Geflochtener Nusskranz nach Großmutter Art

Ich kann nicht sagen, warum ich mich so lange nicht an diesem wunderbaren Hefegebäck versucht habe. Das ich immer so sehr geliebt habe, weil meine Oma den weltbesten gefüllten Hefekranz gebacken hat. Ich denke oft daran, wie ich als Kind neben ihr am Küchentisch stand und ihr beim Zubereiten zugesehen habe. Ich weiß das noch wie heute.

DER Lieblingskuchen meiner Kindheit: gefüllter Nusszopf

Wie sie ihn ohne ein Rezept gebacken hat, ohne auch nur eine Zutat abzuwiegen. Das kann ich bis heute nicht, nach Augenmaß backen. Kochen schon, aber nicht backen. Ich kann improvisieren, Zutaten variieren, die Mengen etwas anpassen, bis die Konsistenz passt – immerhin.
Der Hefeteig wurde dünn ausgerollt. Natürlich ohne Zollstock, einfach nach Gefühl. Schließlich mit flüssiger Margarine, Nüssen, Kakao, Zucker und Rosinen belegt, aufgerollt und ab damit in den Ofen.

Keine Frage, warm schmeckte der Nusskranz am besten. So ist das nun mal mit Hefegebäck. Sollte morgens gebacken, spätestens am Nachmittag gegessen werden. Den Rest kann man einfrieren oder am nächsten Tag noch mal kurz aufbacken. Da wird jeder seine Methode haben.
Es gibt durchaus ein paar Kuchen in meinem Repertoire, die von Tag zu Tag noch besser schmecken und sogar saftiger werden. Allen voran mein Schokoladenkuchen mit Birnen oder der Russische Zupfkuchen. Aber Hefegebäck gehört definitiv nicht dazu.

Gefüllter Hefekranz mit Nussfüllung

Letzte Woche gab es auf Facebook die Frage, welcher Kuchen uns an unsere Kindheit erinnern würde. Ich musste nicht lange überlegen, sofort kam mir der gefüllte Hefekranz meiner Großmutter in den Sinn. Gleichzeitig dachte ich daran, wie oft Rezepte in Kochbüchern oder im Internet als „Großmutter Art“ angepriesen werden. Lange hat mich dieser Zusatz in den Bann gezogen, lange war er der zündende Funke, warum ich mich für ein Rezept entschieden habe. Irgendwann kam die Ernüchterung und die Erkenntnis, dass man viel behaupten kann, wenn der Tag nur lang genug ist oder was die Suchmaschinenoptimierung eben so vorgibt. Das Ergebnis hat mich selten bis nie überzeugt. Oder die Großmütter konnten nicht backen. Na ja, schließlich sind die Geschmäcker auch verschieden.

Trotzdem lehne ich mich jetzt einmal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass meine Rezepte halten, was sie versprechen und zumindest das Gesamtprädikat ‚gut‘ erhalten.
So auch meine Variante eines mit Nüssen gefüllten Hefekranzes. Bereits nach dem zweiten Versuch war ich überzeugt. Ich hatte schließlich noch einen ordentlichen Schuss Mandellikör in die Nussmasse gegeben. Das machte sie geschmeidiger und perfektionierte den Geschmack.

Saftiger Nusskranz mit Mandellikör

Geschmäcker verändern sich. Es gibt leider keine Möglichkeit, das Original mit meinem Nachbau zu vergleichen. Meine Großmutter ist schon lange verstorben, ein Rezept existiert nicht. Es muss als Urteil genügen, dass ich am Samstag Nachmittag, als ich das erste, noch lauwarme Stück kostete, für zumindest einen kurzen Moment sehr glücklich war. Sogar mein Mann meinte, dass ihm dieser Nusskranz so gut schmecken würde, wie noch keiner zuvor.

Ich meine mich zu erinnern, dass meine Großmutter ein Ei im Hefeteig verarbeitet hatte. Braucht man nicht, würde sie bestimmt nicht vermissen oder bemängeln.
Ansonsten sind Mandeln und Haselnüsse in verschiedener Form in der Nussmasse enthalten, reichlich Kakao, geschmolzene Margarine, Puderzucker, Kakao Nibs (gehackte Kakaobohnen) für den extra Schokogeschmack und ein ordentlicher Schuss Mandellikör, der die Masse so schön streichfähig macht.

Schließlich habe ich den Kranz nicht nur aufgerollt, sondern die Rolle in der Länge mit einem Messer geteilt und die beiden Teigstränge schließlich im Wechsel übereinandergelegt. Dadurch verteilt sich die Nussmasse so schön an der Oberfläche. Der tiefere Sinn erschließt sich spätestens beim Machen.
Zum Schluss habe ich den rohen Kranz mit Pflanzenmilch bestrichen und mit etwa einem Esslöffel Rohrohrzucker bestreut. Das macht eine schöne Kruste.

Rezept für Geflochtener Nusskranz nach Großmutter Art

Zutaten:

Für den Hefeteig

  • 400 g Dinkelmehl (Typ 630)
  • 1/4 TL Salz
  • 60 g Zucker
  • 200 ml Pflanzenmilch
  • 1/2 Würfel frische Hefe
  • 60 g Margarine

Für die Nussfüllung

  • 100 Gramm gemahlene Haselnüsse
  • 100 Gramm gemahlene Mandeln
  • 100 Gramm gehackte Haselnüsse oder Haselnusskrokant
  • 50 Gramm Puderzucker
  • 50 Gramm Kakao Nibs
  • 2 EL Kakao
  • 1 TL Zimt
  • 125 Gramm Margarine
  • Mandellikör (optional)

Für die Kruste:

  • 100 ml Pflanzenmilch
  • 1 EL Rohrohrzucker

Zubereitung:

Für den Hefeteig Mehl, Salz und 50 g Zucker in einer Schüssel mischen. Milch lauwarm erwärmen. In die Mehlmischung eine Mulde graben, die Hefe hineinbröckeln, mit dem Rest Zucker und etwa 50 ml Milch zu einem kleinen Vorteig verrühren, 10 Minuten ruhen lassen. In der restlichen Milch die Margarine schmelzen. Die Milch zur Mehlmischung geben und per Hand oder mit dem Knethaken der Küchenmaschine zu einem glatten Teig kneten. Etwa 45 Minuten zugedeckt an einem warmen Ort ruhen lassen.

Für die Nussmasse Margarine schmelzen. Nüsse, Puderzucker, Kakao, Kakao Nibs und Zimt mischen, Margarine und Mandellikör dazugeben und cremig rühren.

Den Hefeteig noch einmal gründlich kneten und auf einer bemehlten Fläche zu einem Rechteck ausrollen (etwa 30 x 50 cm).
Die Nussmasse darauf verteilen und rundherum einen Rand von 2 cm frei lassen. Den Teig von der schmalen Seite beginnend aufrollen. Die Roulade der Länge nach mittig aufschneiden und die beiden Teigstränge immer im Wechsel übereinander legen. Die Kanten an Anfang und Ende festdrücken. Den Zopf zu einem Kranz zusammenfügen und die Enden miteinander verblenden.

Etwa 30 Minuten erneut an einem warmen Ort gehen lassen.
Mit Pflanzenmilch bestreichen und darüber den Zucker streuen.

Den Backofen auf 180 Grad vorheizen.
Auf der 2. Schiene von unten ungefähr 30 Minuten backen und im ausgeschalteten Ofen etwas ruhen lassen.

Auf einem Kuchengitter auskühlen lassen und mit Puderzucker bestreuen.