtstages meines Hundekindes wird also eine Liebeserklärung und ein Schlussstrich unter Bedenken, Ängste und Zweifel. Denn nichts anderes hat diese wunderbare Seele verdient. Die so unbeirrt ihren bisherigen Lebensweg gegangen ist/gehen durfte und sich zu einem wunderbaren Zauberwesen entwickelt hat/entwickeln durfte.
Gegen viele Widerstände, einige Kritik von außen, Einmischungen und fragwürdiges Wissen rund um den Hund. Ohne meinen Hund und mich zu kennen. Ich habe nun einmal andere Vorstellungen von meinem Miteinander mit Hund und wie er zu sein hat. Das sollte vielleicht vorher geklärt werden, wie die Erwartungen sind.

Pauls Persönlichkeit ist ungebrochen

Bei den Erwartungen fängt es an. Ich hatte und habe keine. Alles entwickelt sich. Je nach Charakter des Hundes. Dass ein Hund brav und gehorsam ist, so erzogen wird, wie fast alle Hunde, dass sie nicht auffallen und sich dem Menschen unterordnen, war nie mein Ziel.
Nicht falsch verstehen, wir sind nicht als Kamikaze-Duo unterwegs. Ich als vernunftbegabter Mensch achte sehr darauf, dass wir niemandem in die Quere kommen, der es anders sieht. Jeder hat das Recht, so mit seinem Hund zu sein, wie er es für am besten hält. Das respektiere ich. Wenngleich ich gerne in Frage stelle, ob man es wirklich selbst so möchte oder ob es „Tradition“, die Gesellschaft oder der Hundetrainer so bestimmt.

Ich erziehe meinen Hund nicht, um in der Gunst meiner Mitmenschen zu steigen, ihren Ansprüchen gerecht zu werden und bewundert zu werden. Ich unterstütze meinen Hund in seiner Persönlichkeit und seinen individuellen Bedürfnissen. Paul wird immer an erster Stelle stehen, da mache ich keine Kompromisse. Paul ist ein temperamentvoller Hund, der sehr viel darf und kann, nichts muss. Wem das nicht gefällt oder sich belästigt fühlt, wenn er mit uns zusammen Gassi geht oder bei uns zu Besuch ist, darf unsere Gesellschaft nicht suchen.

Ich mag das im übrigen auch gar nicht, mich zum Gassi zu verabreden, wenn ich weiß, dass die Hunde dabei nicht im Mittelpunkt stehen oder die Hunde nicht zusammen passen. Es ist was anderes, wenn man sich zufällig trifft und die Hunde, sofern sie sich mögen, ein Stück miteinander gehen. Ich mag auch nicht ständig belehrt oder gefragt werden, warum Paul das Stöckchen nicht bringt, in bestimmten Situationen bellt oder er an der Leine bleiben muss. Ich weiß, warum Paul bellt, verstehe ihn, unterstütze ihn oder versuche, ihn zu beruhigen. Da möchte ich mich nicht erklären. Weil es eben auch nicht in zwei Sätzen gesagt ist. Was ich unter keinen Umständen möchte, was aber bei vielen Hundebesitzern ein natürlicher Reflex ist: Paul erziehen zu wollen, ihn zu blocken oder zu kommandieren. Das werde ich nicht mehr zulassen, geschieht aber so schnell, dass ich nicht reagieren kann.

Ein Hofwart bei der „Arbeit“

Paul ist aufgrund seiner Kontaktfreudigkeit einfach manchmal besser an der Leine aufgehoben. Leine ist bei ihm nicht negativ belegt und allemal besser als ihn in stundenlangen Trainings mit dem Rückruf und Neins zu bombardieren. Der Rückruf funktioniert übrigens hervorragend. Meistens gar nicht nötig ist, weil Paul in kurzen Zeitabständen von ganz alleine kommt. Allerdings (noch) nicht zuverlässig, wenn ein anderer Hund am Horizont auftaucht. Ansonsten entwickelt sich alles weitere über das Lernen aus Erfahrungen sehr sicher und nachhaltig: Autos, Fahrräder und Jogger gehören zum Alltag.

Paul, der aufmerksame Hofwächter

Mag sein, dass alles bei uns etwas länger dauert. Ist der Groschen aber einmal gefallen, dann weil Paul verstanden hat und ich ihm nicht meine Sicht auf die Dinge oktroyiert habe.
Schließlich das für mich allerwichtigste überhaupt – neben Pauls Glück: er ist absolut friedlich. Paul hat noch nie geknurrt, die Lefzen hochgezogen oder gar gebissen. Er ist da sehr unbedarft, vermutet nie etwas Schlechtes, fühlt sich nie heraus- oder überfordert. Er reagiert seiner Rasse entsprechend aufmerksam und ist nun mal ein gewissenhafter Hofwächter. Seine Augen, Ohren und Nase sind immer auf Empfang. Es entgeht ihm nichts. Kein Fußgänger. Kein Gegenstand, der am Wegesrand liegt. Kein herannahendes Auto, in dem ein Hund sitzen könnte, um zusammen mit ihm zu spazieren. Kein Stück Papier, das ich in den Müll geworfen habe.

Alle Sinne immer auf Empfang

Ich weiß, aufgrund seines Verhaltens, ob das Herrchen schon zu Hause ist, wenn wir vom Gassi zurück kommen. Dann möchte Paul ganz schnell die Haustür herein, schnuppert Herrchens Parcours – Stuhl, auf dem die Tasche abgelegt ist, Garderobe, Kühlschrank, Mülleimer, Aufzug zur oberen Etage.
Schaut Paul aus den bodennahen Fenstern, weiß ich ohne hinzusehen ganz genau, wer gerade vorbei läuft. Natürlich an seinen Lauten, aber auch ohne Ton sehe ich es an seiner Körperhaltung, der Neigung seines Köpfchens, der Stellung seiner Ohren.

Ich erlebe alles mit Paul zusammen. Finde es unglaublich, wie aufgeweckt er ist. Ich lobe ihn, nehme an seinen Beobachtungen teil, kommentiere sie. Paul versteht jedes Wort, fühlt sich von mir ernst genommen und freut sich über meine Anteilnahme.
Dadurch kenne ich Paul sehr gut, kann ihn sehr genau lesen und den ein oder anderen Alleingang verhindern. Das ist bei weitem die größere Herausforderung, als Kommandos und Gehorsam zu trainieren. Sich in den Kopf seines Hundes zu versetzen, anstatt ihn menschlichen Ansprüchen anzupassen.
So bin ich, Paul sei Dank, inzwischen ein halber Hund geworden. Ich habe durch Paul in den letzten Jahren sehr viel lernen dürfen. Ich spreche und schreibe wohlgemerkt über einen Hund, den ich von Welpen an habe, der keine Vorgeschichte hat. Der bis auf seine Prägungen im Mutterleib und bis zur 10. Woche mit seinen Geschwistern im Tierheim ein unbeschriebenes Blatt war. Daher kann ich heute ohne Bedenken behaupten, dass ich zu Paul uneingeschränktes Vertrauen habe. Das weiß ich sehr zu schätzen, ist nicht selbstverständlich für mich, dass mein Hund so sicher ist. Wenngleich ich eine Menge dafür getan habe, beziehungsweise nicht getan habe. Wie man es nimmt.

Eine Seele von Hund – naturbelassen

Was ich mich nach vier Jahren an der Seite eines sagenumwobenen Hovawarts frage, jetzt nachdem ich die Bekanntschaft der Rasse machen durfte: Warum legt man sich einen Hovawart zu, wenn man einen „braven“ und „erzogenen“ Hund möchte? Was diesen Hund ausmacht und ein absolutes Alleinstellungsmerkmal ist, wird ihm letztendlich wieder wegerzogen. Es wird ein Wolf im Schafspelz aus ihm gemacht. Von denjenigen, die die Rasse angeblich lieben und von denen das Zitat stammt: „Einmal Hovawart, immer Hovawart“. Der Hovawart ist eine Seele von Hund, doch mit der harten Hand, Strenge und Konsequenz schafft man es, diese zu zerstören. Paul durfte sie sich bewahren. Ab jetzt, da er langsam erwachsen wird, tritt dieser Zauber jeden Tag mehr ins Licht.

Meine magischen Momente mit Paul

Nach vier Jahren mache ich die Erfahrung, dass das Miteinander mit Hund im Prinzip ganz einfach ist, wenn man nicht den Umweg über Erziehung geht. Man verpasst so viel Schönes und Erstaunliches, wenn man es nicht wenigstens einmal probiert hat, das respektvolle und achtsame Miteinander. Kein Hund ist wie der andere, auch nicht innerhalb einer Rasse. Deshalb stelle ich ganz besonders Hundeschulen und wild zusammen gewürfelte Gruppenkurse in Frage. Hundetrainer, die Einzelunterricht geben und nicht nach Schema F vorgehen, sind Mangelware – einer unter 100.

Pauls Bandbreite an Blicken ist unerschöpflich

Thema beendet, ich habe es mit der Unterstützung wirklich sehr guter und ausgewählter Berater alleine geschafft, aus Paul und mir ein Team zu machen. Ich hatte fast vier Jahre Zeit, mich an Pauls Seite zu beweisen. Vier Jahre, in denen ich ihm nicht einmal in den Rücken gefallen bin, nie unfair war und nie von meinem Weg abgewichen bin. Vier Jahre, in denen ich mich als Helfer in der Not beweisen konnte. Wenn Paul unpässlich war und ich mit ihm zu jeder Tages- und Nachtzeit stundenlang an der frischen Luft war, bis es ihm wieder besser ging. Nie habe ich geschimpft, wenn Paul sich dann doch mal daneben benommen hat. Weil ich mittlerweile auch weiß, was seine Stimmung und seine Reaktionen beeinflusst. Auch wir Menschen haben schlechte Tage und funktionieren nicht wie ein Uhrwerk.
Das findet Anerkennung seitens meines Hundes. Jetzt, da er fast erwachsen ist, fasziniert mich die Bandbreite seiner Blicke, mit denen Paul sich so gut mitteilen kann. Die ganze Welt legt er mir zu Füßen. Diese Freude, Zufriedenheit, dieses Feuer und diese Liebe hatte mir so noch keiner seiner Vorgänger gezeigt. Nicht nur mir und seinem Herrchen gegenüber, sondern bezüglich seines gesamten Lebens.

Die schönsten Momente beschert Paul mir immer dann, wenn mir kurz davor das Herz fast stehen bleibt. Weil ich nicht gut genug aufgepasst habe, doch zu nachlässig oder der Teufel ein Eichhörnchen war. Wenn Paul in einem Höllentempo wegrennt, weil er einen anderen Hund gewittert oder gesehen hat. Ich lege mir schon immer Entschuldigungen zurecht, um dann festzustellen, dass Paul sich die genau richtigen Hunde und Menschen ausgesucht hat. Wir bekommen dann sehr viele Komplimente für unseren lebensfrohen und höflichen Hund. Es sind fast ausschließlich kleine Hunde, für die er sich interessiert. Darunter oft welche, die sich vor großen oder schwarzen Hunden fürchten. Nicht aber vor Paul. Schon von weitem sehe ich, wie Pauls Rute und das gesamte Hinterteil wedelt, die anderen Hunde keine Einwände haben und die dazugehörigen Menschen mich mit ihrem freundlichen Gesicht beruhigen. Alles gut.

Vor zwei Jahren haben wir eine ältere Dame mit ihrem kleinen Mischlingshund kennengelernt. Wir treffen uns immer mal wieder auf unseren Spaziergängen und haben uns ein wenig angefreundet. Nach wie vor fällt das Wort Hundeschule. Inzwischen aber seltener, weil ich doch etwas richtig gemacht haben muss. Sie selbst ist von Pauls Lebendigkeit ebenso erfreut wie wir und sie erinnert sich gerne an unser Kennenlernen, wo sie schon Schlimmstes befürchtet hatte, weil ihr kleines Mädchen zickig sei und große Hunde nicht mögen würde. Bei Paul ist es anders. Warum auch immer.

Ich weiß es nicht, warum es gerade die kleinen Hunde sind, mit denen es so gut funktioniert. Bei größeren bin ich vorsichtig. Nicht, weil ich fürchte, dass Paul Krawall macht, aber die anderen haben manchmal ein Problem mit ihm und es kommt zum Gerangel. Sofern möglich laufen wir einen großen Bogen oder kehren um. Da braucht Paul noch etwas mehr Zeit, um gelassen zu bleiben.

Es darf spekuliert werden

Nun kenne ich Paul in- und auswendig. Die klassischen Hundemenschen werden mir wahrscheinlich jetzt widersprechen. Aber ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass er mit der Erziehung, wie sie alltäglich ist und vorausgesetzt wird, nicht der wäre, der er heute ist. Natürlich nicht. Denn eigenständiges Denken und Handeln von Untergebenen ist aus mir unerfindlichen Gründen nicht erwünscht. Ein Hund brauche Erziehung und müsse gehorchen, so der Tenor. Man hätte diesen höchst charakter- und willensstarken Hund brechen, ihn einer Gehirnwäsche unterziehen müssen.
Ich mag es mir gar nicht vorstellen, alleine beim Gedanken daran, wird mir übel. Ich bin mir sicher, dass es den ein oder anderen Beißvorfall gegeben hätte. Ich höre gerade bei Hovawarten sehr oft davon. In einer sehr überdurchschnittlich hohen Anzahl werden sie in allen Altersklassen schließlich wieder abgegeben, landen entweder beim Züchter oder im Tierheim. In jeder Beschreibung erkenne ich meinen Paul. Trotzdem werden ein Hovawartkenner, harte Hand und erfahrende Hundehalter gesucht. Vom Regen in die Traufe.
Im ganzen Leben würde man an mich keinen Hovawart mehr abgeben. Dabei würde gerade ich es mir zutrauen, diesen Hunden das Vertrauen ins Leben zurückzugeben. Denn das haben sie verloren, diese hochgradig emphatischen und stolzen Hunde.

Paul und seine größte Leidenschaft: Stöcke – je länger, desto besser

Wir erziehen also nicht, gehen in keine Hundeschule, schauen keine TV-Trainer, gehen nicht auf den Hundeplatz, machen kein Agility, kein Mantrailing, powern nicht aus, machen kein Medical Training, überlegen uns keine Kunststücke, die Paul trainieren muss.
Trotzdem ist Paul in höchstem Maße sportlich. Er balanciert meterlange Stöcke, schlängelt damit an Hindernissen vorbei, erledigt mit Stock seine Geschäfte. Er schwimmt wie ein Fisch. Rennt in einem Affenzahn Parcours, wie sie die Natur erschaffen hat. Er läuft, ohne es trainiert zu haben, selbständig rückwärts, wenn es die Situation verlangt. Er findet nach Tagen oder gar Wochen seine Stöcke oder Bälle im Wald oder Park wieder. Paul lässt sich die Ohren säubern, Zecken entfernen, Fieber messen. Ich kann ihm unangenehm schmeckende Medizin eingeben, die nuckelt er weg wie ein Baby. Ich darf in seinen Napf fassen, wenn ich etwas vergessen habe. Bei der Blutabnahme hält er brav sein Beinchen still und leckt der Tierärztin die Hand. Die Liste könnte ich endlos fortführen.
Ich höre und lese sehr oft vom Gegenteil, obwohl konsequent erzogen wird. Oder vielleicht genau deshalb?
Ja, Paul bellt und zeigt an. Das wurde in ihn hineingezüchtet. Dafür bin ich ihm dankbar, das reglementiere ich nicht, würdige es entsprechend. Denn ich bin ein eher ängstlicher Mensch und würde mich ohne ihn an meiner Seite fürchten, wenn ich im Dunkeln unterwegs bin. Paul und ich ergänzen uns also ganz vortrefflich.

Meine Freundin, die Paul von Anfang an kennt und ihn ebenso in ihr Herz geschlossen hat, rief mich vor ein paar Monaten ganz aufgeregt an und erzählte mir, dass sie gerade einen Mann mit seinem 16jährigen, schwarzen Hovawart getroffen hätte. Er hätte die gleichen Erfahrungen und Erlebnisse mit seinem Hund wie ich mit Paul. Er sei ganz verzweifelt gewesen, weil alle Hundeschule nichts genutzt hätte. Aber im vierten Lebensjahr sei es dann wie von Zauberhand immer besser geworden.
Ein paar Wochen später sah ich ihn auch im Vorbeifahren, drehte um und machte die persönliche Bekanntschaft der beiden. Sie sind quasi die Großeltern. Die Tochter, der er eigentlich gehörte, hatte keine Zeit mehr. Wie es bei Oma und Opa so ist, Verwöhnprogramm war angesagt und das Hundekind entwickelte sich ganz vorbildlich. Also alles richtig gemacht und was für mich noch viel schöner zu hören war, waren die 16 gesunden Jahre.

Der Stand der Dinge und die rosige Zukunft

Nach wie vor treffen Paul und ich regelmäßig auf seine Schwester Filaki mit Frauchen. Ein bisschen wie Familie. Wir haben ja von Anfang an Freud und Leid miteinander geteilt und gemeinsame Abenteuer erlebt. Heute müssen wir lachen, wenn wir daran zurückdenken, wie sehr wir uns gewünscht haben, dass die beiden endlich vernünftig werden. Wie sehr haben wir den sagenumwobenen 3. Geburtstag herbei gesehnt, ab dem sie endlich erwachsen würden.

Paul mit seiner Schwester Filaki – nach wie vor ein Herz und eine Seele

War bekanntlich nicht so. Hunde sind schließlich keine Uhrwerke. Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt und freuen uns, dass Filaki und Paul sich nicht wesentlich verändert haben, auch nicht in ihrem Miteinander. Wir haben die Sicherheit, dass wir zwar temperamentvolle Hunde, dafür aber sehr liebenswürdige haben. Mit noch ein paar Eierschalen hinter den Ohren, die uns aber fehlen würden, wenn es anders wäre. Gerade haben wir uns wieder darüber unterhalten, dass es auch bei ihnen diese zwei Lager an Menschen gibt – die, die Lebendigkeit lieben und die, die sich beschweren.
Auch Filaki hat keine Hundeschule besucht. Wir haben uns damals als Ausrede darauf geeinigt, dass die beiden Geschwister eine Lese- und Rechtschreibeschwäche hätten.

Auf jeden Fall vergeht mir die Zeit viel zu schnell. Wo sind die vier Jahre geblieben? Ich bin zum einen erleichtert, dass Paul sich nicht allzu sehr verändert hat. Er ist dreißig Kilo schwerer. Aber sein Wesen hat er sich bewahrt. Habe ich ihm bewahrt. Andere mögen stolz darauf sein, wie brav und gut erzogen ihr Hund ist. Ich bin stolz darauf, dass Paul sich seine Leichtigkeit bewahrt hat/sich bewahren durfte. Dass seine Augen nie traurig blicken. Dass er mit der gleichen Neugier und Abenteuerlust durchs Leben geht/gehen darf. Dass er keine Ängste kennt. Dass er nicht weiß, was Strafe und Liebesentzug sind. Er nie vor meiner Hand zurückschreckt, weil er weiß, dass daraus nur Gutes für ihn kommt.

Mittlerweile, da ich weiß, wie liebenswert Paul ist, bin ich sehr viel entspannter und noch geduldiger. Weil ich mir sicher bin, dass mir etwas fehlen wird, wenn er ruhiger wird. Bereits heute ist es so, dass ich mich sofort sorge, wenn Paul vernünftig ist. Wenn er nicht bellt, obwohl er weiß, dass ich jetzt ohne ihn kurz das Haus verlassen muss. Wenn wir tonlos im Auto an einem anderen Hund vorbei fahren.

Insofern bin ich froh, dass Paulchen meine Hundekind ist. Man sagt, dass Hunde, wenn sie erwachsen sind, auf dem Niveau eines drei- bis vierjährigen Kindes stehen bleiben.
Um wieder auf meinen ‚Michel aus Lönnerga‘ zurückzukommen. Stellen wir uns doch den Michel mal als erwachsenen Mann vor. Wäre er heute ein Bankräuber, Betrüger oder Tunichtgut? Wohl eher nicht.




Paul und das Lernen über Erfahrungen

Schon lange nichts mehr über meinen Paul geschrieben. Nicht, dass jemand denken könnte, er hätte an Relevanz verloren. Ganz im Gegenteil. Er und sein Glück sind mir das wichtigste im Leben. Denn Glück ist selten geworden, wo es doch so wichtig ist. Wichtig vor allem auch für die Gesundheit.

