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Süßkartoffel aus dem Ofen mit knusprigen Kichererbsen und Guacamole

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Ich weiß mal wieder gar nicht, wo ich zuerst anfangen soll. Ich habe so furchtbar viel zu erzählen, einiges liegt mir auf und an dem Herzen und ein wenig traurig bin ich auch. Aber nur ein bisschen. Weil ich auf den sozialen Medien merke, dass alte Freunde meine Beiträge ignorieren. Vornehmlich meine allesessenden. Sie fühlen sich höchstwahrscheinlich unwohl, weil ich aus meiner Überzeugung als Veganerin heraus, Beiträge aus der (Massen)Tierhaltung teile, die sehr traurig und unangenehm sind. Aber genau diese Beiträge waren es, die mich wachgerüttelt haben. Herzlos war ich nie. An Empathie fehlte es mir auch nicht. Ich wusste schlicht und ergreifend nicht, was sich hinter den Stall- und Schlachthofwänden abspielt. Vegetarisch war ich schon viele Jahre, weil man bei einem Stück Fleisch auf dem Teller zwangsläufig mit dem vermeidbaren Tod eines Tieres konfrontiert ist. Vermeidbar, weil es nicht hätte sterben müssen, wenn ich es nicht hätte essen wollen.
Das mit den Milchkühen wusste ich 50 Jahre lang nicht. Als ich dann aufgeklärt wurde, auch nicht gerade mit Samthandschuhen, war sofort Schluss mit den Milchprodukten. Natürlich war ich zunächst etwas ratlos, wovon wir uns zukünftig ernähren sollten. Denn im Kühlschrank herrschte gähnende Leere, nachdem ich alle Milchprodukte ausgeräumt hatte. Aber es war nebensächlich. Wir würden schon nicht verhungern.

Ich sehe es seither als meine Pflicht, mein Wissen weiterzugeben. Ich mache das mit besten Absichten, den Tieren zu helfen. Nicht um jemanden zu beleidigen. Ich habe mich damals persönlich bei meiner veganen Facebook-Freundin für ihre Beiträge bedankt. Ich habe mich unglaublich schlecht, oberflächlich und herzlos gefühlt. Mein schlechtes Gewissen plagt mich bis heute. Bestimmt mache ich unbewusst noch Fehler, aber ich gebe mein Bestes und kann sie mir gegebenenfalls eingestehen.

Süßkartoffel mit knusprigen Kichererbsen und Guacamole

Nun bin ich niemand, der laut trommelt, anklagt und schimpft. Meine tierleidfreien Rezepte polieren nicht mein Ego, sondern sollen inspirieren, unterstützen und als Beispiel dienen, dass Genuss auch weiterhin möglich ist! Ich war doch auch einst auf der anderen Seite. War eine Meisterin im Zubereiten von Rinderfiletsteaks, Côte de Boeuf, knusprigen Hühnchen und Thunfisch. War zu Gast bei vielen Sterneköchen.
Gaumenfreuden sind aber kein Exklusivrecht der Allesesser. Ein wenig guter Wille, Experimentierfreude und Lust darauf, neue Wege zu beschreiten, genügen, um seiner Ernährungsform zum Wohl der Tiere ein neues Vorzeichen zu geben. Sogar gänzlich ohne die verpönten Ersatzprodukte. So haben sich in den letzten drei Jahren einige Rezepte hier angesammelt, die nichts vermissen lassen. Meinen Kuchen merkt man es nicht an, dass Eier und Butter fehlen, meine Hauptgerichte und Desserts machen auch Allesesser glücklich und satt. Es sind noch immer die Vorurteile, die vegane Gerichte unattraktiv machen, nicht das Ergebnis.

Nach dieser langen Vorrede jetzt mein neues Rezept, das meine These von Genuss und Auf-nichts-verzichten-müssen untermauert: meine Vorstellung einer perfekten Ofenkartoffel. Sie hat mich heute beim Essen wieder ein wenig glücklich gestimmt.
Nicht 08/15 eine langweilige, dicke Kartoffel mit ordentlich Sauerrahm. Sondern eine aromatische Süßkartoffel mit würzig-knusprigen Kichererbsen und fruchtiger Guacamole. Das perfekte Zusammenspiel von Süße, Säure und Schärfe und kalt und warm. Ein unkompliziertes Highlight für alle Jahreszeiten und Gelegenheiten.

