Herzhafte Räuchertofu-Frikadellen – wunderbar wandelbar
Ich habe sehr viel in den letzten Monaten meines Lebens dazu gelernt… Ich bin unglaublich stolz, dass ich immer mehr meiner alten Denk- und Verhaltensmuster über Bord werfe und manchmal über mich selbst hinauswachse. Ich kann noch nicht einmal sagen, woran es liegt. An Corona? Hätte man mir vor einem Jahr erzählt, dass die ganze Welt angehalten ist, zu Hause zu bleiben und sich mit Vorräten einzudecken, ich hätte es nicht geglaubt! Oder findet mein Sinneswandel seine Begründung in meinem anarchischen Hundebaby, dessen unglaubliche Lebensfreude und Abenteuerlust ansteckend sind. Oder vielleicht an meiner konsequent veganen Ernährung? Ernährung hat nun mal sehr viel Einfluss auf die physische und psychische Gesundheit… Alles ist auf alle Fälle ungefähr im gleichen Zeitfenster passiert…
Einerlei, Hauptsache, es ist, wie es ist! Eine merkwürdige Einleitung für das, was jetzt kommt… Ein Rezept für eine Tofu-Bulette…
Aber Tofu stand nie besonders hoch im Kurs bei mir, selbst zu meinen vegetarischen Zeiten nicht. Für den Allesesser ja schon fast ein Schimpfwort. Tofu. Oder vegan. Böse, böse. Ich nehme mich nicht aus. Ich hatte auch meine Vorurteile, weil die Veganer, auf die ich getroffen bin zum größten Teil nicht mein Menschenschlag waren. Sie haben es auch gerne heraushängen lassen, den Zeigefinger erhoben. Aber nie aufgeklärt, warum man vegan ist. Nur immer geschimpft, dass die Kinder in der Schule gemobbt werden und man das Vitamin B 12 mit Linsen kompensieren kann. Und diejenigen, die eher meine Kragenweite sind, haben sich nicht geoutet… Schade, sonst hätte ich schon sehr viel früher die Kurve bekommen! Der einzige Grund, warum ich mit großer Freude und all meinen Sinnen vegan bin: das Tierwohl!
Hat man sich für eine vegane Ernährung entschieden, dann kommt man um Tofu irgendwann nicht mehr herum! Tofu ist ein wichtiger Eiweiß- und Calciumlieferant, dabei relativ fettarm. Das ruft dann wieder die fadenscheinigen Kritiker auf den Plan… Wir Veganer sind schuld am Abholzen des Regenwaldes, der für die Anbauflächen von Soja benötigt wird. Zu meiner Verteidigung: ich achte diesbezüglich auf Bioqualität, das minimiert außerdem das Risiko der Genmanipulation.
Warum ist Tofu überhaupt so unbeliebt? Er schmeckt relativ neutral, wenn er unverarbeitet ist. Aber das tut ein Steak oder die Hühnerbrust auch… Da muss man sich auch erst ein wenig Mühe geben, bis das Geschmackserlebnis einsetzt. Das ist mit Tofu nicht anders! Ich widme der Zubereitung demnächst etwas mehr Aufmerksamkeit und werde diverse Zubereitungsweisen vorstellen. Dafür folge ich auf Instagram einigen sehr innovativen Köchen, deren Fokus auf der Zubereitung von Tofu liegt. Coole Köche, tätowiert, mit langen Bärten und muskelbepackt, die genauso gut am Barbecue-Grill stehen könnten, um Steaks zu braten.
Ich habe also dazu gelernt und meine Vorurteile gegen Tofu abgelegt! Nicht nur ich, auch mein Mann. Und in irgend einer Weise ist ihm dieser Beitrag heute auch gewidmet, weil ich dieses Rezept für ihn entwickelt habe. Weil er Buletten über alles liebt! Zu jeder Tages- und Nachtzeit, kalt oder warm, groß oder klein… Und ich bin ihm so unendlich dankbar, dass er ohne Diskussion und Überredungskünste inzwischen auch vegan is(s)t. Einfach nur, weil ich ihm von den traurigen und schäbigen Hintergründen der Fleisch- und Milchindustrie erzählt und ihm das ein oder andere Bild gezeigt habe. Er wäre nicht mein höchst geschätzter Mann, hätten die traurigen Tatsachen von Massentierhaltung, Kastenständen und Milchindustrie nicht auch sein Essverhalten beeinflusst. Mich beeindruckt es sehr, wie selbstverständlich er hinter unserer neuen Ernährungsphilosophie steht!
Vieles lässt sich problemlos und ohne Geschmacks- oder Genussverluste veganisieren, bei den Frikadellen war ich mir nicht so sicher. Natürlich schmecken sie anders… Aber sie schmecken besonders, außergewöhnlich und herzhaft.
Die Basis ist geräucherter Tofu, der von Hause aus einen angenehmen Eigengeschmack mit sich bringt. Er schmeckt auch ohne große Veränderungen schon pur aufgeschnitten. Ich mag ihn besonders gerne, wenn er in Olivenöl knusprig gebraten und mit buntem Pfeffer gewürzt wird. So macht er sich sehr gut zum Beispiel als Topping für einen Salat oder als Füllung in einem Sandwich.
Rezept für Räuchertofu-Frikadellen
Zutaten:
(für ca. 10 Stück)
- 350 g Räuchertofu
- 4 Schalotten
- 1 rote Paprikaschote
- 80 g Paniermehl
- 2 TL mittelscharfer Senf
- 3 TL scharfes Paprikapulver
- Meersalz
- frisch gemahlener schwarzer oder bunter Pfeffer
- 4 Olivenöl
Zubereitung:
Räuchertofu und entkernte Paprika mit einer Reibe oder einem Multihäcksler zerkleinern. Schalotten sehr fein würfeln.
Tofu, Paprika (samt Saft), Schalotten, Paniermehl, Senf und Gewürze mischen und zu einem homogenen Teig verkneten. Falls die Masse zu trocken ist, esslöffelweise Wasser dazu geben, bis sich schöne Frikadellen formen lassen, die nicht auseinander fallen.
Es empfiehlt sich, den Teig etwa eine Stunde ruhen zu lassen, dann zieht die Flüssigkeit noch besser in das Paniermehl ein und er bröckelt nicht.
Mit nassen Händen schöne, flache Frikadellen formen. Am besten nicht zu groß, dann lassen sie sich besser und unfallfrei wenden.
In heißem Olivenöl goldbraun braten. Zuerst auf einer Seite, daher nicht zu früh wenden. So entsteht eine Kruste und die Masse fällt nicht mehr so leicht auseinander. Dann die andere Seite knusprig braten. Auf Küchenpapier abtropfen lassen.
Und jetzt? Möglich ist damit nun alles… Einfach pur genießen, klassisch zu Kartoffelsalat oder als kleine Leckerei zu einem schönen Salatteller.
Ein kleines Festtagsessen gibt es mit knusprig gebratenen Süßkartoffelwürfeln. Dazu einfach nur die Süßkartoffeln würfeln, mit Meersalz und Pfeffer würzen und in Olivenöl knusprig braten.
Ganz großartig schmecken die Frikadellen auch in einem Sandwich. Hierfür habe ich ein bereits ein Rezept gepostet, einfach die Räuchertofu-Scheiben durch die -Buletten ersetzen.