Paul ist gesund. Abgesehen von einer genetisch bedingten Bauchspeicheldrüsenunterfunktion, mit der wir sehr achtsam umgehen, damit sie seine Lebensqualität nicht beeinträchtigt. Paul hat keine Allergien, keine Unverträglichkeiten, keine Bindehautentzündung, keine Gelenkprobleme, keine Atembeschwerden, Magen und Darm funktionieren vorbildlich. Sein Fell glänzt, er isst nicht über seinen Hunger hinaus, trinkt ausreichend, schläft gut. Er ist entspannt und ausgeglichen. Im Rahmen seiner rassetypischen Wesensmerkmale absolut verhaltensunauffällig. Keine Ängste, nicht schreckhaft und keine Manien. Paul hat noch nie geknurrt, gezwickt oder gar gebissen.
Das ist mein Resümee nach dreieinhalb Jahren mit Paul.

Paul gestern und heute

Wenn ich an unser erstes Zusammentreffen zurückdenke, hat Paul sich kaum verändert. Er ist einfach nur 30 Kilo schwerer geworden. Sein Gemüt und seine Verhaltensweisen sind identisch. Er ist immer noch sehr selbstbewusst und unbedarft. Sprang im Tierheim als einziger am Zaun hoch und war sich sicher, dass wir gekommen sind, um ihn abholen. Wie recht er doch hatte.

Er springt heute noch hoch, das haben wir ihm nicht abgewöhnt. Uns macht es nichts aus. Wir wissen, dass er sich unbändig freuen kann und auch ein bisschen aufgeregt ist. Ist das nicht schön? Dass er seine Lebenslust noch immer nicht verloren hat und er seine Persönlichkeit leben darf? Dass er nicht gemaßregelt, auf seinen Platz geschickt wird und sich in Zurückhaltung üben muss? Paul zeigt sehr gerne und vor allem oft seine Zuneigung. Mit einer Leidenschaft, wie wir sie vor Paul nicht kannten. Paul küsst und umarmt, sucht immer öfter Körperkontakt.
Ist es so verwerflich, dass ich keinen gehorsamen Hund möchte? Dass ich ihm seine Individualität erhalten möchte. Dass er zu unserem Leben passen soll, nicht in die Vorstellung von anderen? Die unter Umständen noch nie einen Hund hatten oder vor vielen Jahren einmal. Die sich noch nicht einmal die Mühe machen, meine Hintergründe verstehen zu wollen. Denn ich habe meine guten Gründe, Pauls Persönlichkeit zu respektieren und nicht Dauergast in einer Hundeschule oder beim Hundetrainer zu sein. Autowerkstätten sind oft besser recherchiert als Hundeschulen.

Da ist immer gleich dieses Schwarz-Weiß-Denken. Oh, da tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Der Hund tanzt denen auf der Nase herum. Die haben ihren Hund nicht im Griff. Dabei kann sich keiner beschweren. Denn wir sind respektvoll und kommen ihnen mit Pauls Temperament nicht in die Quere. Dafür gibt es eine Hundeleine. Man muss uns auch nicht besuchen, wenn man Hunde nicht mag. Denn Paul ist kein Hund, der unbeachtet unterm Tisch liegen mag. Er stand von Anfang an bewusst und von uns gewollt im Mittelpunkt. Das wird sich nicht ändern.

Fragwürdige Selbstverständlichkeit von Erziehung und Gehorsam

Erziehung und Gehorsam haben sich so verselbständigt, dass sie zur unbestrittenen Selbstverständlichkeit geworden sind. „Ein Hund muss gehorchen“. „Ein Hund braucht Erziehung“. Beides höre ich so oft. Von jungen und alten Menschen, von gebildeten und weniger gebildeten. Es zieht sich durch unsere Gesellschaft wie ein roter Faden. Hundeschulen und Hundetrainer im analogen Leben, im TV oder in den sozialen Medien sorgen für die Gleichschaltung und keiner hinterfragt den Sinn und Zweck. Gegenseitig befinden sie sich im Wettbewerb, was man alles wie trainieren kann. Immer höher, immer schneller, immer weiter. Für noch mehr Klicks und Buchungen, zu Lasten der ausgelieferten Hunde. Keiner bedenkt dabei die Konsequenzen, dass es kaum noch „naturbelassene“ Hunde gibt. Sie dürfen nicht mehr reagieren, nicht mehr ihren hündischen Beschäftigungen nachgehen. Wann und wo geschnuppert wird, wohin gelaufen wird und in welchem Tempo, das bestimmt der Mensch. Selbst ihren Artgenossen wissen sie nicht mehr zu begegnen.

Es gibt sie schon noch, die Hunde, die Hund sein dürfen. Die kleinen bis 10 Kilo haben oft Glück, dass ihnen keine überkandidelten Benimmregeln oktroyiert werden. Da sehe ich den ein oder anderen Hund, der einen glücklichen Eindruck auf mich macht. Das freut mich gleich doppelt. Zum einen für den Hund. Zum anderen für Paul, weil er trotz Größenunterschied einen Artgenossen auf Augenhöhe trifft. In den meisten Fällen, sofern der kleine Hund Paul seiner Größe wegen nicht fürchtet, mag man sich gegenseitig. Ohne dass ich es Paul übrigens beibringen musste, ist er sehr vorbildlich mit Hunden, die ihm kräftemäßig nicht gewachsen sind. Es wird niemals getobt oder „gespielt“, wie viele es nennen. Es wird das getan, was Hunde am liebsten tun. Gechnuppert, geschaut, gewälzt und markiert.

Erziehung versus Erfahrung

Nun drängt sich der Gedanke auf, dass ich es mir einfach mache. Keine Hundeschule, kein Trainer, kein Training. Eine durchgeknallte Veganerin, die denkt, sie wisse alles besser als ein erfahrener Hundetrainer. Nein, so ist es bei weitem nicht. Aber ich habe meinen Kopf zum Denken. Augen, die Missstände erkennen. Ein Bauchgefühl, das mir sagt, dass hier irgendetwas nicht stimmt. „Fachpersonal“, das wie Pilze aus dem Boden sprießt und immer mehr verhaltensauffällige und kranke Hunde. Da ist etwas ins Ungleichgewicht geraten.

Im Gegensatz zu vielen anderen blicke auf über 40 Jahre mit Hund zurück. Das sagt natürlich erstmal gar nichts aus, denn man kann in dieser Zeit auch alles oder zumindest vieles falsch machen. Habe ich aber nicht. Nichts Schwerwiegendes zumindest. Keiner meiner Hunde brauchte jemals einen Trainer oder Training. Sie waren geachtete Familienmitglieder, nie Hobby, Zeitvertreib, Statussymbol oder Lückenbüßer. Sie komplettierten unser Leben, fügten sich ein wie ein perfektes Puzzleteil. Entspannte Spaziergänge, Picknicks, Kuscheleinheiten. Überall mit von der Partie, nie lästig.

Mit meinem Wissen heute, habe ich Fehler gemacht. Nichts Dramatisches, das mir schlaflose Nächte bereiten müsste. Fair und liebevoll war ich mit allen Hunden. Alle habe ich in ihrer Persönlichkeit belassen, darauf habe ich instinktiv Wert gelegt. Aber dieses „überall mit von der Partie sein“, sehe ich heute komplett anders und bereue ich. Das habe ich durch Paul lernen dürfen. Der sich nicht seinem Schicksal fügt oder resigniert. Ich möchte nicht wissen, wie ein „klassisch Erziehender“ verfahren würde. Paul tut lautstark kund, wenn er sich nicht wohlfühlt. In einem Restaurant oder Biergarten zum Beispiel. Oder in der Stadt. Zu viele Reize und Verantwortung für einen wachsamen Hund, was ihm seine Genetik vorgibt. Wie soll er da allen Seiten gerecht werden? Auf alles achten und auf seine Menschen aufpassen?
Wie gut, dass Paul sich zu Hause so wohlfühlt und keine Probleme damit hat, alleine zu sein. Wir verbringen ansonsten Tag und Nacht zusammen. Ich glaube, dass er es manchmal sogar genießt, für ein bis zwei Stunden alleine zu sein. Mal so richtig zu schlafen, ohne darauf achten zu müssen, was Frauchen oder Herrchen machen.

Pauls Vorgängerin Wally haben wir überall hin mitgenommen. Wirklich überall. Ins Restaurant, ins Einkaufszentrum, zum Stadtbummel, sogar ins Kino. Im Nachhinein erinnere ich mich an ihre Beschwichtigungssignale, an ihr Hecheln, an ihre eingezogene Rute, an ihre Körperhaltung. Das sehe ich bei so vielen Hunden, die stolz in überfüllten Straßencafés, Innenstädten oder auf Festivitäten vorgeführt werden. Die wenigsten Hunde können das genießen oder finden Gefallen daran. Wie sollten sie? Bei ihren feinen Nasen, ihren hellhörigen Ohren, ihren aufmerksamen Blicken? Im besten Fall können Leckerchen sie trösten. So war es bei unserer Hündin. Glücklich war sie trotzdem nicht. Aber eben gefügig und brav, wie man seinen Hund gerne hat. Das haben wir ausgenutzt. Stolz waren wir auch auf unsere artige Wally. Dass sie so selbstverständlich neben uns her lief und auf den ersten Blick entspannt schien. Statt vernünftig zu sein und im Sinne des Hundes zu denken, dass er daheim in seinem kuschligen Bettchen besser aufgehoben wäre.

Es gehört auch menschliche Größe dazu, dazuzulernen und sich Fehler einzugestehen. Man bekommt, wie man an Paul sieht, die Chance, es besser zu machen. Wieder etwas gelernt, was der Lebensqualität und dem friedvollen Miteinander zugute kommt.

Lernen über Erfahrung

Habe ich zu Beginn geschrieben, dass Paul sich kaum verändert hat, dann trifft das bedingt zu. Paul war, wenn man es so nennen möchte, fügsamer. Wir hatten ihn überall dabei, wollten ihm alles zeigen, damit er alles kennt und ihn nichts erschüttern kann. So konnten wir ihm auf der anderen Seite aber auch einige schlechte Erfahrungen nicht ersparen, auf die wir keinen Einfluss hatten. Spielende Kinder, die ihn ärgerten. Lärm, der ihn erschreckte. Menschen, die sich schlecht benahmen. Andere Hunde, die ihn überforderten oder anfielen, weil sie nicht sozialisiert waren. Unser unbedarfter Paul wurde aus seiner Idylle gerissen und reagierte, wie ein selbstbewusster, selbstdenkender, intelligenter, aber gerade überforderter Hund es tut: er rebellierte, in dem er bellte oder in die Leine sprang. Fortan muteten wir ihm Vermeidbares nicht mehr zu.

Heute bestimmt Paul das Tempo selbst. Wie und was er lernt und verinnerlicht. Ich vergleiche das gerne mit mir und meiner Schulzeit. Ich habe Abitur und Hochschulabschluss, beides jeweils mit der Gesamtnote „Gut“ abgeschlossen. Was nichts zu sagen hat. Aber ich habe das geschafft, obwohl ich komplett anders gelernt habe, als Schule und Lehrer es vorsahen. Im Unterricht war ich anwesend, um zu sehen, welche Lektionen aktuell sind. Gelernt habe ich daheim. In meinem Tempo, in meinem Verständnis, mit meinen Eselsbrücken. In aller Ruhe, in meinem Zimmer. Nicht alles war meine Kernkompetenz, Naturwissenschaften lagen mir weniger als Sprachen. Auf meine Stärken habe ich schließlich mein Studium ausgerichtet.

So bin ich sehr dankbar, dass durch unseren achtsamen Umgang mit Paul sich Interessen herauskristallisiert haben, die das Erlernen für ihn sehr viel einfacher machen. Wir spazieren an reizarmen Strecken mit ihm, powern ihn selbstverständlich nicht aus, so dass er zu jeder Zeit klare Gedanken fassen kann.
Im Verlauf unseres Spazierganges sucht Paul sich einen strategisch guten Ort, von dem aus er die Umgebung überblicken kann, setzt oder legt sich hin. Das kann dauern. Manchmal eine Stunde. Er beobachtet in seiner angemessenen Individualdistanz Spaziergänger, Jogger, Radfahrer, Autos, andere Hunde, Menschen bei ihren Beschäftigungen.
So haben wir es ganz ohne Strategien und Trainingspläne geschafft, dass Paul in seinem Tempo und in seinem Verständnis gelernt hat, dass von Begegnungen keine Gefahr ausgeht.

Paul ist inzwischen erstaunlich sicher, wenn Autos, Jogger oder Radfahrer passieren. Das wäre bis vor Kurzem undenkbar gewesen. Da mussten wir aufpassen, dass er nicht plötzlich in die Leine sprang. Wenn aber der Groschen bei Paul mal gefallen ist, dann richtig und zuverlässig. Weil er es in seinem Verständnis gelernt und verinnerlicht hat. Nicht in unserem vorgegebenen Tempo mit längst überholten Methoden. Notfalls aversiv, wenn es nicht schnell genug klappt.

Fazit

Es ist ja nicht so, dass ich es mir einfach mache. Das ist es nicht. Im Gegenteil. So kostet es bei weitem sehr viel mehr Zeit und Geduld. Vor allem Einfühlungsvermögen in seinen Hund und sein Denken. Mit starken Nerven muss man ausgestattet sein. Nicht des Hundes wegen. Sondern wegen der Menschen, die es vermeintlich besser wissen. Deren Blicke und Reaktionen Bände sprechen, verächtlich und überheblich sind, weil ich von richtiger Hundeerziehung keine Ahnung habe.

Mag sein, dass das so ist. Ich habe mich nie damit auseinandergesetzt. Weiß nur, dass das, was ich analog und digital sehe, mir nicht gefällt. Weil ich es nicht mag, unfreundlich zu sein und ich schlicht und ergreifend nicht verstehe, warum man aus seinem Hund ein Zirkuspferd machen muss. Man ihn mit 1000 Neins bombardieren muss, ihm überhaupt alles verbietet, was er gerne tun möchte.
Stattdessen lasse ich mich auf die andere Seite ein. Mal sehen, was Paul tun würde, wenn er entscheiden dürfte. Damit habe ich beste Erfahrungen gemacht. Ich begebe mich mit Paul auf entspannte Spaziergänge und darf selbst eine Menge erleben. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie jemanden gesehen, der so mit seinem Hund unterwegs ist, wie ich es bin.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Paul keinen Stöcken oder Bällen nachjagen möchte, damit er daheim platt in der Ecke liegt. Zuhause bleibt er ein Hovawart, der aufpassen möchte. Das könnte er nicht, wenn ich ihn draußen auspowern würde. Klar, hat Paul seine berühmten fünf Minuten und tobt nach Herzenslust. Das darf er dann auch, ohne dass ich ihn störe und ich mir beweisen muss, wie gehorsam er ist. Danach geht er aber wieder seinen eigentlichen und hündischen Beschäftigungen nach. Kommt übrigens auch von alleine, ohne dass ich ihn rufen muss. Er schaut sich ohne Aufforderung nach mir um. Schon immer. Weil ich mich freue und ihn lobe, dass er auf mich achtet. Dann kommt er voller Freude, stupst mich an, holt sich Streicheleinheiten und Leckerchen. Freude in der Endlosschleife und ein glückliches Hundegesicht. Gewünschte Verhaltensweisen haben sich von ganz alleine entwickelt. Ohne für beide Seiten anstrengendes Training. Einfach nur weil ich geduldig war und gegen den Strom geschwommen bin.

Mittlerweile befinde ich mich in guter Gesellschaft. Man findet sich über kurz oder lang. Es gibt eine Handvoll an Hundecoaches oder -schulen nach meinem Geschmack. Auch Menschen, die respektvoll, freundlich und freudig im Umgang mit ihren Hundekindern sind. Leider nur in den sozialen Medien und alle nicht in unserer Nähe. Dort kann ich mir den Feinschliff im Umgang mit Paul holen. Dort bekomme ich Tipps ganz nach meinem Geschmack, mit denen ich leben kann und die mir keine Magenschmerzen bereiten. Dort spricht keiner von Dominanz, Impulskontrolle, Fußläufigkeit, Erziehung oder Training.

Sogar eine Frau mit Hovawart habe ich in der Facebook-Gruppe einer freundlichen Hundetrainerin gefunden. Sie bestätige, dass sie durch die klassischen Ansätze große Probleme mit ihrem Hund hatte. Er war schon vier als sie auf den freundlichen Weg aufmerksam wurde. Jetzt sei alles gut.

Dabei fällt mir gerade ein, dass ich nicht einen einzigen Trainer kenne, der sich mit einem Hovawart schmückt. Es sind ausschließlich Rassen wie Border Collie, Australian Shepard, Labrador oder Schäferhund. Hm… – keine Ahnung warum :-)))))

Ich bin sehr glücklich bezüglich Pauls Entwicklung und ein wenig stolz, dass ich so unbeirrt meinen Weg mit ihm gehe. Paul hat eine unglaubliche Strahlkraft, ein außergewöhnliches Selbstverständnis. Ich freue mich von ganzem Herzen, so richtig mit Luftsprüngen und Lobeshymnen bis in den Himmel, wenn Paul erwünschtes Verhalten zeigt. Weil er in seinem Kontext verstanden hat, worum es geht. Nicht weil ich ihn gezwungen habe.

Wo werde ich mit Paul in einem Jahr sein? Fortsetzung folgt…




3 Jahre perfekt unperfekter Paul

Der sagenumwobene 3. Geburtstag eines Hovawarts – heute ist es so weit. Unser Paulchen feiert seinen 3. Geburtstag. Endlich? Gott sei Dank? Geschafft? Aus dem pubertierenden Teenager ist ein erwachsener Mann geworden?

Aller guten Dinge sind 3 – oder etwa nicht?

Ich gebe zu, dass ich ganz zu Anfang diesen Tag herbeigesehnt hatte. Paul war so ganz anders als all seine Vorgänger. Lebendiger, um es vorsichtig zu formulieren. Jetzt bin ich fast ein wenig traurig. Paul ist SCHON 3 Jahre alt! 3 Jahre! Wo ist die Zeit geblieben? Eben haben wir doch erst den süßen, kleinen, zerzausten, schwarzen Wollknäuel aus dem Tierheim geholt. Schlafen wollte ich manchmal nicht, weil ich keine Sekunde von der wunderschönsten Zeit mit meinem Hundebaby verpassen wollte. Man konnte Paul förmlich beim Wachsen zusehen.

Paul am Tag seines Einzugs vor knapp 3 Jahren, 10 Wochen alt

‚Mit 3 Jahren wird der Hovawart langsam erwachsen, wird er ruhiger. Bis dahin braucht man starke Nerven und vor allem eine strenge Hand und konsequente Erziehung‘ – so zumindest alle Hovawart-Ratgeber in menschlicher oder literarischer Form.

Letztes Jahr habe ich mich an dieser Stelle gefragt, was ich ich wohl heute über Pauls Entwicklung schreiben werde. Jetzt frage ich mich, wie es wohl nächstes Jahr sein wird. Noch besser? Noch zauberhafter? Denn gerade befindet sich Paul in einer fast magischen Metamorphose. Wie von Zauberhand lösen sich Knoten. Wenn man es denn überhaupt Knoten nennen kann.
Wobei ich nicht wirklich weiß, ob sie sich bei Paul oder bei mir lösen. Ich war das Problem. Paul war einfach die ganze Zeit nur Hund, wird und darf es auch für den Rest seines Lebens bleiben.

Das Selbstbewusstsein hat einen Namen: PAUL

Lehrjahre – aber nicht für Paul!

Nicht Paul hat gelernt oder musste lernen, ICH musste. Paul ist und war die ganze Zeit nur er selbst und damit perfekt.

Gerade bin ich dieser Seele von Hund unendlich dankbar, dass sie wie ein „Stoßdämpfer“ meine kritischen Blicke, meine in Falten gelegte Stirn einfach nicht beachtet hat. Stattdessen hat Paul mir jeden Tag gezeigt, wie großartig er ist. Wie lieb. Wie zuverlässig. Wie lebensfroh. Wie unbeschwert. Wie glücklich.

Paul ist der Typ Hund, der so schnell nicht aus seinem Selbstverständnis gebracht werden kann. Dem ein starker Wille eigen ist, was gerade dem Hovawart nachgesagt wird, seinen Menschen eines Besseren zu belehren.
Ich frage mich in letzter Zeit immer öfter, warum die meisten Hundeschulen und -trainer so vehement dagegen sind, den Hund zu vermenschlichen. Holen sie ihn nicht gerade mit ihrer Vorstellung von Gehorsam in die Welt des Menschen? Der Hund soll nicht mehr Hund sein, so schnell wie möglich gesellschaftsfähig gemacht werden. Nicht bellen. Nicht springen. Umgehend auf den Rückruf folgen. Sitz und Platz machen. Bei Fuß laufen. Auf Kommando essen. Sich seine Leckerchen verdienen, die in Dummies oder Baumrinden versteckt sind. Nicht schnüffeln so lange er will, schon gar nicht woran er will. Seine Artgenossen nicht beachten. Nicht eigenständig denken. Oder er tanzt mit seinem Menschen oder macht Yoga. Er muss Bällen und Stöcken hinterherjagen, um die Verbundenheit von Mensch und Hund zu demonstrieren. Es wird zusammen gejoggt und Rad gefahren.