Geheimtipp: Guacamole aus Erbsen statt aus Avocados

Die Mär von der Klimasünde Avocado habe ich in meinem Erbsen-Guacamole-Rezept entkräftet. Ein leidenschaftlicher Kaffeetrinker hinterlässt den weitaus schlechteren Fußabdruck. Allerdings würde Erbsen-Guacamole hier ebenso gut passen, wenn man gerade keine perfekt gereiften Avocados zur Hand hat.
Mit der Würze ist das natürlich immer so eine Sache. Es fällt mir manchmal sehr schwer, genaue Mengenangaben zu nennen. Ich mag es zum Beispiel sehr gerne scharf und drehe die Pfeffermühle eher einmal mehr als weniger oder nehme gleich Chili. Den Kichererbsen kann man durch Curry oder geräuchertes Paparikapulver eine komplett andere Geschmacksrichtung geben. Auch Garam Masala oder Kreuzkümmel sind Optionen.
Ich empfehle hochwertige Gewürze aus dem Biomarkt oder direkt vom Gewürzhändler. Das macht den feinen Unterschied. Auch feste Süßkartoffeln vom Wochenmarkt schmecken wesentlich besser, als die schrumpligen aus dem Supermarkt. Man könnte die Schale dann auch bedenkenlos mitessen, aber sie lässt sich sehr leicht mit Messer und Gabel lösen.

Rezept für Süßkartoffel aus dem Ofen mit knusprigen Kichererbsen und Guacamole

Rezept für 2 Personen

Zutaten:

  • 2 mittelgroße Süßkartoffeln (à etwa 400 Gramm)
  • 1 kleine Dose Kichererbsen (400 Gramm)
  • 2 Avocados
  • 2 Knoblauchzehen, gepresst
  • 20 Cocktailtomaten, geviertelt
  • 1 Zitrone (Saft)
  • 4 EL Olivenöl
  • 1 TL geräuchertes Paprikapulver
  • 1 TL Curry
  • Kräutersalz
  • frischgemahlener, schwarzer Pfeffer oder Chiliflocken

Zubereitung:

Backofen auf 180 Grad vorheizen (Ober- und Unterhitze).

Süßkartoffeln gründlich waschen (nicht schälen) und in Backpapier wickeln.

Die Kichererbsen abgießen, gründlich mit kaltem Wasser abbrausen und vorsichtig mit Küchenpapier abtrocknen. In einer Schüssel mit 2 EL Olivenöl mischen und zusammen mit den Kartoffeln auf dem Backblech verteilen. Das Backblech auf die mittlere Schiene schieben.

Die Kichererbsen zunächst 30 Minuten im Ofen backen. Die Süßkartoffeln brauchen etwa 1 Stunde.

In der Zwischenzeit die Guacamole zubereiten.
Dafür die Avocados halbieren, die Kerne entfernen und jeweils mit Hilfe eines Löffels die Hälften aus den Schalen lösen. Das weiche Fruchtfleisch in einen tiefen Teller geben und zusammen mit dem Knoblauch, dem Zitronensaft, Salz, Pfeffer und dem restlichen Olivenöl mit einer Gabel zerdrücken und gut mischen. Die Tomatenviertel unterheben.

Die Kichererbsen in einer Schüssel mit Paprika, Curry, Salz und Pfeffer würzen und erneut für weitere 10 Minuten knusprig backen. Die Gewürze werden nicht gleich zu Beginn dazugegeben, weil sie sonst verbrennen und bitter schmecken würden.

Nach etwa 1 Stunde mit einem Spieß prüfen, ob die Kartoffeln gar sind. Ansonsten im ausgeschalteten Ofen bei geschlossener Tür noch ein paar Minuten verweilen lassen.

Die Süßkartoffeln auf einen Teller legen, mittig einschneiden und vorsichtig aufklappen. Mit den Kichererbsen und der Guacamole füllen. Vorm Anrichten noch etwas Zitronensaft und ein paar Tropfen Olivenöl über die Kartoffeln geben.

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