Paul würde das jetzt alles tun, wenn wir es von ihm verlangt hätten. Stattdessen tauchen wir bis heute sehr gerne in seine Welt ein und wissen jetzt, was Paul so alles Spaß macht und womit er sich gerne beschäftigt.

Paul darf einfach nur Hund sein

Weshalb Paul heute kein Hund von der Stange ist! Paul ist maßgeschneidert. Er ist die perfekte Schnittmenge aus eigenem Denken, eigenen Vorlieben und gesellschaftlicher Verträglichkeit. Ich sehe mich dabei in der Rolle des „Migrationshelfers“, den Hund mit den Menschen kompatibel zu machen.

Paul ist so unglaublich kreativ und lebendig. Ich kann aus dem Stegreif 20 seiner selbstgewählten Aktivitäten aufzählen und immer noch kommt Neues dazu. Ein Blick auf unsere Facebook-Reels lohnt sich, sie zeigen Paul bei all seinen liebsten Beschäftigungen. Das habe ich so bei noch keinem unserer Hunde vorher erlebt. Wie auch? Durch das ewige Stöckchengewerfe, so lange sie jung waren, durch das Fußlaufen und Rückrufen, haben wir ihnen zumindest draußen den Raum für eigene Interessen genommen. Das tut mir heute sehr leid für Pauls Vorgänger.

Paul und die Sache mit Michel von Lönneberga

Wie hat Paul sich denn nun entwickelt? Großartig, um es auf den Punkt zu bringen.
Am besten beschreibt es ihn, wenn man ihn mit meinem Filmhelden aus Kindheitstagen „Michel von Lönneberga“ vergleicht. Genau so ist Paul. Ein liebenswerter Lausejunge, selbstdenkend und vor allem mit dem Herz am richtigen Fleck. Stets auf der Suche nach einem Abenteuer, dabei sehr ideenreich und immer mit den besten Absichten. Mit wedelnder Rute, sich manchmal überschlagend vor Glück. Wer auch nur ein wenig Hundeverständnis mitbringt, sieht Paul schon von Weitem an, dass da kein Monster herannaht. Insofern halten sich schlechte Erfahrungen mit tobenden Spaziergängern gerade in der letzen Wochen in Grenzen. Sei es, weil Paul mit seiner Schleppleine unterwegs ist oder er immer zuverlässiger im Rückruf ist. Wenn wir ihn überhaupt rufen müssen, weil Paul regelmäßig selbständig unsere Nähe sucht. Um ein Leckerchen oder eine Streicheleinheit abzuholen.

So ganz ist die Pubertät noch nicht abgehakt. Es gibt diese Tage, auch wenn die Zeitabstände immer größer werden, da sind Pauls hübsche Ohren auf Durchzug geschaltet. Verbunden mit der dem Hovawart eigenen überdurchschnittlichen Auffassungsgabe und dem Talent im 360 Grad-Winkel zu schauen wie eine Stubenfliege, flog er unlängst zweimal kurz aufeinander folgendend doch mal wieder davon. Magisch angezogen zum einen von einem jungen, schokoladenbraunen Labradormädchen, das über die Begegnung ebenso erfreut war. Umsonst gesorgt. Denn auf dem Weg, meinen kleinen Räuber einzufangen, legte ich mir passende Entschuldigungsworte zurecht, die sofort von einem freundlichen Frauchen im Keim erstickt wurden. Ganz selig schauten wir unseren beiden Hundekindern noch ein ganzes Weilchen zu, wie sie friedlich miteinander schnupperten und sich abwechselnd voreinander wälzten.
Bei der zweiten spontanen Kontaktaufnahme waren weniger die beiden kleinen Hunde erfreut, umso mehr aber ihre Menschen. Auch sie wehrten meine ehrliche Entschuldigung ab, weil sie sich gänzlich entzückt von Pauls Lebensfreude und schließlich von seinem Namen waren – „so ein netter Hund und dann heißt er auch noch Paul“.

Auch wenn mir erst einmal das Herz in die Hose rutscht, wenn Paul seine eigenen Wege geht, so weiß ich aber nur durch diese Erfahrungen, wie herzensgut mein Hund ist. Und dass er, so jung und wild er auch (noch) ist, durchaus richtige Entscheidungen treffen kann.

Paul ist der Größte

Liebe, mehr Liebe und noch mehr Liebe

„Gebt den Kindern Liebe,

mehr Liebe und noch mehr Liebe,

dann stellen sich die guten Manieren ganz von selbst ein.“

So lautet ein berühmtes Zitat der Pipi Langstrumpf-Autorin Astrid Lindgren. Übrigens auch ein Charakter, der Pauls Wesen sehr gut beschreibt – Pipi Langstrumpf. Auf manche vielleicht etwas anstrengend wirkend, aber ausschließlich auf Pfaden wandelnd, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, zumindest zu einem fröhlicheren.

Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, wie es ist, wenn unser einzigartiger Paul angeflitzt kommt, weil er es möchte und ihm danach ist und nicht, weil er muss! Paul macht alles, was auch andere Hunde machen und mit regelmäßigen Trainings gelernt haben. Mit dem feinen Unterschied, dass er es freiwillig und aus eigener Entscheidung heraus tut. Und wir natürlich andere Methoden angewandt haben, wenn man das überhaupt Methode nennen kann. Und es vielleicht auch etwas länger dauert. Paul bestimmt den Zeitpunkt.

Paul bei einer seiner Lieblingsbeschäftigungen – schnüffeln, schnüffeln, schnüffeln

Mit Geduld und Liebe beschreibt man es besser. Wer sonst steht mit seinem pubertierenden und ausdauernden Hund 1 Stunde im strömenden Regen und schaut ihm beim Schauen zu? Nimmt es hin, wenn 37 Kilo geballte Energie in die Leine springen, weil irgendwo ein Objekt der Begierde erspäht wurde? Recherchiert stundenlang im Internet und in aller verfügbarer Literatur nach friedvollen Lösungen, erwünschtes Verhalten zu fördern? Legt sich mit Gott und der Welt an, wenn man unseren gemeinsamen Weg in Frage stellt?

With a little help from my friends

Ich habe das nicht alleine geschafft. Es wäre nicht richtig, diesen für mich sehr wichtigen Aspekt auszusparen. Mit unserem wunderbaren Paul ist sehr viel Gutes in unser Leben gekommen. Neben seiner ansteckenden Lebensfreude, die uns unendlich gut tut, auch die richtigen Menschen.
Seit fast einem Jahr haben wir meine liebe Freundin Michèle Roncaglioni an unserer Seite. Sie ist Inhaberin der Sirius-Hundeschule (eine sehr lesenswerte und informative Webseite) in der Schweiz, mit den Schwerpunkten Verhaltensarbeit und Coaching von Mensch mit Hund. Sie kennt Paul über Sprachnachrichten aus meinen ausführlichen Erzählungen und von zahlreichen Videos.

Sie empfahl uns die Schleppleine, mit der unsere Spaziergänge sofort sehr viel entspannter geworden sind. Damit hatten wir vor allem Pauls selbstgewählte Kontaktaufnahmen unter Kontrolle und er hat wiederum ohne zeitraubende Diskussionen oder strenge Kommandos gelernt, mit Hundebegegnungen entspannter zurecht zu kommen. Sieht er einen Hund, dann schaut er ihm nach, sitzend oder liegend. Wir lassen ihm die Zeit, die er braucht, gehen erst weiter, wenn Paul bereit ist. Noch hat Paul eine Individualdistanz, die aber immer kürzer wird. Ich bin mir ziemlich sicher, dass uns in ein paar Monaten eine Straßenseite genügen wird. Und das alles ohne Training.

Von Michèle haben wir vor allem gelernt, dass weniger mehr ist. Wir trainieren und üben schon lange nicht mehr. Wir freuen uns auf unsere Spaziergänge, reagieren, wenn es nötig ist. Da bekommen wir alle immer mehr Routine und Sicherheit, wir Menschen wie auch unser Paul.
Lustig ist, dass unser Verhalten, obwohl rücksichtsvoll und vorbildlich, Aufsehen erregt. Es ist so süß, wie gelassen Paul beobachtet. Wie sein Köpfchen sich links und rechts bewegt, um nichts zu verpassen. Trotzdem wird gerne vermutet, dass Paul problematisch sei, weil wir ruhige Ecken suchen und abseits stehen, um anderen Hunden und Menschen den Vortritt zu lassen. Damit die anderen Hunde keinen Ärger bekommen, wenn sie sich für Paul interessieren und Paul schlechte Erfahrungen erspart bleiben.

War ich der Auffassung, dass es unbedingt Ziel sein muss, dass Paul mit allen Hunden Freundschaften schließt, habe ich wesentlich dazu gelernt. Paul hat ein paar sehr gut ausgewählte Kontakte. Überwiegend kleine Hunde, mit denen er auf Augenhöhe interagiert. Keine Wettrennen, kein Jagen, eher ein gemeinsames Erleben. Einen englischen Bulldoggen-Rüden gibt es noch, ich bezeichne ihn gerne als 6er im Lotto. Denn beide harmonieren auf eine ganz besondere Art und Weise, es herrscht großes gegenseitiges Interesse. Ebenso keine Rennspiele – es wird geschnüffelt, markiert und voreinander gewälzt. Zum Ausleben der dem Hovawart typischen Spielart, wild und leidenschaftlich, gibt es schließlich seine Schwester. In regelmäßigen Treffen zelebrieren sie ihre Lebendigkeit, können aber auch miteinander entspannen. So dass wir von all unseren Spaziergängen mit einer guten Energie zurückkehren. Zwar müde, aber nicht ausgepowert oder aufgeregt.

Paul, eine in sich ruhende Seele

Neue Kontakte müssen sorgfältig sondiert werden. Leider bin ich noch nicht konsequent genug in meinen Entscheidungen und lasse mich gegen mein Bauchgefühl zu Begegnungen hinreißen, die wir uns lieber erspart hätten. Auch hier ist weniger meist mehr.

Meine schönste und wichtigste Lektion war, dass die Rasse einzig eine Rolle spielt, wenn es um das Ergründen von Verhalten geht. Nicht wie man sie „erziehen“ muss. So ist der Hovawart vom Wesen her eine starke Persönlichkeit, intelligent und wachsam. Das wird gelobt, in höchstem Maße von uns anerkannt, in unserem Alltag gefördert und alles ist gut. Paul schätzt unser Verständnis und verinnerlicht immer mehr, dass wir uns aufeinander verlassen können. Was Begegnungen anbelangt, wird er somit immer ruhiger und gelassener.

Ende gut, alles gut

Alles ist gut, aber nie zu Ende. Glücklicherweise hat Paul noch ein paar Eierschalen hinter seinen samtweichen, warmen Hängeohren. Insgeheim freut mich das. Ich habe mich so an Paul, sein Wesen und seine Art gewöhnt. Es kristallisieren sich immer mehr Rituale heraus, wir wachsen ständig enger zusammen. Ich liebe sein Temperament, auch wenn es manchmal noch überschäumt. Ich kann es Paul nicht verdenken. Er hat das schönste Leben, das sich ein Hund wünschen kann. Meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit, 24 Stunden täglich. Mein Streben danach, ihn zu verstehen und in seine schöne, heile Hundewelt einzutauchen. Ich bin ihm so dankbar, dass ich so viel von ihm lernen darf.

Paul – eine starke Persönlichkeit, intelligent und wachsam

Was für eine einzigartige Erfahrung, wie sich ein Hund entwickelt, wenn er in seiner Welt bleiben darf. Diese Liebe, Dankbarkeit und dieses Glück habe ich in dieser Vehemenz noch nie erfahren. Sein Blick trifft mich oft mitten ins Herz, so kann nicht einmal ein Dackel schauen. Die Freude, mit der auf unseren Spaziergängen plötzlich angerannt kommt, um uns zu berühren oder sich zwischen unsere Beine zu stellen, ist nicht in Worte zu fassen.

Ich liebe seine Allwissenheit. Wenn er genau weiß, wohin wir fahren, je nachdem in welche Richtung ich abbiege. Seine Küsschen, die er während der Fahrt von der Rückbank aus verteilt. Seine Reaktion, wenn ich den Namen seiner Schwester erwähne, die er gleich sehen darf.
Oder wenn er genau weiß, wenn er ausnahmsweise mal alleine zuhause bleiben muss. Weil wir mit Freunden in einem Restaurant verabredet sind, für das er (noch) nicht gesellschaftsfähig genug ist. Es vielleicht oder wahrscheinlich nie sein wird, weil es einfach nicht seine Welt ist. Nicht zu ihm passt, nicht beachtet zu werden und brav unter dem Tisch zu liegen.
Wenn er ganz leise bellt, morgens zwischen 3 und 4 Uhr, um mich aufzuwecken, weil er mit mir das Stockwerk wechseln möchte, um auf dem Sofa weiterzuschlafen. So leise, dass sein Herrchen nicht davon aufwacht. Dazu muss man wissen, dass Paul normalerweise sehr, sehr laut bellt. Und er bellt gar nicht, egal welche Freude oder Aufregung er gerade aushalten muss, wenn ich schlafe. Dafür weckt er mich spätestens um 8 Uhr und leckt mir ganz zart und vorsichtig über das Gesicht. Um sich zu freuen, dass ich mich freue und um gemeinsam unseren einzigen Kaffee des Tages zu trinken. Noch immer liebt er den verbleibenden Milchschaum in der Tasse. Dann starten wir energiegeladen in unseren gemeinsamen Tag – Tag für Tag.

Paul kann durchaus auch entspannen. Sehr gut sogar. Wenn keine Abenteuer anstehen. Dann wechselt er von einem Lieblingsplatz zum anderen, liegt glückselig auf dem Rücken und streckt alle Viere von sich. Schaut aus dem Fenster, um Menschen oder Vögel zu beobachten.
Oder er genießt unsere Picknicks draußen, bei Wind und Wetter. Rennt voraus zu „unserer“ Bank und freut sich auf sein Super-Leckerchen. Und auf die Freiheit, die er hat, so lange er möchte, in aller Ruhe zu schauen.

Alles kann, alles darf, nichts muss – so leben wir seit fast drei Jahren mit unserem phantastischsten, weltbesten, entzückendsten Paul ein sehr glückliches und erfülltes Familienleben. Und so werden hoffentlich noch sehr, sehr viele weitere Jahre ins Land ziehen, von denen ich keine Sekunde und keine Erfahrung missen möchte.

Herzlichen Glückwunsch, unser über alles geliebter Paul




Über die Geduld im „Hundetraining“

Ich möchte es nicht wirklich „Training“ nennen, aber mir fällt auch keine treffendere Umschreibung ein. Wir trainieren nicht. Das wird gerne missverstanden, weil in der gängigen Auffassung ein Hund klare Regeln und Ansagen braucht und schließlich nicht tun und lassen kann, was er will. Stellen sich die Menschen wahrscheinlich immer vor, wenn ich Hundeschule, -training und -trainer in Frage stelle und stringent ablehne. Dass Paul in unserem Zuhause die Weltherrschaft übernommen hat, auf dem Tisch tanzt und uns tyrannisiert.

A und O für ein entspanntes Miteinander: Geduld

Weit gefehlt. Es wächst ein kleiner Mahatma Gandhi heran. Freundlich, friedlich, entspannt, anhänglich, mitfühlend, sich perfekt in den Alltag integrierend. Ein Traum von Hund. Wenn wir die Haustür hinter uns schließen und alleine mit unserem Paul sind. Denn daheim ist alles berechenbar, zuverlässig und vertraut. Deshalb ist es auch kein Drama, wenn Paul, was allerdings sehr selten vorkommt, mal für ein paar Stunden alleine bleiben muss. Als würde er wissen, dass er daheim besser aufgehoben ist. Wir treffen immer einen sehr in sich ruhenden Paul an, wenn wir zurückkehren. Das mussten wir nicht üben, das hat sich so ergeben.

Absolut erfolgreicher Rückruf

Auch draußen auf unseren ausgedehnten Spaziergängen hat sich alles sehr vorbildlich entwickelt. Wir haben einen ausnehmend aufmerksamen Hund, der ständig mit uns in Verbindung und sehr zuverlässig im Rückruf ist. Das haben wir nicht trainieren müssen. Das hat sich einfach so gefügt.

Paul ist jetzt knapp 2,5 Jahre. Er ist ein Hovawart, dem man nachsagt, dass er mindestens bis zu seinem 3. Lebensjahr in der Pubertät sei. In der Tat hatte ich mir darüber bei all seinen Vorgängern – wilde Mischungen – nie Gedanken machen müssen. Es gab keine nennenswerten Ausschläge nach oben oder unten, es war eine entspannte und stetige Entwicklung bis zu ihrem Erwachsenendasein.
Bei Paul verhält sich das etwas anders. Zum ersten Mal ist die Rasse, beziehungsweise die Genetik, ein Thema. Was ich zunächst außer Acht lassen wollte, ich aber doch eines Besseren belehrt wurde. Deshalb habe ich zum ersten Mal über Hundeerziehung und -training nachgedacht. Womit das Abenteuer, das Drama und schließlich das Happy End ihren Lauf nahmen.

Hundeerziehung und Versagensängste

Ich kann gar nicht mehr ganz genau sagen, was oder wer mich bewogen hat, über Hundetraining nachzudenken. Waren es die Menschen auf der Straße, die uns vorgewarnt haben, dass es sich bei einem Hovawart um einen schwierigen Charakter handeln würde? Die diversen Hovawart-Experten aus Facebook-Gruppen? Fachliteratur zum Hovawart? Oder meine Erfahrungen, die ich mit Paul als Welpe gemacht habe? Vielleicht auch die Mischung aus allen.

Paul entdeckt die Welt

Ich erinnere mich noch sehr gut an einen Abend, als mein Mann von der Arbeit nachhause gekommen ist. Ich fiel ihm in die Arme und vergoss die ein oder andere Träne. Paul war gerade drei Monate alt. Paul hatte mich den ganzen Tag auf Trab gehalten. Keine ruhige Minute, ich war fix und fertig. Wir waren, wie es sich für einen Welpen gehört, mehrmals draußen, haben gespielt, geschmust, gekuschelt, Pauls Räubereien ausgelebt. Ich habe ihm die Wünsche von den Augen abgelesen. Wer kann schon einem Welpen widerstehen und ihm Einhalt gebieten? Ich nicht!
Von seinen Vorgängern war ich gewöhnt, dass sie irgendwann in einen tiefen Schlaf fielen und ich in dieser Zeit in aller Ruhe den Alltag bewältigen konnte. Paul war anders. Sobald ich mich bewegt habe, stand er wieder neben mir, obwohl er gerade noch tief und fest geschlafen hat. Ob ich kurz staubsaugen, die Wäsche sortieren oder das Bett frisch beziehen wollte, Paul war überall mittendrin. Und da das letzte Gassi auch schon wieder eine Stunde her war, hatte er der Einfachheit halber sein Pipi auf dem Teppich erledigt.

Heute weiß ich: mein kleiner Paul hat die Welt in vollen Zügen entdeckt. Er ist keine Schnarchnase, kein Langweiler, kein Ignorant. Noch dazu selbstbewusst, aufgeweckt, neugierig und furchtlos. Zusammen mit meiner verständnisvollen Art, ihm seine Freiheit und sein Wesen zu lassen (trotz meiner Angst, etwas falsch zu machen), ist Paul heute auf seinem perfekten Weg ein großartiger Erwachsener zu werden.
Ich bin unendlich froh und erleichtert, dass ich mir treu geblieben bin. Dass ich mich nicht habe beirren lassen, obwohl ich unsicher war, ob meine Art für Paul die richtige sei. Obwohl ich von allen Seiten gewarnt wurde, dass man so keinen Hovawart erziehen kann.
Ob es Hundetrainer waren, die ich beim Googeln gefunden habe oder schließlich Hovawart-Kenner aus Facebook-Gruppen, sie alle haben mir Angst gemacht. Dass mein Paul sich zu einem Monster entwickeln würde, wenn ich keine Hundeschule mit ihm besuche, ich ihn nicht konsequent, streng und mit klaren Kommandos und fester Hand erziehen würde. Wenn ich Glück hatte, war von „liebevoller Konsequenz“ die Rede. Das „liebevoll“ hat mich kurzfristig beruhigt.

Es hat eine Weile gedauert, bis ich bei Facebook auf eine andere Art der Hundeerziehung aufmerksam wurde, eine freundliche und auf Augenhöhe. Bis dato wusste ich gar nicht, dass sich daran die Geister scheiden können und es unendlich viele Ansätze von Hundeerziehung gibt. Nachdem ich mehrmals von diversen Administratoren und Mitgliedern von Hovawart-Gruppen per SMS verwarnt wurde, dass meine naive Auffassung großen Schaden anrichten könnte. Natürlich hat mich das verunsichert. Ich dachte, Paul sei bei mir nicht gut aufgehoben, weil ich mit meiner Art irreparablen Schaden anrichten würde. Ich nicht der Typ für einen Hundeplatz bin. Aktivitäten wie Mantrailing und Agility nicht zu meinen Freizeitfavoriten gehören. Mir die Chefrolle nicht liegt. Ich nicht unfreundlich bin. Dafür wurde ich kritisiert und zum Tierquäler gemobbt, weil ich mich gewehrt habe, meine Macht an einem unschuldigen Wesen zu demonstrieren.

Wie sehr hätte ich mir zu diesem Zeitpunkt einen vernünftigen Menschen und wahren Experten an meiner Seite gewünscht, der das Zauberwort „Geduld“ auch nur im Ansatz erwähnt hätte. Ich hätte mir einiges an Sorgen erspart.

Vom Suchen und Finden des passenden Hundetrainers

Schließlich bin ich über Facebook auf eine Hundetrainerin gestoßen, die all das, was für mich nicht in Frage kam, ebenso abgelehnt hat. Als hätte sie meine Gedanken lesen können. Der Hund darf als gleichberechtigtes Familienmitglied gesehen und behandelt werden. Es ist keine Dominanz nötig, um seinen Hund auf einen guten Weg zu bringen. Auch keine unfreundlichen Kommandos. Hundeschulen und die klassischen Trainingsmethoden schnitten sehr schlecht ab, inklusive aller Trainer, die man aus dem Fernsehen kennt.

Das hat mich zunächst erleichtert und unseren Weg bestätigt. Wir haben ein paar Privatstunden genommen und die Bestätigung erhalten, dass Paul auf einem sehr guten Weg ist. Für den Feinschliff hat es allerdings nicht gereicht. Irgendwann fühlte ich mich alleine gelassen und auf dem Facebook-Profil der Trainerin nahmen politisch-brisante Themen überhand, die noch dazu undiplomatisch kommentiert wurden. Das hat sie dann für mich als freundliche Trainerin disqualifiziert.

Diese Liste an Fröschen, die ich geküsst und wieder ins Wasser zurückgesetzt habe, lässt sich endlos fortsetzen. Nur deshalb, weil ich in meiner über 30jährigen Hundehalter-Laufbahn völlig grundlos verunsichert war. Weil wir mit Paul einen charakterstarken, selbstdenkenden und selbstbewussten Hund adoptiert haben und mir wildfremde Menschen haltlose Weisheiten zugeflüstert haben.
Social Media sind Fluch und Segen zugleich. So schön es ist, dass man den Bedürfnissen entsprechend Werbung erhält, unter anderem auch einen vermeintlich freundlichen Hundetrainer nach dem anderen auf dem Silbertablett serviert bekommt. Doch sollte man genauer hinter die Kulissen schauen und sich nicht durch einen Beitrag beeinflussen lassen, der gerade den Nagel auf den Kopf trifft. Man sollte sich die Profile hinter den Trainern schon genauer anschauen. Ich mag es zum Beispiel überhaupt nicht, wenn vom eigentlichen Thema abgewichen wird und Hundetrainer plötzlich zu Corona- oder Kriegsexperten mutieren. Mit ihnen die ganze Heerschar an Followern, die sich alle einig sind. Und wehe es ist auch nur einer anderer Meinung, auf den stürzen sich dann die Aasgeier und machen ihn fertig. Ganz zum Wohlgefallen des Hundetrainers, der die folgsamen Hündchen mit Likes und Herzchen würdigt.

Die Suche nach dem geeigneten Hundetrainer kann ermüdend sein

Auffällig ist, dass sich unter der neuen Generation von Hundetrainern kaum ein Mann findet. Aus diesem Grund ist mir kürzlich ein männlicher Vertreter aufgefallen, der in einem Video so süß mit seinen vielen Tierschutzhunden gekuschelt hat und sehr schlau über Geduld und Bindung gesprochen hat, die die Basis einer guten Hund-Mensch-Beziehung seien. Ich dachte, dass es nicht schaden könnte, mal einen Mann zu hören und habe mir hoffnungsvoll den dazugehörigen Workshop gekauft und heruntergeladen. Bereits nach fünf Minuten wusste ich, dass es besser gewesen wäre, das Geld einem meiner Tierschutzvereine zu spenden.
Nichts, was ich nicht entweder selbst gewusst hätte oder was für mich erst überhaupt nicht in Frage kommt. Brauche ich eine Anleitung dafür, mich zu meinem Hund auf den Boden zu setzen, um Vertrauen aufzubauen? Traumatisiert von einem Burnout, rät er, zuerst an sich zu denken. Morgens gemütlich seinen Kaffee zu trinken und das Fitnessprogramm zu absolvieren.
Hallo? Gehe ich, wenn es sein muss, nachts dreimal auf Klo und Paul muss es sich aus den Rippen schwitzen, weil ich ein Egoist bin? Das soll der Bindung dienlich sein? Oder die Tatsache, dass man seinen Hund unbedingt an andere Bezugspersonen gewöhnen muss, damit keine Abhängigkeit entsteht und der Hund keine Besitzansprüche stellt?

An Hundebegegnungen scheiden sich die Geister

Die Krönung war, dass dieser Hundetrainer bei Facebook ein Video gepostet hat, in dem er sich über eine morgendliche Hundebegegnung sehr undiplomatisch beschwert hat. Nichts war passiert. Ein herrenloser Hund kam ihm ohne Leine entgegen. Das Herrchen, das wenig später um die Ecke bog, hat sich entschuldigt. Nicht mehr, nicht weniger. Über 1000 Kommentare. Alles Frauen, die den Trainer offensichtlich anhimmeln. Er spräche ihnen aus der Seele. Nichts sei schlimmer, als freilaufende Hunde. Tot gebissen wurden ihre Hunde schon, zumindest kannte jede zweite jemanden, dem das passiert sei. Seitdem seien sie mit Pfefferspray bewaffnet, schreien, schlagen und treten, wenn ihnen ein anderer Hund zu nahe kommt.

Ich habe ihn in meinem Kommentar verlinkt und ihn gebeten, diesen Kriegsschauplatz zu beenden. Ich bat ihn, Stellung zu Pfefferspray, Schlägen und Tritten zu nehmen. Seine Meinung dazu hätte mich wirklich interessiert. Stattdessen wurde mein Kommentar gelöscht und ich blockiert. Auch eine E-Mail blieb unbeantwortet.

Endlich zur Geduld und den freundlichen Hundetrainern

Geduld und freundliches Hundetraining – beides ist übrigens eng miteinander verbunden. Das sagt einem aber erst einmal so direkt keiner. Muss alles so reibungslos und schnell wie möglich gehen. Wären die Trainer ehrlich, hätten sie wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte ihrer ohnehin schon sehr überschaubaren Klientel. Das wird auch der Grund sein, warum viele der auf den ersten Blick freundlichen Trainer dann doch hier und da von ihren Vorsätzen abweichen. Weil es den Hundehaltern nicht schnell genug geht, dass der Hund wie gewünscht funktioniert.

Dann geht es also doch nicht nur um ein friedliches und liebevolles Miteinander, sondern darum, so schnell wie möglich zu funktionieren und kein Aufsehen zu erregen.
Wie gut, dass ich ebenso wie mein Hund sehr stur bin. Sobald es darum geht, dass mein Hund vor anderen Bedürfnissen zurückstecken muss, hat man meine Aufmerksamkeit verloren. Ich übe keinen Druck auf meinen Hund aus, damit andere sich nicht gestört fühlen.

Michèle Roncaglioni-Dellsperger (Sirius Hundeschule)

Zu diesem Schluss bin ich mit einem wirklich guten, lieben, freundlichen und geduldigen Hundecoach gekommen: Michèle Roncaglioni-Dellsperger, Inhaberin der Sirius Hundeschule in der Schweiz. Es lohnt sich, sich einmal auf ihrer Webseite umzusehen. Sehr viele lesenswerte Texte und lehrreiche Videos. Unglaublich viel Wissen, das sie weitergibt, ohne daraus teure Webinare oder Workshops zu machen!

Wir haben uns über einen gemeinsamen Freund bei Facebook kennengelernt und mit der Zeit herausgefunden, dass wir sehr viele Gemeinsamkeiten haben. Nicht nur, was Hundeerziehung anbelangt. Das ist es genau, was dieses liebevolle Begleiten seines Hundes in Wirklichkeit ausmacht. Das Leben mit Hund auf Augenhöhe ist eine Lebenseinstellung. Keine neue Trainingsmethode, keine Lifestyleerscheinung, kein Spleen von veganen Spinnern.
Damit ist offensichtlich, warum ich kurzfristig unglücklich war, weil ich dachte, man könne mit meiner Auffassung des liebevollen Miteinanders keinem Hovawart gerecht werden.
Was im Umkehrschluss ein Verhängnis für einen Hund ist, der mit einem Alphamenschen zusammenlebt. Dominiert zu werden, das wünsche ich niemandem. Weder Mensch noch Hund. Vielleicht einfach mal darüber nachdenken, wie man es selbst gerne hätte oder als Kind lieber gehabt hätte. Und ob das nicht einer der vielen Gründe ist, warum Hunde verhaltensauffällig werden. Denn sie sind es nicht von Geburt an.

Die Wachsamkeit liegt in der Genetik des Hovawarts und sollte entsprechend gewürdigt werden

Fakt ist, egal ob Schäferhund, Mastiff, Malteser, Dackel oder Hovawart, sie alle haben es verdient, freundlich aufwachsen zu dürfen. Bei allen erreicht man damit auch alles, was man erreichen möchte. Früher oder später. Je nach Geduld des Menschen und Genetik des Hundes. Damit hat Michèle mir sehr geholfen. Dass die Genetik nicht der Grund ist, warum ein Hund mit Strenge oder Freundlichkeit erzogen werden muss. Sondern die Genetik das Verhalten eines Hundes erklärt, warum er wie reagiert. Paul ist ein Hovawart, damit ein Wachhund. Er gilt als wachsam und hingebungsvoll, was ich vollumfänglich unterschreibe.

Habe ich zu Beginn des Beitrags Paul als ausgeglichen und sich bestens in unser Leben integriert beschrieben, wenn wir die Haustür von innen schließen oder draußen mit Ihm alleine sind. So verhält es sich anders, wenn wir uns auf der anderen Seite der Haustür befinden oder Begegnungen ausgesetzt sind.
Sobald wir unser berechenbares und ruhiges Zuhause verlassen, legt Paul ein anderes Verhalten an den Tag. Alle seine Antennen sind auf Empfang, er nimmt alles wahr, was um ihn herum geschieht. Menschen, Autos, Fahrräder, Vögel, eine Mülltonne die am Morgen noch nicht da stand, ein Papier, das auf dem Gehweg liegt. Sind die Reize direkt vor seiner Nase, bellt und springt er in die Leine. Bedrohlich wirkend für einen Außenstehenden, in Wirklichkeit harmlos. Weil Paul schlicht und ergreifend nur seinen Job macht und ich ihn mit meiner Körpergröße und Statur auch gut handeln kann.
Allerdings brachte mich die Wirkung auf die Außenwelt zeitweise etwas aus dem Konzept und setzte mich ungewollt unter Druck. Alles wäre kein Problem, wäre Paul ein kleiner Yorkshire Terrier. Er ist nun aber einmal ein großer, schwarzer Hovawart.

Michèle gab mir den entscheidenden Hinweis, weil ich mich mit diesem Problem an sie gewandt habe. Paul tue nichts anderes, als seiner Bestimmung nachzukommen: er passe auf. Dafür dürfe er selbstverständlich nicht bestraft werden, denn es wurde mühselig in ihn hinein gezüchtet (für alle Leser, die unsere Geschichte nicht kennen: Paul haben wir als Welpe aus dem Tierheim adoptiert und ich kannte die Rasse vorher nicht). Das müsse man natürlich erst einmal loben. Dann erst solle man ihn aus der Pflicht nehmen und für Vertrauen und Sicherheit sorgen. Über die Stimme, über freundliche Worte und ein entspanntes Verhalten.
Googelt man zu diesem Thema oder würde man „Experten“ aus einer Facebook-Gruppe befragen, sähe der Lösungsweg ein wenig anders aus.

Ja, hier braucht es Geduld. Keinen Leinenruck, keine harschen Kommandos, keine Bestrafung, keinen sanften Tritt in die Seite. Noch dazu zählt der Hovawart zu den Spätentwicklern, da seine vollständige körperliche und geistige Entwicklung frühestens mit drei Jahren erst abgeschlossen ist. Da er so spät reif ist, braucht er für alles etwas länger als andere Rassen. Das ist für mich alles, was ich bezüglich Rasse wissen muss. Geduld habe ich endlos. Denn das Ergebnis wird ein vertrauens- und liebevolles Verhältnis sein, das dann sein ganzes Hundeleben lang anhalten wird.

Mit diesem Wissen bin ich seither sehr viel entspannter, weil es mich bestätigt hat. Ich habe Paul zum Leidwesen anderer nie angeblafft oder gemaßregelt. Was nicht unbedingt auf Verständnis stößt.
Ich war vor ein paar Wochen noch sehr spät mit Paul unterwegs auf einer letzten Pipirunde. Aus dem Nichts tauchte plötzlich ein älterer, etwas gewöhnungsbedürftiger Mann auf. Ich bin erschrocken, Paul hat aufgepasst und entsprechend reagiert. Wofür ich dankbar war und ihn entsprechend gelobt habe. Nicht gerade zum Wohlgefallen des Störenfrieds…

Den wichtigsten Quantensprung in Pauls Entwicklung habe ich einem Facebook-Beitrag von Michèle zu verdanken. Es ging um die Schleppleine im Allgemeinen. Ich war zunächst nicht einverstanden, weil es mein damaliges Ziel oder meine romantische Vorstellung war, dass die Leine nur eine Übergangslösung ist und es das große Ziel sei, dass Paul irgendwann gar keine Leine mehr brauchen würde. Das habe ich in einem Kommentar entsprechend kommuniziert. Jeder Trainer, den ich bis dahin kannte, hätte es dabei belassen. Entweder gar nicht reagiert oder mich harsch kritisiert. Sie allerdings hat sich die Mühe gemacht, mir sehr ausführlich und konstruktiv die Vorteile einer Schleppleine zu erklären.
So eindrucksvoll, dass ich seither nie wieder ohne unterwegs bin. Schon beim ersten Einsatz habe ich gemerkt, wie sehr viel entspannter unser Spaziergang dadurch geworden ist. Weil Paul damals noch nicht zuverlässig im Rückruf war. Sah er am Horizont, dass sich etwas bewegt hat, hatten wir keinen Einfluss mehr auf ihn. Er war zwar ausschließlich in friedlicher Mission unterwegs, wollte einfach nur nachsehen und Hallo sagen. Das wussten aber die anderen nicht und wir hatten in dieser Zeit sehr viele Anfeindungen. Ich war ratlos, weil der Rückruf irgendwie geübt werden musste, wir aber in einen Teufelskreis aus Anspannung und vielen Diskussionen gerieten. Noch dazu ist der Hovawart ein Hund, der in Frage stellt und selbst über den Zeitpunkt entscheidet, wann er etwas tut oder eben nicht. Ich stand ständig unter Stress, weil ich zwischen Paul und erregten Menschen vermitteln musste. Mit dem nötigen Respekt und Verständnis für beide Seiten. Paul sollte nicht der Leidtragende sein.

Ein entspannter Paul beim Beobachten: der Verdienst der Schleppleine

In der Tat hat ihn die Schleppleine entspannt. Vielleicht weil sie mich zuerst entspannt hat und er meine Erleichterung gespürt hat. Dass wir niemanden mehr belästigen und es keine bösen Worte mehr gibt. Es gibt Videos, da sitzt er mehrere Minuten da und beobachtet. Mit der entsprechenden Individualdistanz ist Paul unglaublich entspannt und geduldig. Er schaut Menschen mit ihren Hunden nach bis er sie nicht mehr sieht. Diese Zeit lasse ich ihm ausnahmslos, wenn er sie braucht. Ich glaube, dass er dadurch lernt, dass er nicht überall hinrennen muss. In der Zwischenzeit sind mein Mann und ich ihm wichtiger geworden, was ich niemals zu hoffen gewagt hätte. Was aber auch nicht mein Ansinnen war, für Paul wichtiger als alles andere zu sein. Aber jetzt ist es so. Er genießt unsere aufrichtigen Komplimente, unsere von Herzen kommende Anerkennung, unsere große Liebe für ihn und wenn er sich entscheiden muss, weil wir ihn freundlich rufen, dann entscheidet er sich in den meisten Fällen für uns. Noch ist er in der Pubertät und keine zweieinhalb Jahre alt.

Gloria Volkheimer (Fiffi & Struppi)

So komme ich zu meiner zweiten, sehr vertrauenswürdigen Quelle für „Erziehungsfragen“. Ebenso nicht über eine Werbung gefunden, sondern durch eine Empfehlung. Gloria Volkheimer, zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltenstherapeutin (fiffiundstruppi.de), mit ihrem sehr hörenswerten Podcast „Fiffi & Struppi hören zu„. Mit sehr lehrreichen Folgen rund um beliebte Themen wie Leinenbegegnungen, Gestaltung von Spaziergängen, Trainingsmethoden, Hitzetipps, den Umgang mit Menschen, Entwicklungsphasen… Entweder referiert sie sehr kurzweilig alleine oder sie unterhält sich mit ebenso freundlichen Fachleuten auf einem sehr ansprechenden Niveau.

Ihre Podcastfolgen haben eine fast meditative Wirkung auf Paul und mich. Weil sie durchgehend freundlich und positiv (Alltags)Probleme anspricht und hoffnungsvolle Lösungswege aufzeigt. Auch bei ihr sind das Management von Hundebegegnungen Thema. Aber nicht mit Groll betrachtet, sondern als Chance zum Üben. Sie hat sehr viel mehr Leichtigkeit in unsere Spaziergänge gebracht, weil sie es geschafft hat, meinen Blickpunkt zu verändern. Aus Anspannung wurde freudige Erwartung. Hey, da vorne kommt ein Hund. Statt: Um Himmels Willen, was mache ich bloß? Denn Hundebegegnungen können bei anderen Trainern auch schon mal in die Kategorie Schwerverbrechen fallen.

Wir sind noch lange nicht so weit, dass Begegnungen entspannt vonstatten gehen. Auch Gloria Volkheimer plädiert für Geduld, Trainingspausen, Einhaltung der Individualdistanz (bei Paul reicht eine Straßenbreite noch nicht).
Interessant fand ich eine Podcastfolge, in der es darum ging, den entgegenkommenden Hundehalter einzuschätzen. Ob es deshalb nicht manchmal sogar besser ist, umzukehren oder wenn möglich einen großen Bogen zu laufen, wenn der dazugehörige Hund aversiv erzogen wird. Um seinem eigenen Hund eine negative Erfahrung zu ersparen.

Eine erzwungene, durch Druck und Sanktionen eingeforderte Anerkennung ist keine aufrichtige Anerkennung

Sehr interessant fand ich eine Podcastfolge, in der es um Macht und Anerkennung ging.
„Eine erzwungene, durch Druck und Sanktionen eingeforderte Anerkennung ist keine aufrichtige Anerkennung“, besagt eine Theorie des Philosophen Hegel.
So viel zu den Hundehaltern, die so unglaublich stolz auf ihre Soldatenhunde sind. Die nicht nach links oder rechts schauen dürfen, nicht schnüffeln dürfen, auf nichts reagieren dürfen, außer auf die Handbewegungen oder Kommandos ihres Herrchens, mit dem sie im Gleichschritt laufen. Ich finde das sehr traurig!
Um ehrlich zu sein, bin ich fast etwas erleichtert, dass Paul (noch) ein kleines Wildpferdchen ist. Er ist nicht mein Untertan und darf eigenständig reagieren. Irgendwann wird es seine Entscheidung sein, nicht mehr zu reagieren und entspannt unseres Weges zu gehen.

Fazit

Die wirklich guten Hundetrainer findet man nicht über Werbung bei Facebook! Man findet sie wie einen guten Handwerker, gutes Restaurant, guten Frisör, guten Arzt… über die Empfehlung gleichgesinnter Menschen. Man entwickelt ein Gespür dafür, wessen Rat man annimmt und was man am besten gleich wieder vergessen sollte.
Auch Facebook-Gruppen, deren Fokus auf Erziehung liegt, sind nur wenig zielführend. Im Gegenteil, sie tragen eher zu allgemeiner Verunsicherung bei. Denn dort tummeln sich sehr viele selbsternannte Experten, die aus der Anonymität heraus große Töne spucken. Je lauter, desto schlimmer. Wie will man mit einer militanten Art ein guter Ratgeber sein? Wer wirklich etwas zu sagen hatte und wem am Herzen lag, dass alles gut wird, der hat sich persönlich bei mir gemeldet.

Schon lange hat ein neues Zeitalter der Hundeerziehung Einzug erhalten. Trifft man auf die wirklich ernstzunehmenden freundlichen Hundetrainer und liest man aktuelle Literatur, dann gibt es gar keine Alternative. Erstaunlich, wie vehement sich dagegen gewehrt wird, ohne sich jemals damit befasst zu haben. Wie groß die Ablehnung ist, ohne es je probiert zu haben.

Für alle Zweifler: Paul ist der beste Beweis! Hätten wir keinen dickköpfigen Hovawart, sondern einen kleinen, gutmütigen Mischling, wir wären wahrscheinlich das beste Aushängeschild überhaupt für ein perfektes Team.
Aber gerade bei so einem selbstbewussten Charakter wie Paul es ist, zählen unsere Erfolge doppelt. Am Feinschliff arbeiten wir noch. Beziehungsweise er wird von ganz alleine kommen. Paul bestimmt den Zeitpunkt. Vieles geschieht von heute auf morgen, ohne dass wir es erwartet hätten. Wir werden einfach nicht müde und bleiben geduldig.
Wenn ich aufliste, was Paul alles kann, was er schon verinnerlicht hat, wie er ist und zu welcher Persönlichkeit er sich entwickelt hat, bin ich sehr, sehr selig und stolz auf diesen jungen Mann.

Dabei haben wir keine Tricks, keine Kommandos, keine Methoden, keine feste Hand angewandt. Paul durfte und darf sich seinem Wesen und seiner Genetik entsprechend entwickeln. Paul, mein Mann und ich waren von Anfang an ein liebevolles und geduldiges Team. Wir leben einfach miteinander und Paul fügt sich perfekt wie ein Puzzleteil ein.

Ich gebe zu, dass ich manchmal unsicher war. Ich habe das zu Beginn erklärt, ich hatte schlicht und ergreifend Angst, etwas falsch zu machen. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich mich bis dahin auch noch nie mit dem Hundeverstand und den aktuellen Trainingsansätzen befasst hatte. Auch dafür bin ich Paul sehr dankbar, dass ich mit ihm die Möglichkeit habe, all das zu lernen, zu verstehen und mit ihm zu erleben.

Verständnis, Einfühlungsvermögen und Geduld sind die Basis für die perfekte Mensch-Hund-Beziehung

Ich bin kein Hundetrainer, kein Verhaltenstherapeut und kein Hovawart-Experte. Was ich aber mittlerweile mit Sicherheit sagen kann, WIE und WARUM ein Hund verhaltensauffällig wird. Besonders, wenn es sich um so starke Charaktere handelt wie Paul einer ist. Sie brauchen dann alles, nur keine feste Hand, Strenge oder Bestrafung. Sondern vielmehr Verständnis, Einfühlungsvermögen und Geduld. Hätten wir Pauls Willen und seinen Charakter zu brechen versucht, dann wäre er heute eine tickende Zeitbombe. So wie es viele Hovawart-Besitzer mir ungewollt kommuniziert haben. Trotz Hundeschule und hartem Training. Weil sie mich warnen wollten, dass ich mit meiner „Wattebausch-Methode“ nicht weit kommen würde. Stattdessen haben sie mit ihrer Art die Probleme erst geschaffen, wovor man mich warnen wollte.

Ganz viele Hovawarte werden schon nach ein paar Wochen oder Monaten wieder abgegeben. Das Internet ist voll von verhaltensauffälligen und nicht mehr gewollten Hovawarten. Weil man überfordert ist, mit der selbstbewussten Art nicht zurecht kommt, man gebissen wurde oder sich um die Kinder fürchtet. Auf wie vielen Fotos sehe ich einen Maulkorb.
Hat man mir auch prophezeit, dass Paul mit spätestens anderthalb Jahren wieder als Problemhund im Tierheim landen wird.

Pauls Diebeszüge, was unser Essen anbelangte, gehören schon lange der Vergangenheit an – seine Entscheidung!

Paul kennt kein „Nein“. Trotzdem weiß er mit seinen knapp zweieinhalb Jahren, was er darf und was wir nicht so gut finden. Er stiehlt nichts mehr vom Tisch, das war lange seine Leidenschaft. Weil er weiß, dass er auch ohne Diebeszug etwas bekommt.
Wenn er erwartungsvoll vor seiner Schublade in der Küche steht, in der seine Leckerchen aufbewahrt sind, dann bekommt er eines. Ich finde das schön, wenn ein Hund sich mitteilen kann. Paul nutzt das nicht aus und macht es auch nicht regelmäßig. Nur dann, wenn ihm danach ist.
Er freut sich, wenn er sieht, dass ich sein Essen zubereite. Er kommt in die Küche, legt sich brav hin und wartet geduldig bis ich ihm seine Schüssel vorsetze. Da braucht es keine Impulskontrolle. Es ist von Natur aus alles sehr entspannt.

Die Basis einer perfekten Mensch-Hund-Beziehung: Vertrauen auf beiden Seiten

Paul hat noch nicht einmal geknurrt, die Lefzen hochgezogen oder gar geschnappt. Wie oft musste ich ihm schon in sein Mäulchen fassen, weil ich nicht wusste, was er draußen aufgelesen hatte. Oder weil er etwas stibitzt hatte, was nicht gut für ihn gewesen wäre. Ich kann ihm seinen Napf wegnehmen, wenn ich eine Zutat vergessen habe. Er hält still, wenn ich ihm die Ohren säubern muss oder wenn wir ihm an schwierigen Stellen eine Zecke entfernen müssen. Im Herbst sind wir oft stundenlang beschäftigt, ihm Hunderte von Kletten aus seinem Fell zu entfernen. Das lässt er sich sehr geduldig gefallen. Wenn es ziept, leckt er unsere Hand. Noch nie ist er vor uns zurückgeschreckt. Noch keiner unserer Hunde lag so oft auf dem Rücken und hat alle Viere von sich gestreckt. Sobald er uns sieht, zeigt er uns seinen Bauch. Unzählige Male wälzt er sich auf unseren Gassirunden in der Wiese. Voller Lebensfreude und Glück. Das ist der Lohn für unsere Geduld. Die schönste Bezahlung auf der ganzen Welt. Das wird aus einem Hund, wenn man ihn respektiert. Wenn man mit ihm lebt und sich auf ihn einlässt.




Zwei Jahre Paul – Ein (B)Engel feiert Geburtstag

Wir schreiben den 2.2.2022 und mein Paulchen wird schon 2 Jahre alt. Das Männelein befindet sich seit ein paar Monaten inmitten seiner Pubertät, die ich in dieser Intensität bei noch keinem seiner Vorgänger erlebt habe.
WOW, kann ich da nur sagen. Holla, die Waldfee. Eine komplett neue Erfahrung. Man muss es erlebt haben, um mitreden zu können. Hätte man mir das vorher erzählt, ich hätte nur ein müdes Lächeln übrig gehabt und mir meinen Teil gedacht. Vielleicht habt IHR Probleme mit euren Hunden, aber WIR doch nicht…

Hovawart oder Nicht-Hovawart, das ist hier die Frage

Ich bin Tierschützer, ich adoptiere (Paul ist aus dem Tierheim), statt zu kaufen! Weshalb es mir sehr unangenehm ist, wenn ich nach der Rasse dieses traumschönen Hundes gefragt werde. Da man mich fragt, weiß man es offensichtlich nicht, weshalb ich in den meisten Fällen mit ‚Mischling‘ antworte. Es hat mir noch keiner widersprochen. Ich mag weder das Wort ‚Rasse‘, noch die damit verbunden Klischees. Mag mich darüber ungern austauschen und das Thema aufbauschen. Aber in Pauls Fall muss ich klein beigeben und gewisse Tendenzen zugestehen. Wie hat ein Freund, ein Hovawart-Kenner und -Liebhaber gesagt: Ein Hovawart schläft nicht, er wacht.

Ein Hovawart schläft nicht, er wacht!

In der Tat wundere ich mich sehr oft, dass ich meinen müden Schatz eben noch im Tiefschlaf wähnte und eine Sekunde später steht er bei der geringsten Bewegung neben mir.

Ich liebe diesen Kerl über alles, habe immer einen wohlwollenden Blick, verzeihe ihm alles. Weil ich eins mit ihm bin, weil ich seine Blicke deuten und seine Gedanken lesen kann. Er ist auf dem Weg zum Erwachsenen, muss seinen Platz in dieser Welt erst noch finden. Muss sich der bedingungslosen Liebe seiner beiden Menschen erst noch bewusst werden.
Vor lauter Power und zeitweisen Hormonschüben, weiß er manchmal nicht, wohin mit sich selbst. Ich bin mir sicher, dass ich auf den ein oder anderen Außenstehenden zeitweise hilflos wirke. Knappe 37 Kilo wollen gezügelt werden, wenn es in Pauls Wahrnehmung suspekte menschliche oder tierische Begegnungen gibt. Zum ersten Mal weiß ich meine Körpergröße richtig zu schätzen. Tipps, wie den Hund auf die reizarme Seite zu nehmen und entspannt weiter zu gehen, vielleicht noch ein großen Bogen laufen, bringen mich da beileibe nicht weiter. Dafür müsste ich die Statur eines amerikanischen Basketball-Spielers haben.

Ich bin alles andere als hilflos, muss ich mich doch erst an Pauls Entwicklungsstadien gewöhnen und Strategien entwickeln, wie sie für ihn und uns am besten sind. Wir bleiben kurz stehen, mit magischer Kraft und einem gut sitzenden Geschirr, habe ich den jungen Mann im wirklichen Sinne des Wortes sicher im Griff und wenn der Sturm vorüber gezogen ist, setzen wir unsere Runde fort. Paul in Lauerstellung auf das nächste Abenteuer. Ich erleichtert, dass meine Superkräfte mich nicht im Stich gelassen haben.

Es wird aber langsam besser! Zumindest an guten Tagen, wenn Pauls aufwallende Hormone und vorwitzigen Spermien die weiße Fahne gehisst haben und sich kurz ausruhen müssen. Dann können wir in sicherer Entfernung gemeinsam stehen bleiben und die Objekte seiner Begierde mehr oder weniger gelassen beobachten.
Paul mutiert nicht von heute auf morgen. Er möchte mir einfach noch nicht glauben, dass seine Menschen besser wissen, was gut für ihn ist oder nicht. Diese Erkenntnis muss von ihm kommen, wir können ihn nicht dazu zwingen.

Was hat mein Frauchen da gerade gesagt? Nö, jetzt nicht…

Ein Hovawart stellt gerne in Frage und entscheidet dann selbst – eine weitere Statute, an die ich mich erst gewöhnen musste. Oder, wie habe ich in einem Buch über Hunde in der Pubertät gelesen: Dieser Anschluss ist vorübergehend nicht besetzt!

Ein Wort zur „Erziehung“

Noch keiner unserer Hunde hat je eine Hundeschule von innen gesehen. Waren alles Mischlinge, die wir vom Welpenalter an aus dem Tierheim oder vom Bauernhof geholt haben.
Als ich in meiner Kindheit meinen ersten Hund hatte, in den 80er Jahren, war das überhaupt kein Thema. Man hat aus dem Bauch heraus gehandelt und begleitet und alles war gut. Ich kann mich an keinen einzigen Zwischenfall erinnern. Keine Probleme unter Artgenossen, keine Diskussionen mit anderen Hundehaltern. Durchweg friedliche Koexistenzen. Heute scheiden sich am Thema Hundeerziehung die Geister. Das weiß ich erst, seit wir Paul haben. Weil ich für dieses Thema gegen meinen Willen sensibilisiert wurde. Man kann sich Probleme künstlich herbeireden und schließlich welche lösen wollen, wo es gar keine gibt. Unsere Hunde waren schon immer gleichberechtigte Familienmitglieder, haben nicht die Weltherrschaft übernommen, weil sie auf dem Sofa oder im Bett liegen oder beim Spaziergang voran gehen durften. Oder weil sie gleichzeitig mit uns die Mahlzeiten einnehmen und durchaus ein Anrecht auf den letzten Bissen auf unseren Tellern haben.

Ruhe vor dem Sturm

Pauls Vorgängerin war ein ganz braves Mädchen, hat sich für nichts anderes interessiert, als für uns, ihr wohlschmeckendes Essen und unsere ausgiebigen Spaziergänge. Deshalb hat es mich auch relativ kalt gelassen, wenn wir auf die Leinenpflicht hingewiesen wurden. Es gab nicht ein einziges Vorkommnis. Fahrräder, Jogger, Kinder, andere Hunde…, Wally blieb im Rande des Weges oder auf einer sicheren Wiese. Niemand konnte etwas anderes behaupten, der Erfolg gab uns recht. Im Umkehrzug habe auch ich nie Grundsatzdiskussionen und Wutreden geführt, wenn andere Hunde den Kontakt zu ihr gesucht haben. Sie mochte andere Hunde nicht, hat kurz die Lefzen gekräuselt und wir sind unseres Weges weiter. Auch hier gab es nie große Auseinandersetzungen oder gar Leichen.

Der Mythos vom großen, schwarzen Hund

Jetzt mit Paul ist das alles anders. Ein großer, schwarzer Hund, alleine das macht uns schon zur Zielscheibe. Noch dazu ist er sehr kontaktfreudig und hat nicht die geringste Ahnung, dass er in den meisten Fällen unerwünscht ist. Dieser Groschen musste auch bei mir erst fallen, zumal Paul noch nicht zuverlässig abrufbar ist. Mittlerweile weiß ich, dass es eines der größten Probleme in der Hundeerziehung ist. Wie bringe ich meinem Hund bei, dass er nicht zu anderen Hunden darf? Daran arbeiten wir gerade mit Hochdruck.

Noch funktionieren Begegnungen am besten an der Leine

So habe ich gelernt, dass der Hund angeblich ein Einzelgänger ist und keine anderen Kontakte braucht. Weshalb der Mensch sich alle Mühe geben muss, wichtiger als seine Artgenossen zu sein. Kein Hundetrainer, der nicht unzählige und kostspielige Webinare, Workshops, CDs und Bücher anpreist, wie man sich als Mensch unentbehrlich macht.
Hilft nichts, wir müssen uns dem unterordnen. Ich weiß. Weshalb Paul gerade die meiste Zeit an der Leine bleibt und wir ständig auf der Suche nach menschenleeren Orten sind, an denen sich unser abenteuerlustiges Wildpferdchen dann doch mal kurz austoben kann. Mit mehr oder weniger Erfolg. Jeder sucht diese menschenleeren Orte, weil Hunde angeblich Einzelgänger sind. Aus dem Nichts taucht jemand auf, schon sehe ich nur noch Pauls entzückende Rückansicht.

Das große Ziel: ein Team auf Augenhöhe

Paul macht große Augen, wenn er von wildfremden Menschen angebrüllt, mit der Leine nach ihm geschlagen oder getreten wird, das kennt er nicht. Und so etwas geht gar nicht! Nur Paul zuliebe bewahre ich die Ruhe, denn er hat nichts falsch gemacht.
Wir kommunizieren und meistern konstruktiv und liebevoll unseren Alltag. Das geht vielleicht nicht so schnell, aber es funktioniert bestens.

Was nicht heißt, dass ich nicht ab und an auch mal mit Paul schimpfe. Es kocht der Kessel einfach manchmal bei ihm über – verursacht durch Hormonschübe, Abenteuerlust und eine zu verständnisvolle Mama. Es prasselt kurz ein Donnerwetter auf ihn nieder. Er ist sichtlich beeindruckt, weil ich davon nur höchst selten Gebrauch mache und ich spüre kurzzeitig ein leichtes Einlenken seinerseits. Das ist für mich persönlich auch ein Zeichen von Augenhöhe. Wie heißt es so schön: Ein Gewitter reinigt die Luft. Paul ist ein schlaues Kerlchen, er weiß ganz genau, wann er den Bogen überspannt hat und der Donnerhall überfällig war.

Mensch und Hund als gleichberechtigte Partner

Ich bin gerade alles andere als in meiner Mitte, obwohl es nicht ich bin, die in der Pubertät steckt. Die ständigen Anfeindungen stressen mich und ich möchte unter keinen Umständen diesen Druck an Paul weitergeben oder dass er die Unstimmigkeiten mitbekommt. Ich möchte ihm unbedingt seine Lebensfreude, seine Abenteuerlust und seine Unbedarftheit bewahren.
Ich spüre, wie glücklich er ist. Bin so stolz, dass er selbstbewusst und arglos, immer mit wedelnder Rute, sein Leben lebt.

Sorglose Momente, wenn weit und breit niemand in Sicht ist

Dank Google und Social Media bin auf den ein oder anderen Hundetrainer gestoßen, der freundlich und verständnisvoll vorgeht. In den letzten Jahren hat sich in punkto „Erziehung“ einiges getan. Der Verstand und die Verhaltensweisen des Hundes wurden komplett neu erforscht und in ein anderes Licht gerückt. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass man vermenschlichen und seinen Hund liebevoll begleiten darf. Intuitiv machen wir vieles richtig, aber es fühlt sich gerade alles etwas schwerfällig an. Pauls Pubertät und den Spagat zwischen seinem ungetrübtem Glück und dem Wohlwollen unserer Mitmenschen zu schaffen. Die neuesten kynologischen Forschungsergebnisse haben sich leider immer noch nicht bei allen klassischen Hundetrainern und-schulen herumgesprochen.

Die drei Säulen seines Wesens

Säule 1: Der Hovawart schläft nie, sondern wacht. Stimmt! Paul entgeht nichts, die Antennen sind immer auf Empfang. Schlimm? Nein. Ich kenne das von mir, ich bin auch gerne über alles informiert. Kann nie schaden. Das macht ihn auch so schlau und aufgeweckt. Außerdem mag ich, dass er aktiv am Leben teilnimmt.
Die Schattenseite dieses Wesenszuges: Stress für ihn. Jetzt, da er die Welt noch entdecken und hinterfragen muss. Warum tragen Straßenarbeiter auffällige Kleidung? Warum machen die Müllmänner so einen Krach? Warum poltert ein Fahrrad über das Kopfsteinpflaster? Warum steht da ein Fremder vor der Haustür? Warum schleicht da einer mit Kapuze und Mobiltelefon auf der anderen Straßenseite? All diese außerordentlichen Begegnungen gepaart mit einer pubertären Hormonwallung. Erfahrung macht ihn aber klug und es gibt Tage, da können wir ganz entspannt unseren Spaziergang fortsetzen.

Hinter jeder Wand ein mögliches Abenteuer

Säule 2: Ein Hovawart hinterfragt zuerst und reagiert nicht gleich. Stimmt! Das schätze ich sehr an ihm. Seinen eigenen Kopf und weit entfernt von bedingungslosem Gehorsam. Alles richtig gemacht! Ich würde nicht wollen, dass er mit demütigem Blick, eingezogener Rute und hechelnd meinen Aufforderungen sklavisch Folge leistet. Sein eigenes Denken fordert auch mich. Ich muss mich in seine Gedankengänge hineinversetzen und einen Schritt weiter sein als er.
Ein gutes Beispiel: Wir gehen spazieren, Paul ist ohne Leine und plötzlich kommt uns jemand entgegen. Würden wir ihn jetzt rufen, dann wüsste er ganz genau, warum. Er würde die Umgebung scannen und schon wäre er in Richtung Mensch oder Hund unterwegs. Warum auch nicht? Da könnte einer ein Leckerchen in der Tasche haben oder es könnte sich um einen Spielkameraden handeln – Pauls Sichtweise. Was wir aber unbedingt vermeiden wollen. Also drehen wir sofort um und gehen in die andere Richtung oder machen etwas, was seine Neugier weckt. Da wir wohl keine groben Fehler bezüglich unserer Bindung gemacht haben, funktioniert das in den meisten Fällen. Leider (noch) nicht immer. Er lernt eben schnell dazu und durchschaut unsere Tricks. Und wird eben noch immer von anderen Hunden magisch angezogen.

Warum???

Säule 3, die mich sehr zuversichtlich stimmt: Ein Hovawart will gefallen! Langfristig wird das unser wundervoller Weg zu ungetrübtem Glück sein. Paul weiß, dass ich traurig bin, wenn wir wieder einmal Ärger hatten, weil ich unachtsam und er zu kontaktfreudig war. Ich spüre förmlich seinen Konflikt: entscheide ich mich für meinen Spaß oder enttäusche ich mein Frauchen. Hey, er ist in der Pubertät. Er ist ein Teenager, ein Rebell, ein Halbstarker. Wer hört da bitte auf seine Mutter?

Der Hovawart will gefallen

Aber wie bereits gesagt, es gibt sie, die lichten Momente. Ich weiß es schon beim Aufwachen, an der Art und Weise wie Paul mich weckt. Kommt er ganz vorsichtig ins Bett gekrabbelt und sieht nach, ob ich schon wach bin, stehen die Vorzeichen gut. Er lässt sich noch zu einer Runde kuscheln überreden, leckt mir ganz sorgsam Hals und Hände. Dann steht uns ein entspannter Tag bevor.

Oder steht er mit seinen staksigen Vorderbeinen am Bettende und bellt leise, aber bestimmt sein tiefes „Wuff“. So laut, dass ich aufwache, aber so leise, damit sein Herrchen nicht aufwacht. Da gibt es auch kein Verhandeln mehr, dann muss der Tag begonnen werden. Ein aufregender Tag für ihn, ein eher stressiger für mich.

Fazit

Ich bin schon jetzt unglaublich gespannt, was ich nächstes Jahr um diese Zeit über meinen Paul schreiben werde. Dann wird er drei und die Pubertät ist überstanden – so Gott will.

Ich weiß es genau, dass er ein großartiger Erwachsener sein wird. Es gibt schon einige hoffnungsvolle Momente. Das hat eine wahre Urgewalt. Ist Paul brav, dann aber richtig! Und weil er es aus tiefstem Herzen möchte! Er kommt umgehend und voller Freude angerannt, genießt meinen Stolz und die Lobeshymnen, seine Streicheleinheiten und Leckerchen.
Mit schmutzigen Füßen bleibt er vor der Haustür stehen und wartet geduldig, bis sie sauber gemacht sind.

Paul mit seiner innig geliebten Schwester

Er ist eine so treue Seele. An Tagen, an denen er seine Schwester nicht sehen kann, vermisst er sie. Wenn wir unsere Runde drehen, entgeht ihm kein vorbeifahrendes Auto, weil seine Schwester vielleicht doch noch kommen könnte. Es dauert eine Weile, bis er schließlich entspannt seinen Spaziergang genießen kann.

Paul auf dem Weg zum perfekten Erwachsenen

Es gibt schon jetzt einen sehr großen Entwicklungssprung seit seinem ersten Geburtstag. Damals stahl er wie ein Rabe Essen vom Tisch. So schnell konnte man nicht schauen, hatte er Unmengen verschlungen. Mit allen Tricks mussten wir arbeiten, um wenigstens einigermaßen in Ruhe unsere Mahlzeiten einnehmen zu können. Seine Diebstähle und Kletteraktionen auf den Tisch waren legendär. Ich hatte mir nicht vorstellen können, dass Paul während des Essens irgendwann mal entspannt unterm Tisch oder in seinem Bettchen liegen würde. Wie von Zauberhand war aber von heute auf morgen Schluss.

Alle Widrigkeiten haben nichts mit Paul zu tun. Er ist perfekt! Er ist gerade ein temperamentvoller Teenager, der seine Pubertät in vollen Zügen auslebt, ausleben darf. Ich halte ihm den Rücken frei und greife maximal regulierend ein. Damit er zur Ruhe kommt. Ich habe Podcasts von freundlichen Hundeversteherinnen (es ist in der Tat kein Mann darunter) für Paul und mich entdeckt. Sie geben wertvolle Tipps, wie man seinen Liebling sicher durch die stürmische See navigiert. Das entspannt uns. Ich glaube, dass Paul dankbar dafür ist, was er da hört. Die Vorzeichen für sein erfülltes und glückliches Hundeleben stehen mehr als positiv.
Das Schöne ist, man findet immer neue Wege, wenn man sie denn sucht. So bin ich in einer wunderbaren Facebook-Gruppe gelandet, die das Tier als Spiegel der menschlichen Seele sieht. Gegründet von einer Tierärztin und Tierheilpraktikerin, unter der Prämisse, dass unsere Haustiere tief und untrennbar mit ihren Besitzern verbunden sind. So erspüren diese positive wie negative Emotionen und spiegeln diese wider. Daran glaube ich ganz fest. Dafür lohnt es sich, an mir zu arbeiten, um Paul der beste Wegbegleiter zu sein, den er haben kann.

Herzlichen Glückwunsch, mein geliebter Paul! Auf ein wundervolles Jahr voller gemeinsamer Abenteuer und unzähliger unvergesslicher Augenblicke!




Paul – wer er ist, wie er i(s)st!

Es ist mehr als Zufall oder Schicksal, dass Paul ein Hovawart oder überhaupt ein Rassehund ist (hier die Geschichte dazu). Es ist mir unangenehm, wenn ich nach der Rasse gefragt werde. Manchmal muss ich sogar kurz überlegen, weil es mir einfach nicht auf der Zunge liegt… Meine Standardantwort: Ein Hovawart, aber aus dem Tierheim, schiebe ich in einem Atemzug hinterher! Ein Rassehund passt einfach nicht in mein ethisches Weltbild. So viele arme Seelen warten in den Tierheimen auf eine Adoption, da muss es doch weiß Gott kein maßgeschneidertes Lebewesen aus dem Rassehandbuch sein. Groß soll er sein, lange Beine soll er haben, die Ohren nicht zu lang, muskulös, ein schmaler Kopf, eine lange Schnauze, pflegeleichtes Fell, natürlich glänzend… Ja, nicht zu vergessen, einen guten Charakter sollte er schon auch haben, kinderlieb und treu… Was nicht passt, wird vom Züchter passend gemacht… Dieses System möchte ich nicht unterstützen!

Paul, rein zufällig ein Hovawart

Paul ist unser vierter Hund und immer waren es Welpen aus dem Tierheim oder vom Bauernhof. Hunde, die schon geboren waren und die wir nicht Jahre im Voraus bestellt haben. Und alle waren sie schön und einzigartig. Spannend war es, sie aufwachsen zu sehen und wie sie denn aussehen würden, wenn sie mal ausgewachsen sind. Jetzt müssen wir einfach nur in einem Buch nachschlagen, dann wissen wir, welche Schulterhöhe unser Paul haben und wieviel er wiegen wird… Rein theoretisch könnten wir in einem Buch nachsehen… Wir tun es aber nicht (mehr)!

Paul in seinem Element – erdverbunden und eins mit der Natur

Auweia, ein Hovawart…

Ich kann gar nicht sagen, wie überfordert und schlecht gelaunt ich kurzzeitig ob all dieser Informationen war, die von allen Seiten auf mich einströmten… Oh, ein Hovawart! Da brauchen Sie aber viel Geduld und Ausdauer, die sind schwierig und haben ihren eigenen Kopf. Da müssen Sie aber konsequent sein, ein Alphatier und Rudelführer, damit der Grundgehorsam funktioniert. Der Hovawart sei ein Gebrauchshund und Arbeitstier… Das und vieles mehr musste ich mir von selbsternannten Experten sagen lassen…
Alles auch Begrifflichkeiten, die mir so gar nicht liegen. In all den vielen Jahren mit unseren Hunden war das nie nötig. Ich war immer sehr stolz darauf, ein Team mit unseren Vierbeinern zu sein. Auch darauf, ihnen ihre Persönlichkeit und Macken zu lassen. Sie wollten nicht im Kofferraum in einem Käfig mitfahren. Auf dem Schoß, auf dem Beifahrersitz oder auf der Rückbank, das war ihnen viel lieber. Mal kurz mit der Schnauze ‚Hallo‘ sagen und die Nase durch einen Spalt im Fenster stecken und den Fahrtwind genießen. Sie alle wollten in unserem gemeinsamen Zuhause schon immer lieber auf dem gemütlichen Sofa oder im bequemen Boxspringbett liegen… Alle haben sie sich, wie wir, aufs Essen gefreut. Auf ihr eigenes sowie auf das unsrige. Warum auch nicht, es sind Familienmitglieder.

Das Highlight jedes Spaziergangs: Hundebegegnungen

Zu allem Überfluss, weil ich so viele wie mögliche Informationen über meinen Hund einholen wollte, war ich in einer von vielen Facebook-Gruppen für Hovawarte, ausgerechnet in der falschen. Die gab mir schließlich den Rest!
Aber das passiert, wenn man seine gewohnten Pfade verlässt. Starke Hand, Beschäftigung, Hundeplatz, Dummytraining, Schleppleine, Spürhundeausbildung… Bis hin zu funktionaler Outdoorbekleidung speziell für den Hovawart-Besitzer. Schmutzabweisende Jacken mit tausend Reißverschlüssen und Fächern für die Ausrüstung, die man mit sich führen muss… Nix mehr, mit Jeans und Turnschuhen oder im Höchstfall Gummistiefeln, wenn es mal regnet…

Sieht so ein unausgelasteter, frustrierter Hund aus?

Ich war kurzzeitig verzweifelt. Habe sogar meinen ansonsten entspannten Ehemann aus seiner inneren Mitte bewegt. Einmal saßen wir beide morgens ganz unglücklich am Frühstückstisch, unser entspanntes Hundebaby friedlich in seinem Bettchen schlummernd, und mein Mann meinte, dass er sich nach all meinen Erzählungen nun auch Sorgen machen würde, dass wir unseren Hund bezüglich Aktivitäten nicht ausreichend fördern und auslasten würden.
Paul sei schlau, der wolle beschäftigt und gefordert werden…
Aber was waren dann all unsere anderen Hunde vor Paul? Blöd? Nein, ganz bestimmt nicht. Sie alle hatten einen Hundeplatz oder eine Hundeschule noch nie von innen gesehen.
Und, wie sah Pauls Tagesablauf denn so aus, wovon wir dachten, dass es ihn nicht auslasten würde? Picknick, auf der Decke spielen, ihn mit anderen Hunden toben lassen. An unserem Badesee haben wir ihm das Schwimmen beigebracht. Auf den Wochenmarkt hat er uns begleitet. Bei der Hausarbeit geholfen, mit dem Wischmopp gespielt, das Staubtuch verschleppt, sich unter der Bettdecke versteckt… Bei meinen Fotoproduktionen hat er geholfen, in der Küche entging ihm keiner meiner Arbeitsgänge…

Paul mit seiner Schwester Filaki

Richtig traurig waren wir, Tränen der Verzweiflung kullerten mir über die Wangen. Meine Rolle als perfekte Hundemama, so perfekt es eben geht, verlor ihren Glanz.
Noch am gleichen Tag stöberte ich schlecht gelaunt in einem Tiergeschäft eine geschlagene Stunde lang nach Trainings-Accessoires, hatte schließlich eine Tasche voller verschiedener Dummies, Hüpfspielzeugen, die die Koordination fördern sollen und, und, und… Wenn ich jetzt daran zurück denke, muss ich lachen. Über den Moment, als wir Paul den mit Leckereien voll bepackten Dummy versteckt hatten, Paul ihn mit seinen 12 Wochen in seinem Versteck sofort aufspürte, fragend zu uns hoch blickte und schließlich weiter seinen Beschäftigungen nachging – schnuffeln, im tiefen Gras streunern und Wildkräuter zupfen. Dummytraining haben wir auf zwei weiteren Gassirunden gemacht, dann klemmte der Reißverschluss des Beutels und seitdem fristet das Teil in Pauls Schublade sein einsames Dasein…
Hinter Bäumen haben wir uns versteckt, um die Aufmerksamkeit unseres Hundebabies auf uns zu ziehen. Ganz schnell wussten wir, dass wir sie haben. Denn da stand er, der kleine Wonneproppen, ganz erstaunt, als er uns erspäht hatte, was wir da machen…
Rückruftraining, Sitz, Platz, Pfötchen geben, was man eben alles so macht… Alles kein Problem, Paul war ein Musterschüler…

Dann kam die Erleuchtung

Sie hat aber nicht lange angedauert, unsere elterliche Sinnkrise! An einem Morgen stöberte ich bei meiner und Pauls ersten Tasse Kaffee ein wenig in den neuen Facebook-Beiträgen… Wieder frustierende Bebilderungen und Videos von Hovawarten bei der Arbeit: beim Mantrailing, beim Obedience-Training, auf dem Agility-Platz, beim Canecross…

Pauls Lieblingsgetränk: Kaffee

Eingeschüchtert wie ich war, hätte ich nie gewagt, dies alles in Frage zu stellen. Ganz zurückhaltend habe ich nur manchmal eine Frage gestellt, wenn ich nicht wusste, was Canecross ist oder wofür eine Jacke eine Tasche auf dem Rücken braucht. Oder eine verzweifelte Welpenbesitzerin beruhigt, die sich nicht sicher war, ob sie ihrer Aufgabe gewachsen ist… Fast täglich wurden in dieser Gruppe Hovawart-Welpen zur Vermittlung eingestellt, die bereits mit 12 Wochen ihren zweiten Besitzer suchten, weil die Welpen so gefährlich seien, noch nicht stubenrein und sich in ihrem wuscheligen Fell so viel Dreck fängt…
Ich wurde per SMS angemahnt, meine dilettantischen Kommentare einzustellen. Ich hatte lediglich mehrfach mit freundlichen Worten versucht, die Situationen zu deeskalieren. Damit, dass man mit Geduld und Liebe alles in den Griff bekommt, weil es Hundebabies seien und keine Monster!

Pauls absolute Leidenschaft: weite Wiesen und Felder

Wie eine Offenbarung, wie ein helles Licht war da der Beitrag einer Hundetrainerin, die all das, aber wirklich ALLES, was mich so aus der Fassung brachte, sachlich widerlegte. Von wegen Arbeitstier und Gebrauchshund. Von wegen Grundgehorsam und Alphatier. Von wegen Agility, Hundeplatz… Ausnahmslos ALLEM widersprach sie in nur einem einzigen Beitrag! Ein Hund möchte am liebsten den ganzen Tag schlafen, bei seinen Menschen sein, geliebt werden und gemütliche Gassirunden drehen. Er möchte einfach nur in den Alltag integriert und gleichberechtigter Partner sein. Sie zerlegte wirklich jedes Detail, was mich so aus der Fassung brachte, und konterte mit mir sehr viel eingängigeren Sichtweisen…

Social Media sind Fluch und Segen zugleich! Man kann sagen, was man will, aber sie haben mein Leben verändert! Ich bin vegan geworden, habe viele neue, gleichgesinnte Freunde gefunden und schließlich eine Hundetrainerin, die mir aus dem Herzen spricht! Die all das in Worte fasst, was ich schon als Kind instinktiv meinem Hund entgegengebracht habe und was sich bei allen Nachfolgern bis heute nicht geändert hat.

Paul liebt entspannte Spaziergänge ohne Ablenkung

Ich folge ihr, meiner Lebensretterin und erfahrenen Hundetrainerin Eva Windisch, seither auf allen sozialen Kanälen, um keinen ihrer Beiträge zu verpassen. Das Schöne: sie bestätigt mich tagtäglich in meiner kompletten Hundeerziehung, die ich seit Jahrzehnten zur Zufriedenheit aller Beteiligten instinktiv praktiziere und für die ich schon oft kritisiert oder belächelt wurde.
Jetzt habe ich es schwarz auf weiß: man darf vermenschlichen! Man soll seinem Hund auf Augenhöhe begegnen! Es braucht keine harschen Worte, keine Kommandos. Ich darf meinen Hund in Gespräche verwickeln, ihm Wünsche von den Augen ablesen, mich in ihn hinein versetzen. Ich darf ihn trösten, wenn er sich fürchtet! Ich darf ‚Bitte‘ und ‚Danke‘ sagen, mich entschuldigen, wenn ich Paul aus Versehen angerempelt habe.

Hundeerziehung in Theorie und Praxis

All die Jahre haben wir instinktiv vieles richtig gemacht! Trotzdem habe ich kurzfristig Pauls Erziehung in Frage gestellt. Das ärgert mich, hake ich aber inzwischen ab, unter der Rubrik ‚Erfahrung‘. Wir mussten uns erst einmal aneinander gewöhnen und sehen, wie sich unser Welpe zu einem Junghund entwickelt. Wir waren vorher ein sehr braves Mädchen gewohnt, mit dem wir 15 Jahre lang unser beschauliches Leben geteilt haben. Da ist so ein selbstbewusster Paul natürlich wie ein Sturm, der plötzlich in unser Leben gewirbelt kam. Dazu diese ganzen Teufelchen, die auf meinen Schultern saßen und mir ihre Weisheiten über den berühmt-berüchtigten Hovawart ins Ohr flüsterten.

Wenn Perfektion einen Namen hat, dann Paul!

Paul ist großartig, wunderbar, ein magisches Wesen! Ein Ausbund an Lebensfreude, Energie, Power, Empathie und Enthusiasmus. Vom ersten Tag an hat er mit einem unerschütterlichen Selbstverständnis seinen Platz in unserer kleinen Familie eingenommen. 24 Stunden verbringen wir Tag für Tag miteinander, erleben viele wundervolle Momente. Sobald es draußen hell wird, möchte Paul den Tag beginnen. Niemand sonst darf mich morgens um halb sechs wecken, niemand sonst würde es aber auch mit seinem Charme tun, wenn er zu mir ins Bett gekrabbelt kommt und mich mit wedelnder Rute ganz vorsichtig am Hals leckt. Dann drehen wir unsere erste Runde durch den Park, trinken unsere erste Tasse Kaffee und absolvieren unser tägliches Programm. Gemeinsam. Und jeder von uns weiß, dass er sich auf den anderen verlassen kann. Es ist so schön zu sehen und zu spüren, dass Paul so lebendig und wach ist. Immer mit erhobener und wedelnder Rute, das ist das größte Kompliment, das er mir machen kann!

Paul und seine Schwester Filaki teilen sich eine Schale Wasser

Was ich besonders an Paul schätze: sein ausgeprägtes soziales Wesen! Er ist so unglaublich freundlich zu Menschen und vor allem zu anderen Hunden, denen er voller Respekt begegnet und sich ihrem Niveau und ihrer Spielart anpasst.
Das hat sich leider in letzter Zeit etwas verändert. Menschen sind bei weitem nicht mehr so entzückt, wenn ein ausgewachsener Hovawart auf sie zugestürmt kommt, auch wenn es in ausschließlich friedlicher Mission ist. Seit der Pubertät und der Entdeckung seiner Sexualität, ist Paul immer öfter auch am anderen Ende eines Hundes interessiert. Bin mir nicht sicher, ob er schon weiß, was er da tut. Ihn stört es im umgekehrten Fall (noch) nicht, die anderen schon. Ich werde den Dingen auf den Grund gehen und in Erfahrung bringen, ob es nur eine Phase ist und was es zu bedeuten hat…

Wen haben wir denn da und vor allem wo????

Absolute Perfektion wäre aber auch langweilig und man hätte erheblich weniger Gesprächsstoff. So haben wir neben all seinen herausstechenden positiven Charaktereigenschaften, mittlerweile auch die ein oder andere kleine Baustelle.
Legendär, bei unseren Freunden und in meiner Facebook-Hovawart-Gruppe: Pauls unbändiger Appetit und seine damit einhergehenden Diebeszüge. Falls vom Boden aus nicht erreichbar, dann steigt Paul mal eben kurz auf den Tisch. Nichts ist vor ihm sicher, es ist eine große Herausforderung und erfordert all meine Sinne, den Tisch im Esszimmer zu decken, wenn mein Mann noch nicht da ist und aufpassen kann. Unzählige Nahrungskomponenten, die nicht für ihn gedacht waren, konnte er sich auf diesem Wege schon einverleiben – Kuchen, Brötchen, Sushi, Sommerrollen, Guacamole, roher Hefeteig, selbst Salat ist nicht vor ihm sicher… Ich bin mittlerweile sehr trickreich im Verwahren geworden, es darf allerdings nicht an der Tür klingeln…

Freiwillige Abkühlung und Aufräumarbeiten im Wasser

Hundebegegnungen an der Leine mag ich mittlerweile auch nicht mehr so sehr, Paul ist jetzt 16 Monate alt. Was noch ein vor ein paar Wochen kein Problem war, macht mich jetzt leicht nervös. Es werfen sich nun mal stattliche 33 Kilo in die Leine… Auch eine Begleiterscheinung seit der Pubertät… Als liebende Hundemama bin ich mir sicher, dass Paul nicht damit angefangen hat. Er lernt aber schnell und wenn andere das machen, macht er es auch… Noch dazu ist er sehr stolz und selbstbewusst! Er lässt sich weder die Butter vom Brot nehmen (sowieso nicht), noch lässt er sich so leicht einschüchtern. Also hält er entgegen. Ich glaube ich war noch nie so froh, 1.83 m groß zu sein. Sonst wäre ich heillos verloren…

Problemlösung in Sicht

War da noch was? Nein, ansonsten sind wir sehr stolz auf unseren einzigartigen Prachtkerl!
Manchmal schauen mein Mann und ich uns ganz entzückt an, egal, ob Paul gerade friedlich zu unseren Füßen liegt oder auf dem Esszimmertisch steht… Paul ist fantastisch! Stören uns seine Macken? Nein, uns stören sie nicht. Aber wir sind nicht alleine auf der Welt. Irgendwann ist Corona ausgestanden und unser normales Leben hat uns wieder. Bis dahin wäre es schön, könnte Paul mit Tischmanieren glänzen, wenn wir wieder Gäste empfangen, eingeladen oder im Restaurant sind.
Und für meine Knochen und Gelenke ist es langfristig besser, wenn Paul anderen Hunde mit mehr Gelassenheit begegnet…

Nichts entgeht seinem wachen Auge, auch kein anderer Hund

Da sind wir wieder bei meiner Facebook-Gruppe, diversen prominenten Hundetrainern und einschlägiger Fachliteratur. Da gibt es jetzt auch noch den ein oder anderen raffiniert in Szene gesetzten Hundetrainer auf den sozialen Kanälen. Der für sehr viel Geld, noch sehr viel weniger Informationen bietet. Nichts, was man nicht vorher bereits gewusst hätte. Aber reingeschaut hat man schon mal, wenn sich da ein attraktiver Mann, absoluter Schwiegermutter-Typ, in seinem perfekt sitzenden, karierten Hemd mit seinem traumschönen Schäferhund oder schokoladenbraunen Labrador in Szene setzt. Bringen sie die Lösung? Nein! Alles, zumindest vieles versucht. Noch vieles mehr erst gar nicht in Erwägung gezogen, da nicht mein Ding! Es muss auch anders gehen, als Paul mit unfreundlichen Kommandos oder Leinengezerre zu erziehen!

Ein großartiges, herzerwärmendes Team: Paul mit seiner Schwester

Und wieder wie ein Lichtstreif am Himmel, war da ein Facebook-Beitrag der Hundetrainerin Eva Windisch. Sie sei auf dem Weg von München nach Hessen zu diversen Trainingseinheiten und hätte auf dem Weg dorthin noch Kapazitäten frei… Nach einem mehr als erfreulichen Telefonat, hatten wir für zwei Wochen später ein zweitätiges Privat-Training für Paul und uns vereinbart. Schon sehr lange habe ich mich nicht mehr so auf ein Ereignis gefreut! Nicht der geringste Zweifel: bald wird aus unserem kleinen Wildfang ein Musterschüler!

So viel vorweg, denn der Termin hat bereits statt gefunden: meine Vorfreude war begründet! Wir haben sehr viel gelernt, unglaubliche Erfahrungen aus diesen beiden Tagen mitgenommen und selbstverständlich von Erfolg gekrönt! Ganz bald folgt ein ausführlicher Bericht.

Fortsetzung folgt…




Pauls Leibspeise: Morosche Karottensuppe

Wie liebe ich diese Suppe, obwohl ich sie selbst noch nie gegessen habe! Aber sie hat meiner alten Hündin in ihren letzten Lebensjahren so manchen Tierarzt-Besuch erspart, ebenso ihrem allesessenden Nachfolger, dem Hovawart und Nimmersatt Paul. Vor allem ihm! Es war sogar seine erste Mahlzeit, die ihn in seinem neuen Zuhause erwartet hat. Nicht etwa ein ausgeklügeltes Festessen, um gleich in der Beliebtheitsskala ganz nach oben zu schnellen. Nein, eine einfache Karottensuppe!

Ich wusste, dass die Hovawart-Welpen Giardien haben und von Durchfall geplagt sind. Für beides ist die Morosche Möhrensuppe das Mittel der ersten Wahl. Also habe ich am Vorabend von Pauls ruhmreichen Einzug in sein neues Zuhause eine großen Topf gekocht. Wenn das mal nicht ein Omen war… Denn seither steht sie sehr oft auf seinem Speiseplan. Nicht etwa, weil ihn noch immer Parasiten plagen. Nein, weil er wahllos alles in sich hineinschlingt, was in seiner Reichweite ist und nicht bewacht wird. Ganz zu schweigen von all den Verlockungen, die draußen auf ihn warten und mit einer Portion Gras oder Wildkräutern, nicht neutralisiert werden können.

Vielleicht macht Paul das nur, damit ich ihm öfter einmal eine Karottensuppe koche, denn er liebt sie über alles! Er isst, beziehungsweise verschlingt sie, ohne verlockende Beigaben. Genuss pur, wenn er eine Suppenkelle davon aus seinem Napf lecken kann. Es war also nicht die geringste Herausforderung, diese Fotos mit ihm zu machen. Einzig musste ich mich sputen, damit man noch einen orangen Farbklecks im Topf sieht, denn Paul ist schnell wie ein Staubsauger…

Am Allerbesten ist, man hat die Karottensuppe im Gefrierfach parat, denn man kann sie wunderbar auf Vorrat kochen und einfrieren. Ich für meinen Teil koche sie immer frisch und habe stets mindestens ein Kilo Karotten im Gemüsefach – quasi meine ganz persönliche Notfall-Apotheke. Diese weise Voraussicht hat sich schon unzählige Male bewährt!

Ich dachte vor zwei bis drei Jahren, als die Tierheilpraktikerin mir die Morosche Karottensuppe für meine kränkelnde Hündin empfahl, dass ich die letzte (Hunde)Mutti auf der ganzen Welt bin, die dieses fast schon lebensrettende Wundermittel noch nicht kennt. Denn wem auch immer ich davon erzählt hatte, sie wussten bereits davon. Allerdings habe ich es in letzter Zeit sehr oft Unwissenden empfohlen, sodass ich nun motiviert bin, das einfache, aber umso effektivere Rezept endlich zu posten.

Wundermittel Morosche Möhrensuppe

Die Morosche Karottensuppe ist eines der besten Hausmittel gegen Durchfall und Darminfekte überhaupt! Dieses einfache Rezept ist fast ein kleines Wundermittel. Sobald der Hund Durchfall hat, sollte man es zuerst einmal mit der Möhrensuppe als ganz normales Futter versuchen.

Manche Durchfallerkrankungen wie zum Beispiel eine Giardien-Infektion sind so hartnäckig, dass sie oftmals trotz Antibiotika und entsprechender Medikamente immer wieder kommen. Da ist die Moro-Suppe als bewährtes Hausmittel oft ein gewissenhafter Helfer.
Als verantwortungsbewusster Mensch hat man im Gefühl, wenn der Durchfall und die Symptome nicht schnell besser werden, dass dann doch die Vorstellung beim Tierarzt gefragt ist!

Wirkungsweise der Moro-Suppe

Erfunden wurde die Suppe 1908 von Prof. Dr. Ernst Moro, dem damaligen Leiter einer Kinderklinik in Heidelberg. Die Kindersterblichkeit bei Durchfallerkrankungen konnte durch die Moro-Suppe – in der Zeit vor Antibiotika – erheblich reduziert werden. Das heißt: die Karottensuppe wurde natürlich zuerst für Menschen entdeckt.

Im Prinzip kann man mit einem Kochtopf voller Möhren einen Wirkstoff herstellen, der bei Darminfektionen in vielen Fällen Antibiotika sogar überlegen ist. Durch das überlange Kochen der zerkleinerten Mohrrüben (mindestens 90 Minuten) entstehen ganz spezielle Zuckermoleküle (Oligosaccharide), die sich an der Darmwand festsetzen und dadurch gefährlichen Einzellern wie Giardien ihre exklusive Andockstelle blockiert. Damit verlieren diese Darmschmarotzer ihren Halt an der Darmwand und rutschen ab. Zusammen mit dem Nahrungsbrei werden die nun haltlosen Parasiten weiter transportiert und auf ganz normalem Weg ausgeschieden. Durch die Morosche Möhrensuppe reinigt sich somit der Darm von selbst.

Vom richtigen Zeitpunkt

Die Oligosaccharide aus den Möhren können nur wirksam werden, wenn sie die Dünndarmwand voll beschichten. Deshalb sollte der Hund die Möhrensuppe zusätzlich angeboten bekommen, bevor die Hauptmahlzeit kommt. Oder auch zunächst als kompletter Ersatz. An der Dünndarmwand warten nämlich die Darmparasiten auf den Nahrungsbrei. Nur wenn vor der gewohnten Hauptmahlzeit eine Darmbeschichtung mit Moro-Suppe erfolgt, finden diese Darmparasiten nach ihrer Mahlzeit an der Darmwand keinen Halt mehr. Dann sitzen an ihren Andockstellen die Oligosaccharide.

Etwa eine halbe Stunde vor jeder Hauptmahlzeit sollte dem Hund eine Dünndarmfüllung Morosuppe vorgesetzt werden. Idealerweise sollte dabei mit dem Passage der Moro-Suppe jede Stelle des Dünndarms mit Oligosacchariden benetzt sein. Bei sehr kleinen Hunden gibt man 100 ml, bei kleinen 250 ml, bei mittleren 500 ml, bei großen und sehr großen Hunden entsprechend mehr. Das Ganze verteilt auf vier bis fünf Gaben am Tag.

Ob man alles richtig gemacht hat, sieht man in einem der nächsten Häufchen beim Gassi. Dann befindet sich in der Hinterlassenschaft ein deutlich erkennbarer Abschnitt in Orange. Die Moroschen Möhren haben als kompakte Füllung den kompletten Darm des Hundes passiert und beschichtet. Wenn der Möhrenabschnitt nur kurz ist, es sollten vier bis fünf Zentimeter sein, einfach beim nächsten Mal etwas mehr Moro-Suppe geben.

Seit wir das Giardien-Problem im Griff haben, braucht Paul die Suppe ’nur‘ noch, wenn er etwas Falsches gegessen hat und mit Durchfall reagiert. Dann reicht es, wenn ich eine Mahlzeit komplett durch die Morosche Karottensuppe ersetze. In seine nächste mische ich dann schon sein gewohntes Essen unter. Innerhalb von 24 Stunden ist das Problem behoben.
Für Paul, der 31 Kilo wiegt, koche ich die Suppe aus etwa 1,5 Kilo Karotten.

Zubereitung der Moroschen Möhrensuppe

Zutaten:

  • 1 Kilo Karotten in Bioqualität
  • 1 TL Salz (etwa 1 Gramm)

Zubereitung:

Karotten waschen, die Enden abschneiden. Geschält müssen sie bei guter Qualität nicht werden. In kleine Stücke schneiden.

Karottenwürfel in einen ausreichend großen Topf geben und mit Wasser aufgießen, sodass die Karotten gut mit Wasser bedeckt sind. Aufkochen lassen.

Die Hitze reduzieren, ab jetzt sollte die Zeit gemessen werden – mindestens 90 Minuten.
Die Karotten sollten leicht vor sich hin köcheln, so entstehen die Oligosaccharide.
Während der Kochzeit immer wieder den Wasserstand kontrollieren, bei Bedarf wieder etwas Wasser nachfüllen.

Die Karotten abschütten. Das Kochwasser auffangen.
Die Karotten mit einem Pürierstab so fein wie möglich pürieren. Je feiner püriert wird, desto besser setzen sich die Oligosaccharide später an der Darmwand fest.
So viel vom Kochwasser zugeben, dass die Suppe die Konsistenz von Buttermilch erhält.
Nun das Salz unterrühren.
Abkühlen lassen und bei Zimmertemperatur füttern.




Paul im Glück – Backen für den 1. Geburtstag

Überflüssig zu erwähnen, dass ich meinen Hund sehr liebe… Wer tut das nicht… Aber bei mir hat das Backen einen komplett anderen Hintergrund. Klar, weil ich ihn liebe, aber natürlich will ich meinem Hund an seinem 1. Geburtstag auch eine Freude machen, eine richtige Freude! Ich gebe mir grundsätzlich Mühe mit Geburtstagsgeschenken… Ich verschenke nie Gutscheine oder irgendwas, Hauptsache ein Geschenk, sondern immer etwas, worüber ich denke, dass man sich freut. Mensch und Tier!
Pauls Vorgängerin zum Beispiel wurde von Anfang an bewundert, weil sie so unglaublich schön war. Das machte sie stolz, da war sie immer ganz aufgeregt, wenn sie frisch gebürstet war, eines ihrer schönen Halsbänder trug und man vor Entzücken die Hände vorm Gesicht zusammen schlug. Also gab es zu jedem Geburtstag immer ein neues Halsband. Und ein neues Spielzeug, groß, weich und es musste aus ihrem Mund heraushängen, wenn sie es von A nach B trug.

Paul ist anders! Er macht sich nichts aus hübschen Halsbändern oder aus liebevoll ausgesuchtem Spielzeug! Er zerfetzt Papier, kaut an einem großen Stück Kaffeeholz und liebt einen Miniaturhasen aus Plüsch, den er mit einem Haps verschlucken könnte. Er wälzt sich, mit was auch immer er um seinen muskulösen Hals trägt, mit seiner Schwester hemmungslos im Dreck.

Dafür isst er für sein Leben gern! Ich verwende nicht gerne das Wort ‚fressen‘, auch nicht bei Tieren… Aber bei Paul würde es viel besser passen… Paul ‚isst‘ nicht, auch nicht mit viel Wohlwollen betrachtet… Paul vernichtet, verschlingt, saugt auf, inhaliert, stiehlt, was das Zeug hält… Alles in seiner Reichweite wird vereinnahmt und geräubert! Ohne Punkt und Komma. Egal, dass ich jedes mal schimpfe wie ein Rohrspatz oder er ins Exil muss! Ich bekam den Tipp, weil er schlimmer als Ali Baba und die 40 Räuber zusammen ist, ihn sich mal richtig satt essen zu lassen. Ich bin mir absolut sicher, würde ich ihm seine ganze Monatsration an Dosen vor die Nase setzen, er würde lieber platzen oder tot umfallen, bevor er sich seinem Sättigungsgefühl ergeben würde.

Was macht ein liebendes Frauchen also, das ihrem Hund eine besondere Freude machen möchte? Es steht drei Tag lang in der Küche und bäckt und bäckt und bäckt. Ohne vorher gewusst zu haben, was dabei herauskommen würde. Weil ich die Rezepte ja erst erfinden musste… Einzig die Vorstellung, dass es viel sein musste, am besten ein ganzer Berg! Dass mein Hund nachts davon träumt! Um mir vielleicht in naher Zukunft, irgendwann eben, den Gefallen zu tun, etwas zurückhaltender zu sein, nicht mehr so rücksichtslos feindlich zu übernehmen.

Na ja, gesund sollten die Backwerke schon auch sein… Wir möchten ja noch gaaaaanz viele Geburtstage mit unserem Paulchen feiern. Klangvolle Zutaten in Bioqualität habe ich verarbeitet. Das Getreide wurde von meiner Naturkostladen-Besitzerin liebevoll frisch gemahlen oder geschrotet. In meiner wöchentlichen Gemüsekiste fanden sich rein zufällig wunderbar knackige Mohrrüben in leuchtendem Orange. Die Süße stammt teilweise von köstlichen Feigen, die unglaublich gesund für Hunde sind, aber auch vom Rübenkraut. Zum Binden habe ich statt Eier Apfelmus verwendet…

Alle Backwerke sind frei von tierischen Inhaltsstoffen. Was für uns nicht gut ist, ist es auch nicht für unsere Lieblinge. Woher kommen sonst all die Allergien, Zahn- oder Fellprobleme? Oder glaubt man wirklich, wenn auf der Verpackung ‚für den menschlichen Verzehr geeignet‘ steht? Ich schon, bis eine befreundete Tierheilpraktikerin mir von ihrer Ausbildung zur Ernährungsberaterin erzählt hat. ‚Huhn‘ bedeutet nicht das zarte Brüstchen oder saftige Keulchen! ‚Huhn‘ bedeutet: Schnabel, Federn, Krallen, Füße, Knochen…

Ich bin keine Ernährungsberaterin, weder für Mensch noch Tier, das ist eine Wissenschaft für sich und das kann und möchte ich nicht leisten. Aber wenn ich so lese, was auf den Verpackungen steht, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich bei einer Prüfung bestimmt nicht schlechter abschneiden würde, zumal auch keine Konservierungsstoffe enthalten sind.
Nicht, dass Paul ein vertrauenswürdiger Maßstab wäre, denn es gibt nichts, was er nicht essen würde! Aber wenn ich nicht irre, war er bei den eigens für ihn gebackenen Naschwerken, noch gieriger als sonst. Noch schneller. Noch blinder vor Gier. Auf einmal kam da eine Hundeschnauze aus dem Nichts und hat weggeschlungen, was gerade erreichbar war.

Es waren wirklich erschwerte Bedingungen, unter denen ich gebacken und fotografiert habe. Ganz oft war Exil angesagt und ich musste Paul in einem anderen Zimmer unterbringen, sonst würde es jetzt diese Bilder nicht geben…
Mein Mann hat vorab meine Bildauswahl gesichtet und verstand den Aufdruck ‚wild thing‘ auf einem der Kartons in der Deko nicht. Ich allerdings finde, dass nichts besser passt und bin ganz besonders stolz auf gerade diese Requisite…
Mehr über Paul, meinen liebenswerten Hovawart, kann man hier nachlesen.

Kleines Früchtebrot

Früchtebrot für Hunde

Zutaten:

(für drei kleine Brote)

  • 200 g gemischte Trockenfrüchte
  • 100 g Feigen
  • 250 g Haselnusskerne
  • 100 g Kokosflocken
  • 2 EL Zuckerrübensirup (Rübenkraut)
  • 4 EL Apfelmus
  • 2 EL Semmelbrösel

Zubereitung:

Die Trockenfrüchte etwa 30 Minuten in Wasser einweichen. In ein Sieb schütten, mit Küchenpapier trocken reiben und grob hacken.
Die Feigen vom Stein befreien, ebenfalls zerkleinern.
Trockenfrüchte und Feigen mit den restlichen Zutaten zu einem Teig verkneten und 30 Minuten abgedeckt ruhen lassen.

Backofen auf 175 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.

Den Teig in drei gleich große Portionen teilen, zu kleinen runden und flachen Kuchen formen. Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech setzen. 30 Minuten backen, auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.

2 Wochen gekühlt haltbar.

Cantuccini aus Maismehl

Cantuccini für Hunde

Zutaten:

ca. 40 Stück

  • 200 g Maismehl
  • 100 g gehobelte Mandeln mit Schale
  • 2 EL Apfelmus
  • 1 EL Agavendicksaft
  • 1 EL Olivenöl
  • 1 EL Zuckerrübensirup (Rübenkraut)
  • ca. 100 ml Wasser

Zubereitung:

Alle Zutaten zu einem kompakten Teig verkneten, eventuell noch etwas Wasser dazu geben. Den Teig teilen und zu zwei Rollen formen. Abgedeckt im Kühlschrank eine Stunde ruhen lassen.

Backofen auf 175 Grad vorheizen.

Die Teigrollen vorsichtig flach drücken, in etwa 1 cm dicke Scheiben schneiden und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. 20 Minuten backen lassen, Backofen ausschalten, Tür einen Spalt öffnen und die Cantuccini noch etwas trocknen lassen.

1 Monat haltbar.

Heidelbeer-Bananen-Muffins

Muffins mit Heidelbeeren und Bananen

Zutaten:

20 Stück

  • 250 g grobe Haferflocken
  • 100 g Dinkelvollkornmehl
  • 125 Weizenschrot
  • 2 EL Haferkleie
  • 3 TL Weinsteinbackpulver
  • 3 EL Agavendicksaft
  • 2 EL Apfelmus
  • 2 Bananen
  • 100 g Heidelbeeren
  • ca. 150 ml Wasser

Zubereitung:

Alle Zutaten bis auf die Bananen und Blaubeeren mit dem Wasser zu einem Teig verkneten.

Die Bananen mit einer Gabel zerdrücken und unter den Teig mischen, dann die Blaubeeren dazugeben.

Den Backofen auf 175 Grad vorheizen.

Den Teig in Muffin-Förmchen füllen. Am besten aus Silikon oder Teflon. Die Papierförmchen sehen zwar süß aus, aber wegen des Fruchtsaftes der Blaubeeren bleibt das Papier an den Muffins kleben.

25 Minuten backen. Die Muffins aus den Förmchen nehmen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.

Etwa 4 Tage gekühlt haltbar.

Apfel-Karotten-Makronen

Haferflocken-Makronen mit geriebenen Karotten und Äpfeln

Zutaten:

für etwa 50 Stück

  • 1 Apfel (z.B. Boskop)
  • 1 Karotte
  • 150 g Dinkelvollkornmehl
  • 150 g grobe Haferflocken
  • 4 EL Apfelmus
  • 3 EL Zuckerrübensirup (Rübenkraut)

Zubereitung:

Den Apfel und die Karotten fein raspeln und mit den restlichen Zutaten zu einem leicht formbaren Teig verkneten. Notfalls noch etwas kaltes Wasser zugeben.

Den Backofen auf 175 Grad vorheizen.

Backblech mit Backpapier belegen. Mit 1 Teelöffel einen gehäuften Teelöffel von der Masse wegnehmen und mit Hilfe des 2. Teelöffels als Makrone auf das Backblech setzen. 25 Minuten backen lassen, den Backofen ausschalten und bei geöffneter Tür noch ein wenig nachtrocknen lassen.

Etwa 3 Wochen haltbar.

Grissini mit Thymian und Oregano

Softe Grissini mit Tofu und Karotten

Zutaten:

ca. 50 Stück

  • 200 g Tofu
  • 3 mittlere Karotten
  • 3 EL Leinöl
  • 4 EL Apfelmus
  • 250 g Dinkelvollkornmehl
  • 1 TL Thymian
  • 1 TL Oregano

Zubereitung:

Den Tofu zerbröseln, die Karotten fein reiben. Zusammen mit dem Leinöl in einem schmalen, hohen Rührbecher pürieren. Das Püree mit Apfelmus, Mehl und den Kräutern verkneten.

Der Teig eignet sich übrigens hervorragend zum Ausstechen. Schneller und von der Form mal etwas anderes, gehen die Grissinis.

Der Teig eignet sich hervorragend auch zum Ausstechen

Backofen auf 175 Grad vorheizen.

Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche etwa 1/2 cm dick ausrollen und für die Grissini in ungefähr 2 x 5 cm große Streifen schneiden. Die Streifen jeweils in den Handflächen zu kurzen Grissinis rollen und aufs mit Backpapier ausgelegte Bleck legen.
20 Minuten backen, nach der Hälfte der Backzeit die Grissinis drehen. Im ausgeschalteten Backofen bei leicht geöffneter Tür noch etwas verweilen lassen.

Etwa 2 Wochen haltbar.




Darf ich vorstellen: Paul!

Unglaublich, wie die Zeit vergeht! Und welchen Lauf das Leben nimmt! Wie man immer wieder aufs Neue lernen und schmerzlich erfahren muss, dass auf Regen Sonnenschein folgt… Dass die Welt für einen Moment, mehrere Tage, für einige Wochen still steht und man felsenfest der Überzeugung ist, dass man nie wieder glücklich sein kann… Und dann kommt es doch wieder anders! Nach größter Trauer in ein tiefes Loch gefallen und doch wieder herausgekrabbelt!

Abschied von Wally oder mein Leben für den Hund

Vor ungefähr einem Jahr ist Wally gestorben, mit stolzen 15 Jahren. Sie war müde, es hatte sich schon länger abgezeichnet. Aber nach so vielen gemeinsamen Jahren, wird es von Tag zu Tag schwerer, sich vorzustellen, dass der gemeinsame Weg irgendwann zu Ende gegangen ist.
Im Prinzip habe ich die letzten ein bis zwei Jahre nur noch für meinen Hund gelebt, habe jeden von Wallies Wimpernschlägen und Gedanken deuten können. Ich war ganz oft mit ihr draußen, damit sie nie eine gefüllte Blase haben musste. Wir haben ihr keine Reise mehr zugemutet, sie war von Anfang an sowieso am liebsten Zuhause. Mit zwei Tierheilpraktikerinnen, einer Physiotherapeutin und zum Schluss meiner Freundin, die heilströmen kann, hatte diese Seele von Hund die beste Unterstützung und ein würdevolles Ende.

Es fällt mir unglaublich schwer, darüber zu schreiben, ich sitze hier mit einem dicken Kloss im Hals und Tränen in den Augen. Ich bin froh, wenn ich gleich zum nächsten Abschnitt wechseln kann… Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an diesen großartigen Hund denke und ich kann es gar nicht fassen, dass es schon ein Jahr her ist, dass wir Abschied nehmen mussten und wir ohne unsere Wally sind. Als ich das letzte Mal über sie geschrieben habe, lag sie neben mir in ihrem Bettchen und es ging um ihren 15. Geburtstag, von dem ich geahnt habe, dass es ihr letzter sein würde.
Jetzt schreibe ich diesen Post anlässlich des 1. Geburtstages von Wallies Nachfolger und auch er liegt zu meinen Füßen und schläft ganz friedlich…

Ich wollte keinen Hund mehr! Die Lücke und die Fußstapfen waren viel zu groß, um sie füllen zu können! Es würde mir wie ein Verrat vorgekommen und außerdem wollte ich nie wieder leiden müssen. Nicht, wenn ich die Wahl habe!
Es kam der erste Lockdown, der meiner Stimmung nicht sehr zuträglich war. Womit lenkt man sich ab, womit verbringt man sinnvoll seine Zeit, wenn nichts mehr möglich ist? Kein Kino, kein Theater, keine Treffen mit Freunden… Natürlich mit Spaziergängen an der frischen Luft. Sie waren die Hölle für mich! Spaziergänge ohne Hund waren für mich sinnlos, ich war jedes mal todunglücklich und habe meinem Mann das Leben schwer gemacht. Jeder Spaziergang endete in einer Tragödie und in Tränen aufgelöst.

Und dann kam Paul!

Eine Woche vor Ostern war auf einmal alles anders. Meine Lebensgeister haben sich wieder gemeldet, ich konnte sogar einen langen Spaziergang genießen. Keine Ahnung, was passiert war… Das Thema Hund hatten mein Mann und ich bis zu diesem Tag nie wieder angeschnitten, aber auf dem Rückweg hatten wir beschlossen, dass wir doch wieder einen Hund haben möchten. Wir ohne Hund, das fühlte sich einfach nicht vollkommen an und wir hatten so viel an Lebensqualität verloren.
Wir waren uns einig, dem Schicksal seinen Lauf zu lassen. Auf keinen Fall wollten wir im Internet googeln. Das sollte sich ergeben. Irgendwo da draußen wartet bereits eine arme Hundeseele auf uns, die ein Recht darauf hat, dass es ihr gut bei uns gehen und sie ein schönes Leben haben würde! Das ist immer unser oberstes Gebot gewesen: kein Rassehund vom Züchter, ein Welpe aus dem Tierheim, vom Bauernhof oder von wo auch immer…
Ich hatte allerdings weitere Bedingungen, nichts durfte mich an Wally erinnern! Es müsse das absolute Gegenteil von ihr sein: ein Rüde, schwarz und frech wie Michel aus Lönneberga, meinem Helden aus Kindheitstagen!

Das war an einem Sonntag. Dienstags saß ich mit einer Freundin auf der Treppe vor unserem Haus, die Sonne schien aus sieben Himmeln. Ein Freund, den ich schon länger nicht mehr gesehen und gesprochen hatte, fuhr in seinem Wagen vorbei, sah mich, legte den Rückwärtsgang ein, bremste, kurbelte das Fenster herunter, um mir zu sagen, dass er nun endlich auch einen Hund hätte, einen Hovawart-Welpen aus dem Tierheim unserer Stadt. Gleichzeitig sagte ich ihm, dass es keine Wally mehr geben würde. Es wären noch vier Welpen abzugeben… Wie das so ist, mit Freud und Leid…

Was soll ich sagen, ab Karfreitag Mittag waren wir wieder zu Dritt!!! Ich sah diesen schwarzen Wollknäuel freudig am Zaun im Tierheim hochspringen und vor Rührung und Ergriffenheit schossen mir Sturzbäche von Tränen in die Augen! Das war unser Paul! Das einzig schwarze Exemplar! Auf den ersten Blick wußte ich, dass das unser neues Familienmitglied sein würde!

Noch nie war einer unserer Welpen am Tag seines Einzugs in sein neues Zuhause so selbstsicher, so aufmerksam, so selbstverständlich! Paul war sofort präsent, mit erhobenem Schwänzchen und wachem, frechem Blick hat er seine neue Welt ausgekundschaftet – seine Bettchen, seine Näpfe, seine Spielsachen, seine neuen Eltern! Er war sofort ein Teil von uns!

Ich hatte erhebliche Bedenken, dass Paul spürt, dass er eine große Nachfolge antritt. Dass er sich vielleicht intuitiv unter Druck gesetzt fühlen würde, seinen Platz in unseren Herzen erst erobern zu müssen. Aber weit gefehlt, er ist so unglaublich selbstbewusst, lebt im Hier und im Jetzt! Das schätze ich mittlerweile auch sehr an ihm, seine überaus ausgeprägte emotionale Intelligenz!
Ich bin mir mehr als je zuvor sicher, dass man immer das bekommt, was man braucht! Dass man von Anfang an mit voller Kraft ins Leben vertrauen sollte! Es kommt immer, wie es kommen soll!

Ich bin seit Pauls Einzug auch ein komplett anderer Mensch geworden! Seine unglaubliche Lebensfreude, seine geballte Energie, seine ausgeprägte Abenteuerlust färben auf mich ab. Ich war immer mehr die Brave, Angepasste, Zurückhaltende, Zögernde, von vielen Ängsten und Zweifeln Geplagte, ähnlich meiner Wally. Jetzt bin ich sehr viel entspannter, gleichgültiger und schneller wieder aus einer miesen Laune heraus, wenn Paul seiner ausgeprägt anarchischen Persönlichkeit freien Lauf lässt.

Paul, mein geliebter Anarchist

Paul ist ein Räuber, ein Halunke, ein Rabauke! Er genießt sein paradiesisches Leben in vollen Zügen! Er hat ein Selbstbewußtsein, das bis zum Himmel reicht, damit könnte er in menschlicher Form Präsident von Amerika werden. Nichts kann all das erschüttern! Ihm gehört die ganze Welt!
Wir haben es zum ersten Mal, aber nur ganz kurz, mit klassischer Hundeerziehung versucht, weil wir vor der Rasse gewarnt wurden. Bei einem Hovawart müsse man einen langen Atem haben, konsequent und stringent sein. Sie würden ihre Grenzen austesten und bis zu ihrem dritten Lebensjahr ihre Phasen haben. Aber dann hätte man den Hund fürs Leben!

Eine mir sehr sympathische Hundetrainerin widerspricht der traditionellen und gängigen Hundeerziehung und plädiert für eine Freundschaft auf Augenhöhe. Keine Kommandos, kein harscher Ton, keine Bestrafung, keine Überbeschäftigung und kein blinder Aktionismus. Gerade im rechten Moment war sie meine Entdeckung, meine Erleuchtung! Denn mit langweiligen Kommandos erreichte man bei Paul in der Tat rein gar nichts. Er zuckte nicht mal mit der Wimper, schaute uns verständnislos an, um auf keinen Fall unseren überflüssigen, nicht nachvollziehbaren Wünschen nachzukommen! Er mag beim Schnüffeln nicht abgelenkt werden, nach zweimal Apportieren ist er genervt und unkonzentriert.
Vorweg: So ganz reibungslos funktioniert auch das Antiautoritäre nicht. Wir haben mittlerweile unseren ganz eigenen Weg gefunden, die sogenannte Paul-Methode in Kombination mit den Bürstenbindern…

Hund oder Hovawart – das ist hier die Frage

Paul ist wahrscheinlich unser erster ‚richtiger‘ Hund! Er tickt einfach anders und da mussten und müssen wir uns natürlich noch immer einfinden. Zum Hovawart sind wir wie die Jungfrau zum Kinde gekommen. Wären Paul und seine acht Geschwister nicht im Tierheim gelandet, würde jetzt ein Mischling auf unseren Sofas und in unserem Bett liegen. Aber nun ist es zufällig ein Hovawart. Liebhaber behaupten: Einmal Hovawart, immer Hovawart! So wird es bei uns definitiv nicht sein, weil es nur einen Paul geben kann! Wir sind von Paul, nicht von der Rasse, fasziniert! Und das hoffentlich noch ganz, ganz lange!

Meine hochgeschätzte Hundeerzieherin nach Waldorfschulen-Charakter plädiert für die leisen Töne und Kommunikation auf Augenhöhe und freundschaftlich. Ich auch! Das hat in der Vergangenheit in höchster Perfektion funktioniert. Wally ist legendär und wird es immer bleiben! Sie war von Geburt an wohlerzogen, es war nie ein rauer Ton nötig.
Aber Paul ist Paul! Ich wollte das Gegenteil von Wally, ich habe es bekommen! Und keine Sekunde bereut, das Universum hat perfekt geliefert! Und wahrscheinlich erfinden wir gerade eine ganz neue Art der Hundeerziehung! Wenn das gut geht, man weiß es ja noch nicht so genau, dann werde ich ein Buch über die Erziehung eines Hovawarts schreiben…

Wir sind die meiste Zeit ein sehr harmonisches Dreiergespann – Paul, mein Mann und ich. Wir passen prima zusammen. Paul kann sehr brav sein, aber er setzt Prioritäten! Er kommt freudig und meistens umgehend, wenn wir ihn rufen. Keine Probleme mit Joggern, Radfahrern oder Spaziergängern.
Was Paul in höchstem Maße auszeichnet und das ist auch ein wesentlicher Unterschied zu Wally, die ihre Artgenossen gar nicht mochte: Paul hat eine unglaublich hohe soziale Kompetenz! Wenn er mit seiner Schwester spielt, könnte man meinen, sie brächten sich um. Trifft er auf einen zurückhaltenden oder ängstlichen Hund, passt er sich dessen Niveau an. In seinem noch so jungen Alter, hat er sich instinktiv schon mehrfach als Therapiehund bewährt: Mehrere Hunde können jetzt schwimmen, Treppen steigen oder mit Artgenossen angstfrei spielen. Das macht er einfach so, das hätten wir ihm wahrscheinlich nie im Leben beibringen können.

Nichts ist wirklich schlimm oder ein ernsthaftes Problem, was Paul macht! Er springt (noch) gerne Menschen an, was darin seine Begründung findet, dass wir in einer Kleinstadt leben, in einem idyllischen Altstadt-Viertel, wo jeder jeden kennt. Wie groß war die Freude aller über den süßen kleinen Puschel, den wir mit 9 Wochen aus dem Tierheim geholt haben. Er kannte nur Freude und liebe und ihm wohlgesonnene Menschen! Mit nunmehr einem Jahr und annähernd 30 Kilo Kampfgewicht hält sich die Begeisterung mittlerweile in Grenzen, wenn er hochspringt und damit oftmals größer als sein Gegenüber ist. Mit Rücken zukehren und Knie anheben kommt man bei Paul nicht weiter! Auch nicht mit einem bestimmten „Aus“ oder Schimpfen. Er freut sich und ist in seinem Enthusiasmus nicht zu bremsen! Irgendwann, da bin ich mir ganz sicher, wird er es sein lassen. Aber er bestimmt, wie es sich für einen Anarchisten gehört, den Zeitpunkt.

Was es mit den Bürstenbindern auf sich hat

Paul ist unglaublich aufmerksam, keiner meiner Schritte entgeht ihm. Er ist mein ständiger und treuer Begleiter, weiß genau, was als nächstes kommt, wenn ich die Einkaufstasche klar mache. Stolz und entspannt wartet er im Auto auf dem Fahrersitz zusammengerollt, bis ich vom Supermarkt zurück komme. Er kennt genau die Zeiten, wann er sein Essen bekommt. Erinnert mich an die Zeitung, die eine Nachbarin für uns an ihrer Haustür deponiert, wenn wir vorbei laufen. Liebt es zu kuscheln, ist unglaublich anhänglich und verschmust. Noch nie bin ich morgens mit so viel Freude geweckt worden. Sobald es hell wird, leckt er mich ganz vorsichtig am Hals, immer die gleiche Stelle. Und sobald ich einen Fuß vors Bett setze, spürt man Pauls Freude auf den Tag, auf seine Abenteuer… Yeah, ein neuer Tag! Ganz viel Gassi, das Schwesterchen treffen, Essen, Leckerlies und ganz viele Räubereien…

Unsere einzige und größte Baustelle: Paul ist ein gieriger Vielfraß! Er mutiert zu einem anderen Hund, wenn er Essen riecht! Danach riecht es bei uns und mir als Foodblogger natürlich ständig! Kein Tisch, kein Schrank sind ihm zu hoch. Er stiehlt alles, was in seiner Reichweite ist. In einer Geschwindigkeit und mit einer Zielsicherheit, die einzigartig sind! Ich liebe diesen schwarzen Teufel über alles, aber wenn ich ihn sehe, wie er mit seinem athletischen Oberkörper auf dem Esszimmertisch oder der Küchenanrichte liegt, ist diese Liebe für einen kurzen Moment erschüttert… Wahllos schlingt er alles in Sekundenschnelle weg, gründlicher als ein Staubsauger! Eine komplette Sushi-Platte an Weihnachten, einen Vorrat an Sommerrollen, Endiviensalat, einen halben Marmorkuchen, Brot vom Schneidebrett, Hafermilch aus dem Milchaufschäumer, Guacamole, Frittierfett, eingeweichte Pfannen in der Spüle, Biomüll, Herrchens Büroverpflegung, die ich am Vorbereiten bin… So gründlich kann ich gar nicht sein, so schnell im Denken nicht sein… Kein Tag ist seit seinem Einzug vergangen, an dem er nicht eine ihm günstige Gelegenheit genutzt hätte! Draußen geht das Dilemma weiter, es gibt nichts, was er nicht riecht und sofort verschlingt. Angefangen beim ausgespuckten Kaugummi, halb gegessenen Dönern, Pizzen und Burgern, die in den Büschen liegen. Den unappetitlichen Rest verschweige ich aus ästhetischen Gründen…

Wir haben es in Gutem versucht, wir haben ihn wie Michel aus Lönneberga ins Exil geschickt, wenn er im wahrsten Sinne des Wortes wieder einmal etwas (aus)gefressen hat. Es hat nicht geholfen! Ich wollte nicht schimpfen, ich mag selbst auch keine lauten Töne. Wer schreit, hat Unrecht! Aber es ist das einzige, was ihn ein ganz klein bisschen beeindruckt, wenn er und ich streiten wie die Bürstenbinder. Ich schimpfe, er bellt mich an und wirft mir aufmüpfige Blicke zu. Ich schimpfe zurück, er bellt… „Du bist ein böser Paul, ein Dieb, ein Räuber, das ist nicht in Ordnung, was du machst, es kann doch nicht dein Ernst sein, dass du nicht begreifen willst, dass du das nicht darfst“… So geht das eine Weile, bis ich heiser bin und er beleidigt abzieht. Auf SEIN Sofa! Mit mürrischem Blick, funkelnden Augen und mehreren Seufzern. Ich reagiere nicht, würdige ihn keines Blickes. Das mag er nicht! Irgendwann kommt er, springt an mir hoch und leckt mir übers Gesicht. Ich muss lachen, wir versöhnen uns. Mindestens dreimal täglich…

Pauls 1. Geburtstag

Jetzt ist dieser Bursche schon 1 Jahr alt. Es sind gefühlt ein paar Wochen, dass wir ihn zu uns nach Hause geholt haben… Ich habe die Welpenphase so unglaublich genossen, am liebsten hätte ich die Zeit angehalten…
Ich kann mich noch so gut an Wallies 1. Geburtstag erinnern, ein wunderschönes Halsband mit Nieten und Strasssteinen hat sie bekommen, sündhaft teuer, aber es hat sie bis zum Schluss noch schöner gemacht, als sie ohnehin schon war. Pauls Geburtstagsgeschenk? Er ist ein Kerl, er macht sich nichts aus Halsbändern… Wenn es nach ihm ginge bräuchte er gar keins…
An dieser Stelle habe ich zum ersten Mal ein schlechtes Gewissen meiner Wally gegenüber… Sie bekam Jahr für Jahr ihren obligatorischen Geburtstagskuchen, weil sie auch so gerne gegessen und genossen hat. Aber für Paul stand ich jetzt geschlagene drei Tage in der Küche und habe ihm Kuchen und viele verschiedene Kekse gebacken, eigens Rezepte dafür entwickelt. Womit sonst könnte man einem Vielfraß Freude bereiten? Mit Bergen an Leckereien! Ich kann es nicht zählen, wie oft ich ihn ins Exil schicken musste, weil er den Braten gerochen hat, mir beim Backen nicht von der Pelle gerückt ist, um bei jeder günstigen Gelegenheit den rohen Teig aus der Schüssel, die heißen Kekse aus dem Backofen oder die Backwerke beim Auskühlen zu stehlen… Und die Bürstenbinder waren natürlich auch wieder reichlich mit von der Partie…

Ach ja, zu Ehren Pauls 1. Geburtstag wird es die Tage eine neue Kategorie auf meinem Blog geben, die natürlich PAUL heißen wird. Anfänglich gefüllt mit ein paar Rezepten… Meine drei Backtage waren sehr erfolgreich, wenn ich das aus Pauls Gier rückschließen kann, weshalb ich die Backwerke unbedingt verewigen und weitergeben möchte. Was sonst noch so Thema sein wird, steht in den Sternen, aber Paul werden die Ideen bestimmt nicht ausgehen…

Herzlichen Glückwunsch, meinem süßen Paulchen! Bleib wie du bist! Aber vielleicht ein klein wenig mehr Zurückhaltung beim Essen und Stehlen, dann bist du perfekt!